• 11.06.2017 10:33

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Kartbahn-Streit: Ralf Schumacher übt Kritik an Alonso

Fernando Alonso nimmt die Kritik von Ralf Schumacher an seiner Kartbahn in Oviedo nicht ernst: "Mir scheint, dass Ralf Publicity braucht"

(Motorsport-Total.com) - Zwei alte Rivalen prallen - viele Jahre nach ihrer letzten Begegnung auf der Formel-1-Strecke - wieder einmal aufeinander: Fernando Alonso und Ralf Schumacher. Während Alonso gerade in Montreal den Grand Prix von Kanada (Formel 1 2017 live im Ticker) bestreitet, kümmert sich Schumacher in Oviedo um den Einsatz seines KSM-Schumacher-Teams bei der Kart-EM in Oviedo - auf Alonsos relativ neuer Bahn.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher bekrittelt den Zustand der Alonso-Kartbahn in Oviedo Zoom

Aber die Freude über den Event mit über 160 Teilnehmern ist getrübt, weil sich schon in den Trainings herausgestellt hat, dass die Strecke vielen Fahrern und Teams große Sorgen bereitet. In der Kritik stehen vor allem die Formel-1-ähnlichen Kerbs, auf denen die Karts teilweise spektakulär abheben. Das führt zu Rippenschmerzen bei den Nachwuchs-Motorsportlern, aber auch zu dramatisch erhöhten Kosten wegen des hohen Materialverschleißes.

Schumacher, der sich bereits seit Jahren im Nachwuchs-Motorsport engagiert und im Kartsport mit großer Leidenschaft (und Geld aus der privaten Tasche) dabei ist, fühlte sich dazu gezwungen, mit einem Facebook-Posting auf die Situation aufmerksam zu machen. Die Situation sei "ungewöhnlich", schreibt er, denn: "Zum ersten Mal, seit ich zurück im Kartsport bin, fühlt es sich total verkehrt an, auf einer Strecke wie dieser zu fahren."

Er habe seine Bedenken bereits nach einem Test im Januar geäußert und die Kerbs beanstandet, damals wollte ihm jedoch niemand zuhören. Nun findet er, "dass wir auf CIK - oder FIA-Niveau nicht auf so einer Strecke fahren sollten. Wir zerstören mehr Material, als man sich vorstellen kann." Von den Rahmen, die normalerweise drei Rennwochenenden halten, braucht jeder Fahrer drei Stück. Mehrkosten für vier KSM-Schumacher-Fahrer: rund 40.000 Euro.

"Dieses Rennen wird allen Teilnehmern ein Vermögen kosten, und das nur wegen einer Entscheidung von Leuten, die die Bedürfnisse des Kartsports nicht verstehen", übt der 41-Jährige Kritik an Alonso und der FIA, die nicht auf die im Vorfeld geäußerten Bedenken reagiert haben. "Außerdem riskieren wir die Gesundheit unserer Fahrer, was ich unglaublich finde. Ich kann nur hoffen, dass die Leute anfangen, auf die Teams zu hören, um so etwas in Zukunft zu vermeiden."

Das Posting wirbelte vor Ort in Oviedo Staub auf, Schumacher bekam von vielen anderen Teilnehmern Zuspruch. Im fernen Montreal jedoch wird er nicht ernst genommen: "Mir scheint, dass Ralf Publicity braucht", redet Alonso, von 'Motorsport-Total.com' auf das Thema angesprochen, die Situation klein. "Er ist schon viele Jahre aus den Schlagzeilen raus und möchte sich mit dieser Geschichte wieder ins Gespräch bringen."

Auf den Randsteinen der Alonso-Kartbahn in Oviedo heben die Fahrer ab

Auf den Randsteinen der Alonso-Kartbahn in Oviedo heben die Fahrer ab ... Zoom

Anstatt konkret auf die Kritik einzugehen, versucht der McLaren-Star Schumachers Aussagen wegzulachen, indem er sich lustig macht: "Muss er halt seinen Fahrern sagen, dass sie auf dem Asphalt fahren sollten!", grinst er. "Alle anderen Teams scheinen ja keine Probleme zu haben." Und: "Vielleicht geht ihm das Geld aus." Aussagen, die Schumacher bedauert: "Schade, dass Fernando das ins Lächerliche zieht. Das hätte er eigentlich nicht nötig."

Gegenüber 'Motorsport-Total.com' schildert der Deutsche die Brisanz der Lage: "Hier stehen ganze Schlangen, weil die ganzen Karts repariert werden müssen. Hier werden Achsen ausgetauscht, das ist unvorstellbar. Den Fahrern tut alles weh. Aber man kann ja auch nicht einfach sagen, wir hören jetzt auf", seufzt er. Trotzdem gab es für sein Team am Samstag durch Paavo Tonteri einen Laufsieg; Sohn David wurde einmal Fünfter und einmal Siebter.

KSM-Schumacher-Mechaniker

... was den Mechanikern eine Menge zusätzlicher Arbeit beschert Zoom

Aber das ist für Schumacher zweitrangig, ebenso wie die finanziellen Verluste durch die erforderlichen Ersatzteile. Die kann er sich problemlos leisten - weniger wohlhabende Teilnehmer aber nicht. "So, wie die Strecke ist, ist sie einfach nicht okay", betont er. Die Art der Kerbs sei "über alle Köpfe hinweg entschieden" worden. Die Facebook-Kommentare beweisen, dass er mit dieser Meinung nicht alleine dasteht.

Doch Alonso winkt ab. Bei der Errichtung seien die CIK-FIA-Standards eingehalten worden: "Die sagen dir genau, wie die Strecke auszusehen hat, welche Auslaufzonen vorgesehen sein müssen, wie die Kurvengeschwindigkeiten sein dürfen, welche Kerbs montiert werden dürfen. Die sind ja Standard, für alle anderen Strecken auch. Danach haben wir uns gerichtet. Und dieses Wochenende hosten wir einen fantastischen Event mit mehr als 200 Fahrern."

Stolz verweist er darauf, dass schon 7.000 Kids an seinem Nachwuchsprogramm teilgenommen haben, 600 davon als Neueinsteiger. "Für Neueinsteiger passt die Strecke auch", sagt Schumacher. "Aber nicht für eine Veranstaltung auf CIK-FIA-Level." Alonso kontert: "Ralf hat selbst eine Kartstrecke in Deutschland. Er wollte dort die Europameisterschaft austragen. Aber vielleicht war die FIA mit seiner Strecke nicht zufrieden."

Was so nicht stimmt: Schumacher betreibt zwar eine Indoor-Kartbahn in Bispingen, doch für den EM-Lauf hatte sich der Erftlandring in Kerpen-Manheim beworben. Auf dem sind Ralf und Michael Schumacher zwar groß geworden, doch betrieben wird die Strecke nicht von ihnen. Trotz der Sticheleien aus Montreal sagt Schumacher: "Die Leute vor Ort geben sich Mühe, sind sehr nett und hilfsbereit." Unter anderem übrigens auch Alonsos Vater ...

Folgen Sie uns!

Formel-1-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Formel-1-Newsletter von Motorsport-Total.com!