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  • 11.09.2012 19:51

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Hembery: Wie viele Boxenstopps braucht die Formel 1?

Eins, zwei, oder drei: Wie oft sollten die Fahrer der Formel 1 in einem Grand Prix zum Reifenwechsel abbiegen? Und wie kann Pirelli das umsetzen?

(Motorsport-Total.com) - "Und ob ihr wirklich richtig steht ..." - in der Formel 1 greift man bei der Strategie schließlich schnell einmal daneben. Speziell seitdem Pirelli die Reifenhoheit in der Rennserie übernommen hat, denn das Verhalten der Pneus ist meist unvorhersehbar bis überraschend. Die Formel 1 wurde durch die Pirelli-Reifen also um eine Variable erweitert. Beobachtern und Beteiligten schmeckt das aber nicht immer.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Boxenstopp bei Williams: Nur ein Service scheint den Fans kaum zu gefallen Zoom

Vor allem dann nicht, wenn ein Grand Prix gefühlt zu wenig Action bietet, obwohl neben den Reifen auch noch weitere technische Hilfsmittel wie DRS oder KERS für Spannung sorgen. Der erste Schuss der Kritiker zielt jedoch meistens auf die Pneus und deren Leistung ab. Und dabei werden die Leute rasch ausfällig, wie Paul Hembery, Motorsport-Direktor bei Pirelli, aus eigener Erfahrung weiß.

"Es ist ganz interessant", meint er. "Manche Leute verstecken sich hinter einer Emailadresse oder einem Tweet. Wenn man dann einmal direkt mit ihnen redet, stellt es sich dann oft ganz anders dar." Außerdem sei Pirelli an die Vorgaben gebunden, die man von den Verantwortlichen erhalte. "Und man hat uns nun einmal zum Ziel gesetzt, für zwei Boxenstopps pro Rennen zu sorgen", sagt Hembery.

Laut dem britischen Reifenexperten sollte man Pirelli aber weniger an der Anzahl der Reifenwechsel im Rennen messen, sondern daran, welche Leistung die Pneus zulassen. "Die Fahrer gehen mit dem, was ihnen zur Verfügung steht, ans Limit. Sie holen stets einhundert Prozent aus ihrem Paket heraus - in jeder Form von Motorsport", meint Hembery. Die Formel 1 bilde da überhaupt keine Ausnahme.

Auch wenn es manchmal den Anschein mache, die Piloten würden um den Kurs "schleichen", um ihre Reifen zu schonen. Was den Fans, die knallharten Rennsport sehen wollen, natürlich missfällt. Doch kein Rennen wurde zuletzt so kritisch bewertet wie der Große Preis von Indien 2011, meint Hembery. "Dort hatte es jeweils nur einen Boxenstopp gegeben." Entsprechend sei das Echo ausgefallen.

"Der Tenor war: 'Seid doch bitte nicht so konservativ, wir wollen Rennen sehen.' Idealerweise würde man natürlich sowohl Einstopp-, Zweistopp- als auch Dreistopp-Rennen haben. Das könnte man auch durchaus umsetzen. Wir könnten das", sagt Hembery, der sich persönlich eine "gesunde Mischung" wünschen würde. "Einfach ist das halt nicht. Mit vier Reifensorten müssen wir 20 Strecken abdecken."


Fotos: Young-Driver-Test in Magny-Cours


Und diese große Grand-Prix-Anzahl sei es allerdings, die dafür sorge, dass es eben keine Lotterie sei, betont Hembery. "Über eine Saison mit 20 Rennen passiert nichts durch Zufall. Wer am Ende den Titel holt, tut das aus gutem Grund. Es ist die Kombination aus bestem Fahrer und bestem Auto. Bei nur drei Rennen wäre das vielleicht anders, doch bei 20 Rennen wird am Schluss der Beste vorn sein."