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  • 11.11.2016 21:30

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Harmonie bei Ferrari: Vettel darf dem Chef die Meinung geigen

Maurizio Arrivabene erklärt, wieso er seinen Starpiloten manchmal schützen muss und was das Verhältnis der beiden so besonders macht: "Er hängt sich derart rein"

(Motorsport-Total.com) - Es kann auf der Strecke noch so schlecht laufen und die italienischen Gazetten können sich mit den Schreckensmeldungen noch so sehr überschlagen: Bei Ferrari wird man nicht müde, die Harmonie im Team zu betonen. Auch am Rande des Brasilien-Grand-Prix spricht Maurizio Arrivabene seinem Startpilot Sebastian Vettel das Vertrauen aus. Für den Teamchef war die jüngste Schimpfwort-Affäre kein Grund zur Standpauke: "Ich spreche täglich mit ihm, nicht nur nach dem Rennen in Mexiko."

Titel-Bild zur News: Maurizio Arrivabene, Sebastian Vettel

Maurizio Arrivabene und Sebastian Vettel gehen ihren Weg weiter gemeinsam Zoom

Dennoch ist Arrivabene überzeugt, dass Vettels Wutausbruch im Funk etwas über ihn als Menschen verrät. "Manchmal muss man ihm sagen: 'Hey Seb, rege dich ab, schaue nach vorne und gib Gas!' Das ist auch gar kein Problem. Manchmal wirkt er eben mehr wie ein Latino als wie ein Deutscher", meint der Italiener und verweist auf Vettels Bereitschaft, alles für den Erfolg zu geben und sich für die gemeinsame Sache zu opfern. "Ein viermaliger Weltmeister, der sich derart in seinen Job reinhängt...", staunt er mit Bewunderung und Stolz in der Stimme. "Ich habe null Probleme mit Sebastian."

Es scheint, als wolle die Scuderia Vettel schützen. Und zwar vor seinen eigenen Emotionen und seiner eigenen Leidenschaft, die sonst immer dem Team aus Maranello nachgesagt wird. Und vor seinem eigenen Durst nach Erfolg, der ein wichtiger Grund dafür war, den Heppenheimer an Bord zu holen und mit ihm an der Vorherrschaft des Mercedes-Teams in der Formel 1 zu sägen.

Genauso will Arrivabene auch ein TV-Interview im Oktober verstanden wissen, das ihm ausgelegt wurde, als hätte er Vettel als Hansdampf in allen Gassen gerügt. "Ich habe gesagt, vielleicht sei es (Vettels Engagement; Anm. d. Red.) ein bisschen zu viel, aber es war keine Kritik, um das endgültig klarzustellen", so der Teamchef. "Die Leute denken, bei uns würde es Spannungen geben, aber wir sind nur ehrlich zueinander. Ob man ihn oder mich fragt, man es wird die gleiche Antwort sein."


Fotostrecke: Fotostrecke: Alle Ferrari-Rennleiter in der Formel 1 seit 1950

Dass das Verhältnis zu einigen Journalisten zuletzt abgekühlt ist, wird deutlich, wenn Arrivabene zu einem Seitenhieb gegen die Pressevertreter ausholt und zwischen den Zeilen wohl allen voran die Zeitungen in Italien kritisiert: "Das Wort Ehrlichkeit würde ich mich in so manchem Zeitungsartikel wünschen", stichelt er und schwärmt einmal mehr von Vettel und dem Verhältnis zum Deutschen: "Wie alle Menschen sind wir nicht immer einer Meinung. Wir haben ein fantastisches Verhältnis, das darauf basiert, dass wir jeden Tag uns ehrlich die Meinung sagen."