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  • 10.06.2001 21:37

  • von Fabian Hust

Historischer Brudersieg in Kanada - Ralf vor Michael

Zum ersten Mal in der Geschichte standen mit Ralf und Michael Schumacher zwei Brüder ganz oben auf dem Podium

(Motorsport-Total.com) - BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher hat beim achten WM-Lauf im kanadischen Montreal seinen zweiten Formel-1-Sieg gefeiert. Der 25-Jährige fuhr ein starkes Rennen und ließ seinen Bruder Michael auf Ferrari hinter sich. Mika Häkkinen holte als Dritter seinen ersten Podiumsplatz in dieser Saison. Kimi Räikkönen erreichte für Sauber den vierten Platz vor Jean Alesi, der nach Monaco zum zweiten Mal in die Punkte kam. Pedro de la Rosa fuhr für Jaguar als Sechster seinen ersten WM-Punkt ein.

Titel-Bild zur News: Ralf und Michael Schumacher

Ralf und Michael Schumacher - die schnellsten Brüder der Welt

Schumachers ärgster WM-Rivale David Coulthard schied nach einem schwierigen Rennen 15 Runden vor Schluss mit einem Motorschaden aus. Sauber-Pilot Nick Heidfeld musste nach einer Kollision mit Eddie Irvine (Jaguar) aufgeben. Jordan-Honda-Pilot Heinz-Harald Frentzen ging nach einem Unfall im Freien Training erst gar nicht an den Start.

Das Rennen begann mit einem Start, bei dem für Kanada ungewöhnlicherweise kein Fahrer kollidierte oder von der Strecke rutschte. Nur Jacques Villeneuve kam mit seinem BAR-Honda zunächst nicht vom Fleck und verlor dadurch viele Plätze. Davor sortierte sich das Feld mit Michael Schumacher vor Ralf Schumacher und David Coulthard ein.

Während die Schumacher-Brüder dem Feld in großen Schritten davonzogen, konnte Rubens Barrichello mit einem leichteren Auto Boden gut machen. Giancarlo Fisichella leistete sich in der ersten Runde einen bösen Patzer, als er seinem eigenen Teamkollegen Jenson Button in das Heck fuhr. Der Benetton-Renault-Pilot musste mit abgebrochenem rechten Vorderrad an die Box fahren. Teamkollege Button gab 17 Runden später ebenfalls auf.

In der zweiten Runde war das Rennen für Nick Heidfeld und Eddie Irvine zu Ende. Jaguar-Pilot Eddie Irvine ging auf Grund seiner Zwei-Stopp-Strategie aggressiv zu Werke und wollte Heidfeld überholen. Dabei kollidierten die beiden Fahrer miteinander und drehten sich von der Strecke. Irvine entschuldigte sich für das missglückte Überholmanöver am Mönchengladbacher.

Rubens Barrichello konnte in Runde drei an David Coulthard vorbeigehen, der zwischen einer und zwei Sekunden langsamer als die Spitze war, was bereits auf Probleme am Auto hindeutete. Als Barrichello gerade auf Ralf Schumacher aufschloss, drehte sich Barrichello in der Haarnadelkurve und fiel zahlreiche Plätze zurück. "Ich hatte vorher Probleme mit dem Motor, der ständig Fehlzündungen von sich gab, deshalb musste ich die Traktionskontrolle abstellen", so Barrichello, der damit einen Hinweis darauf gab, dass er wohl auf den Einsatz der abgeschalteten Traktionskontrolle wartete, als das Heck seines Ferraris ausbrach.

Während Ralf Schumacher Bruder Michael dicht im Heck hing und immer wieder am Ende der Geraden Angriffsversuche wagte, war das Rennen für Teamkollege Juan-Pablo Montoya nach Monaco erneut vorzeitig beendet. In Runde 19 krachte der Kolumbianer in die Leitplanken und Rubens Barrichello, der sich direkt hinter dem 25-Jährigen befand, musste so stark ausweichen, dass er sich wegdrehte und ebenfalls in den Leitplanken landete. Für beide Piloten war das Rennen damit gelaufen.

Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke, und so konnte David Coulthard wieder aufschließen, der bis dahin weit über 12 Sekunden Rückstand auf das Führungsduo hatte. Nach der Safety-Car-Phase konnte Michael Schumacher Bruder Ralf zunächst ein wenig davonziehen, doch hing Ralf Schumacher dem Weltmeister wenige Runden später wieder dicht im Heck.

35 Runden vor Rennende war das Rennen für Lokalmatador Jacques Villeneuve gelaufen, der bei seinen Heimrennen kein Glück zu haben scheint. Mit einem Kupplungsschaden rollte der Kanadier aus. Für Teamkollege Olivier Panis nahm das Rennen sechs Runden später eine negative Wende. In den Punkten liegend musste der Franzose an die Box kommen, wo vier Runden lang am Auto repariert wurde. Nach drei Runden gab Panis dann endgültig auf.

24 Runden vor Schluss suchte Michael Schumacher die Box auf, Ralf Schumacher blieb auf der Strecke und drehte mit 1:17.205 Minuten die schnellste Rennrunde. Erst fünf Runden später suchte Ralf Schumacher die Box auf und konnte damit locker seine Führung verteidigen. Einmal mehr wurde der Ausgang eines Rennens an der Box entschieden und einmal mehr erwies sich die fehlende Tankkapazität zusammen mit des vermutlich auch höheren Verbrauch des Motors als entscheidende Schwäche des F2001.

Für David Coulthard war das Rennen 14 Runden vor Schluss auf Platz vier liegend beendet. In einer riesigen Rauchwolke verabschiedete sich der Mercedes-Motor auf der langen Geraden - nicht das erste technische Problem für den 30-jährigen Schotten, jedoch der erste Ausfall im achten Rennen. Für Jordan war das Rennen wenige Runden später ebenfalls gelaufen, als Jarno Trulli sein Auto auf Rang vier liegend abstellen musste. Kimi Räikkönen erbte die Führung. Kurioserweise war Trullis Teamkollege Ricardo Zonta zuvor zum Glück ohne Folgen dem finnischen Sauber-Piloten bei einem Überholversuch auf der Geraden ins Heck gekracht. Der Ersatzfahrer für Frentzen kam als Siebter ins Ziel.

Schon wenige Runden nach dem Start war abzusehen, dass Ralf Schumacher die besten Siegchancen haben würde. "Schumi II" hätte sichtbar schneller fahren können als sein Bruder, blieb aber geduldig, wohlwissend, dass er an der Box einen taktischen Vorteil haben würde. Einmal mehr erwies sich der FW23 zusammen mit dem BMW-Motor und den Michelin-Reifen auf einem schnellen Kurs im Rennen als überlegen. Für Ralf Schumacher, BMW und Michelin war es nach der Rückkehr nach Imola der zweite Sieg.

Michael Schumacher steckte nach dem klaren Platzwechsel durch den späteren Boxenstopp seines Bruders deutlich zurück. Der Ferrari-Pilot wusste, dass er gegen seinen Bruder keine Chance haben würde und trug die wichtigen sechs Punkte nach Hause. Dank des Ausfalls von Coulthard ist der Vorsprung im WM-Duell neun Rennen vor Saisonende auf 18 Punkte angewachsen.

Mika Häkkinen verdoppelte seinen WM-Punktestand auf acht Zähler dank seines ersten Podestplatzes in dieser Saison. Der Finne steckte lange Zeit im Verkehr fest, bewies aber, dass er konkurrenzfähige Zeiten fahren konnte, als er freie Fahrt hatte. Aufgrund seines schlechten Startplatzes verdankte der Finne seinen Platz den zahlreichen Ausfällen. Nur neun der 22 Piloten sahen am Rennsonntag die Zielflagge.

Kimi Räikkönen holte einmal mehr Punkte und fuhr ein fehlerfreies Rennen, das ihn auf den vierten Platz brachte. Jean Alesi konnte zum zweiten Mal in dieser Saison als Fünfter Punkte holen und freute sich sichtbar über den Sieg. Der Franco-Sizilianer sprang vor lauter Freude auf die Strecke und warf wie bei seiner letzten Punkteplatzierung in Montreal seinen Helm auf die Tribüne. Den letzten Platz holte Pedro de la Rosa, seine erste Punkteplatzierung im vierten Rennen für das Jaguar-Team.

Und auch wenn Michael Schumacher nicht seinen fünften Sieg in Montreal feiern konnte, schrieb der Rekordfahrer erneut Formel-1-Geschichte. Zusammen mit Ralf Schumacher sorgte er für den Eintrag in die Geschichtsbücher der Königsklasse des Motorsports als erstes Brüderpaar, das jemals einen Doppelsieg feiern konnte. Schumacher, dieser Name wird immer mehr unvergessen bleiben.