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Formel 1 Ungarn 2017: Ricciardo-Bestzeit nach Wehrlein-Crash

Red Bull mausert sich auf dem kurvenreichen Hungaroring zum gar nicht mehr so geheimen Favoriten - Valtteri Bottas fährt den besten Longrun

(Motorsport-Total.com) - Red Bull scheint wie erwartet auf dem kurvenreichen Hungaroring konkurrenzfähiger zu sein als zuletzt. Sowohl im ersten als auch im zweiten Freien Training zum Grand Prix von Ungarn (Formel 1 2017 live im Ticker) sicherte sich Daniel Ricciardo die Bestzeit. Und das auf erstaunlich souveräne Art und Weise.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo und Red Bull ließen im Training die Muskeln spielen Zoom

"Ein guter Start ins Wochenende. Daniel war auf dieser Strecke schon immer sehr schnell", freut sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner über die Bestzeit von 1:18.455 Minuten. Selbst Ricciardos zweitschnellste FT2-Runde hätte noch für Platz eins gereicht. Und schon am Vormittag war er der Schnellste gewesen. Besonders ermutigend: "Das Tempo ist sowohl auf den kürzeren als auch auf den längeren Runs stark", hält Horner fest.

"Die Updates funktionieren. Es war ein guter Tag", freut sich Ricciardo. "Und dass wir den Speed vom Vormittag am Nachmittag wiederholen konnten, ist ein gutes Zeichen. Ferrari war etwas schneller als am Morgen, aber wir waren trotzdem vor ihnen. Wenn wir noch so einen guten Tag haben wir heute, ist die Pole möglich. Aber es ist nur das Training."

Bei den abschließenden Longruns, unterbrochen durch zwei rote Flaggen (und damit nicht ganz repräsentativ), war Red Bull aber nicht tonangebend. Vielmehr diktierte Mercedes das Tempo, während Ferrari auf hohem Niveau sehr konstant unterwegs war. Erster Verfolger von Ricciardo war heute Sebastian Vettel. Der Ferrari-Star konnte sich vom sechsten auf den zweiten Platz verbessern, am Ende mit 0,183 Sekunden Rückstand.

Noch am Vormittag hatte Vettel mit dem Handling gekämpft, auch wenn die Rundenzeiten letztendlich in Ordnung waren. "Ich fand besser zu meinem Rhythmus und konnte mich besser aufs Auto einstellen", begründet er die Steigerung. "Wir haben einiges probiert. Vielleicht war nicht alles richtig, aber zumindest haben wir eine Richtung für morgen. Die Reifen bereiten mir für morgen überhaupt kein Kopfzerbrechen."

Aber Ferrari hat noch ganz andere Sorgen: Kimi Räikkönen (konnte seine FT1-Zeit nicht verbessern) wollte nach gut einer halben Minute schon abstellen, weil seine Gasannahme nicht mehr funktionierte. Plötzlich ging's dann doch weiter, zumindest bis zur Box. Nach eineinhalb Stunden FT2 belegte er mit 0,300 Sekunden Rückstand P4.

Mercedes lag phasenweise mit mehr als einer halben Sekunde Vorsprung in Führung. Dass es am Ende nur die Positionen drei (Valtteri Bottas/+0,201) und fünf (Lewis Hamilton/+0,324) wurden, lag auch daran, dass Hamilton seine schnellste Runde verpatzte und somit auf den weicheren Reifen nicht zulegen konnte. Gleiches gilt für Max Verstappen (6./Red Bull/+0,496), der immerhin die Bestzeit im ersten Sektor für sich verbuchte.

Für eine Schrecksekunde sorgte indes Pascal Wehrlein. Der Sauber-Fahrer verlor in Kurve 11 (in der am Vormittag bereits Antonio Giovinazzi gecrasht war) die Kontrolle über sein pendelndes Auto und schlug auf etwas unglückliche Weise gleich zweimal in die Reifenstapel ein. Wehrlein gab via Funk sofort Entwarnung und stieg auf sicheren Beinen ins Medical-Car - auch wenn man bei solchen Szenen angesichts seiner Wirbelverletzungen im Winter immer Bauchschmerzen hat.

Der Deutsche hatte bereits zuvor in der Session gefunkt, dass mit dem Heck "etwas nicht stimmt" und womöglich "etwas gebrochen" sei. Das war jedoch unmittelbar vor dem Abflug kein Thema mehr. Zum Zeitpunkt des Crashs lag Wehrlein mit mehr als drei Sekunden Rückstand an 18. Stelle und war gerade zu einer Verbesserung unterwegs. Am Ende belegte er Platz 20.

18 Minuten vor Schluss flog dann in der letzten Kurve Jolyon Palmer (16./+2,720) ab. Der Brite, der bei Renault ohnehin in der Kritik steht, leistete sich bereits den zweiten Fehler des Freitags, als er nach einem Schnapp-Übersteuern in die Reifenstapel flog. "Ist das Auto okay, Jo?", wurde er am Funk gefragt. Trockene Antwort: "Nein." Nun glaubt Formel-1-Experte Marc Surer: "Ich würde mich wundern, wenn er in Spa noch im Auto sitzt."

Fast noch spannender als das Schauen des Freitagstrainings war das Lauschen des Haas-Boxenfunks. Romain Grosjean (18./+3,049) war angesichts zahlreicher Handling-Schwierigkeiten nämlich wieder einmal in Bestform. Den Vogel schoss er ab, als er funkte: "Ich weiß nicht, was ihr euch dabei gedacht habt!" Und seinem Renningenieur fast bösartig ins Wort fiel, als ihm der gerade die Logik hinter dem Set-up erklären wollte ...

Bei Red Bull herrscht nach dem Freitag jedenfalls Zuversicht: "Wir wissen, dass die anderen noch aufdrehen werden", sagt Teamchef Horner. "Aber das Gute ist, dass beide Fahrer mit der Balance des Autos zufrieden sind. Max war auf dem letzten Versuch auch schneller. Hoffentlich können wir uns in den ersten Startreihen qualifizieren. Dann ist in Kurve 1 alles möglich."