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  • 17.01.2006 10:55

Heidfeld: "Das ist etwas ganz Besonderes für mich"

Nick Heidfeld im Interview über seine neue Herausforderung im BMW Sauber F1 Team, seine Erfahrungen als Familienvater und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Als er Ende 2004 nicht mehr für Jordan in Frage kam und zunächst auch das BMW WilliamsF1 Team nur als vage Möglichkeit erschien, glaubten viele an ein Ende der Formel-1-Karriere von Nick Heidfeld. Nun ist er wider Erwarten Teamleader beim BMW Sauber F1 Team, welches heute in Valencia offiziell vorgestellt wurde. "Quick Nick" sprach dabei über Erwartungen, Ziele und vieles mehr.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld geht mit mehr Zuversicht denn je in die neue Formel-1-Saison

Frage: "Nick, du bist sicher schon ganz heiß auf das erste Rennen?"
Nick Heidfeld: "Ja, ich kann es schon fast nicht mehr erwarten! Durch meinen Unfall habe ich die letzten fünf Rennen verpasst, und umso mehr freue ich mich auf den Saisonauftakt."#w1#

Heidfeld fühlt sich im BMW Sauber F1 Team pudelwohl

Frage: "Das erste Rennen steigt am 12. März in Bahrain. Wie aufregend ist es, mit einem neuen Team an den Start zu gehen?"
Heidfeld: "Ich habe in den letzten paar Jahren ja mehrere Teams kennen gelernt, aber das ist jetzt etwas ganz Besonderes für mich, denn der Unterschied zu meinen letzten Teams liegt am Commitment. BMW steht voll hinter diesem Projekt. Ich habe in der Formel 1 gesehen, was nötig ist, um erfolgreich zu sein. Das kostet einmal sehr viel Geld, aber BMW hat dennoch die Wahl getroffen, ein eigenes Team aufzubauen. Jetzt werden wir alles geben, um Erfolg zu haben."

Frage: "Du kennst beide Partner schon, BMW und Sauber. Wie ist es, mit ihnen zu arbeiten?"
Heidfeld: "Es hilft schon sehr, die Leute alle zu kennen. Am Anfang konnte ich den Vorteil dieser Fusion ehrlich gesagt nicht ganz erkennen, aber jetzt ist mir klar geworden, warum man diesen Schritt vollzogen hat."

Frage: "Worin unterscheiden sich Schweizer und Deutsche?"
Heidfeld: "In meinen Augen sind die Schweizer noch ein bisschen zurückhaltender als die Deutschen. Ansonsten denke ich - sofern man überhaupt verallgemeinern kann -, dass vieles, was man über die Deutschen sagt, auch auf die Schweizer zutrifft. Beispielsweise Pünktlichkeit und Genauigkeit."

V8-Motoren machen beim Fahren weniger Spaß

Frage: "Was sagst du zu den neuen Regeln?"
Heidfeld: "Man könnte meinen, dass es weniger Spaß macht, mit einem V8 zu fahren, was auch zum Teil stimmt. Wir müssen den Fahrstil ein wenig anpassen, mehr Geschwindigkeit durch die Kurven mitnehmen. Das ist ganz entscheidend."

Frage: "Du reist gerne mit Familie zum Rennen. Was bedeutet dir diese Begleitung?"
Heidfeld: "Das ist für mich eine Art moralische Unterstützung. Weniger an der Strecke als am Abend, denn ich kann so einfach besser abschalten. Ich freue mich immer sehr, wenn jemand von der Familie oder eben Patricia mitkommt. Dabei muss man sehen, dass das für sie eher langweilige Tage sind, weil ich als Fahrer so wenig Zeit habe."

Frage: "Wird Patricia mit der kleinen Juni auch wieder mitkommen?"
Heidfeld: "Sie wird mit Sicherheit ein paar Rennen besuchen, wenn auch nicht so viele wie in der Vergangenheit. Juni wird sicher mitreisen, aber nicht mit an die Strecke kommen. Da halte ich ein Baby für fehl am Platz. Juni ist bei ihrer Oma im Hotel besser aufgehoben."

BMW Sauber F1.06

Die BMW Sauber F1 Team Präsentation fand heute Morgen in Valencia statt Zoom

Frage: "Wie hat Juni dein Leben verändert?"
Heidfeld: "Sehr stark! Ich hatte mich vorher mit Leuten unterhalten, die versucht haben, mir zu vermitteln, wie das so ist. Aber die Realität übertrifft alle Vorstellungen. Für mich ist es das Schönste auf der Welt, ein Kind wie Juni zu haben. Und wir wollen auch noch mehr Kinder. Die Formel 1 ist dadurch nicht weniger wichtig für mich geworden. Aber das Leben hat eben auch noch einen anderen Sinn bekommen. Ich spüre auch, dass ich Misserfolge besser verarbeiten kann, wenn ich nach Hause komme, und dann ist die kleine Juni da."

Auch nach dem Unfall fährt Heidfeld gerne mit dem Rad

Frage: "Ist Fahrrad fahren nach dem Unfall noch dein Hobby?"
Heidfeld: "Ja, auf jeden Fall. Ich bin eine Weile nicht gefahren, weil es lange gedauert hat, bis die Schulter ausgeheilt war. Und ich bevorzuge auch wieder das Mountainbike statt des Rennrads. Das macht mir mehr Spaß und ist auch weniger gefährlich, als im Straßenverkehr zu fahren - vorausgesetzt natürlich, man veranstaltet keine Downhill-Abenteuer. Das würde mir zwar Spaß machen, aber das Sturzrisiko ist doch zu groß."

Frage: "Wolltest du jemals größer sein?"
Heidfeld: "Wenn ich mich selbst geplant hätte, wäre ich vielleicht etwas größer. Aber ich habe mich nie an meiner Größe gestört, und im Motorsport ist das eine gewisse Hilfe."

Frage: "Bist du ein glücklicher Mensch?"
Heidfeld: "Ja, das bin ich. Speziell jetzt durch die Familie. Ich bin natürlich nicht ununterbrochen und zu hundert Prozent glücklich, das gibt es wohl nicht. Ich denke: Man gewöhnt sich an alles, leider auch an das Schöne. Und ich setze mir ja auch Ziele, die ich erreichen will. Allen voran die Weltmeisterschaft."