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Haug: "Wir wissen, wie man einen Weltmeistertitel holt"

Norbert Haug lobt die Piloten Schumacher und Rosberg und verspricht für die Saison 2011 eine Steigerung - Budgetmäßig operiert Mercedes zukunftsweisend

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Sportchef Norbert Haug will Unterstellungen, wonach die Stuttgarter Truppe in der Saison 2010 deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, nach wie vor nicht gelten lassen. "Wir konnten nicht davon ausgehen, dass wir kommen, sehen und siegen", wird Haug von der 'Sport Bild' zitiert. Der 58-Jährige gibt rückblickend allerdings zu, dass die Erwartungen zwangsläufig nicht gerade klein sind, wenn man zunächst das amtierende Weltmeisterteam übernimmt und dann noch den Rekordweltmeister als Piloten verpflichtet.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef)

Haug/Schumacher: Findet das Duo den Weg zurück zu alten Erfolgen?

Platz vier in der letztjährigen Konstrukteurswertung sieht Haug als gute Basis, auf der sich nun aufbauen lässt. Was den finanziellen Aspekt des Formel-1-Abenteuers betrifft, so sieht er das Team ohnehin auf einem zukunftsweisenden Weg. "2005 war die Formel 1 für uns dreimal so teuer wie heute, andere gaben damals das Doppelte unserer Summe aus. 2010 haben wir mit rund der Hälfte des Personals unserer Konkurrenz gearbeitet", analysiert Haug.

Dennoch wird der Erfolgsdruck bei Mercedes in diesem Jahr gewiss nicht geringer werden. Dessen ist sich auch der Motorsportchef bewusst. "Wir alle haben die Lust zu siegen", stellt Haug klar und verweist einmal mehr auf die stattliche Anzahl an Erfolgen, welche die seit dem vergangenen Jahr als Mercedes operierende Truppe in sich vereint: "Wir haben mit Ross Brawn einen Teamchef, der acht WM-Titel gewonnen hat. Wir selbst haben drei gewonnen mit McLaren und Michael Schumacher sieben. Wir sind also ein Team, das weiß, wie man einen Weltmeistertitel holt."

"Wir alle haben die Lust zu siegen." Norbert Haug

2010 das wichtigste Jahr für Rosberg

Dass Rekordweltmeister Schumacher dabei im vergangenen Jahr über weite Strecken hinter seinem Teamkollegen Nico Rosberg zurückblieb, ist auch Haug nicht verborgen geblieben. Vom ursprünglich als vermeintliche Nummer zwei im Team verpflichteten Rosberg spricht er in den höchsten Tönen. "Das war Nicos bisher wichtigstes und erfolgreichstes Jahr in der Formel 1. Nico ist ein cooler Typ, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und immer seine Leistung abrufen kann", so Haug.

Rosberg hätte den Wagen in den meisten Fällen wie die sprichwörtliche Zitrone ausgewrungen, während bei Schumacher diese Tendenz nicht ganz so oft zum Vorschein kam. Gegen Ende der Saison sei dessen Steigerung allerdings offensichtlich gewesen, meint Haug.

Schumacher sollte man nicht abschreiben

Was Schumacher betrifft, so erinnert sich nicht nur der Sportchef bei Mercedes an die übergroße Erwartungshaltung angesichts des Comebacks nach drei Jahren Pause. "Für viele sah das etwa so aus: 'Jetzt kommt der Allerbeste zurück, und wir sind mal gespannt, wer Zweiter wird'", so Haug, der nicht an den Überrennfahrer glaubt, der allen anderen eine halbe Sekunde abnimmt. "Das ist auch Michael Schumacher nicht", bekräftigt er und lenkt ein, dass sich das Niveau seit Schumachers letztem Titelgewinn 2004 extrem gesteigert hat.

In Sachen Fitness, Ansporn und Hingabe allerdings hält Haug mehr denn je große Stücke auf den Ex-Weltmeister. "In diesen Bereichen sehe ich den besten Michael, den es je gab. Und ich kenne ihn schon lange", so der 58-Jährige, der seinen einstigen Schützling aus der Sportwagen-Weltmeisterschaft auch auf der Piste keinesfalls abschreiben möchte. "Wenn ein Rock'n'Roll-Star nach fünf Jahren zurückkommt, hat er vielleicht auch nicht gleich den ganz großen Charthit. Aber wehe, dem Sänger fällt etwas ein, und er legt so richtig los. Dann putzt er vielleicht alle weg", vergleicht er das Comeback des Deutschen mit dem eines Musikers.

"In Sachen Fitness, Ansporn und Hingabe sehe ich den besten Michael, den es je gab." Norbert Haug