Formel 1: Stuck fordert Einheitsflügel und Aero-Beschneidung

Ex-Formel-1-Pilot und DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck kritisiert die aktuellen Regeländerungen und erklärt sein Konzept, wie man die Formel 1 besser machen kann

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck, der auch als Präsident des Deutschen Motorsportbundes fungiert, fordert eine radikale Beschneidung der Aerodynamik in der Königsklasse des Motorsports. "Es wäre in der Formel 1 ganz einfach, einen Frontflügel und einen Heckflügel vorzugeben", glaubt der Bayer gegenüber dem Sportbusiness-Informationsdienstleister 'SPONSORs', dass einheitliche Teile der richtige Weg wären. "Alle Teams könnten dann mit den gleichen Teilen testen und Geld sparen. Bei den Einheitsreifen von Pirelli funktioniert das doch auch."

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck

Hans-Joachim Stuck findet, dass die Formel 1 in die falsche Richtung geht Zoom

Was er sich davon verspricht? Spannendere Rennen, mehr Action und geringere Kosten. "Aerodynamik ist aus meiner Sicht ein völlig überreiztes Thema - egal in welcher Serie", meint Stuck. "Sie verursacht nicht nur Kosten, sondern macht die Rennen auch langweilig. Die Fans wollen echten Motorsport mit echten Überholmanövern sehen und nicht irgendwelche sinnlosen technischen Neuerungen wie einen Klappflügel."

Dabei geht die Formel 1 ausgerechnet diese Saison in die entgegengesetzte Richtung: Das neue Aerodynamik-Reglement sorgt dafür, dass die Boliden um rund fünf Sekunden pro Runde schneller sein werden. Eine Rekordjagd steht bevor. Für Stuck das falsche Ziel: "Wir müssen diese unglaubliche Entwicklung mit dem Streben nach Rekorden, die den Motorsport zu einem gewissen Grad sicher auch charakterisiert, etwas zurückdrehen."

Aerodynamik: Stuck sieht keinen Nutzen für den Fan

Anstatt der Technik immer mehr Gewicht zu geben, sollte man laut Stuck danach trachten, den Fahrer wieder mehr in den Vordergrund zu stellen, damit das Spektakel zunimmt. "Der Motorsport ist Showbusiness. Die Fans kommen an die Rennstrecke, um knallharten sportlichen Wettbewerb zu sehen und nicht, dass wie an einer Perlenkette entlang hintereinander her gefahren wird", warnt er vor Prozessionen, wie sie dieses Jahr auch in der Formel 1 durch die neuen Regeln drohen, die das Überholen erschweren.

Kimi Räikkönen

Der neue Ferrari beweist, wie komplex die Aerodynamik anno 2017 geworden ist Zoom

Auch wenn es um die Relevanz für die Automobilindustrie geht, dann ist aerodynamischer Abtrieb für Stuck klar der falsche Weg. "Je weniger Luftwiderstand ein Auto hat, desto geringer ist dessen Verbrauch", argumentiert der ehemalige Brabham-Pilot.

Budgetobergrenze für Stuck nicht umsetzbar

Für den absolut falschen Weg hält er übrigens eine Budgetobergrenze, wie sie vom neuen Formel-1-Eigentümer Liberty Media wieder angedacht wird, obwohl er sich für niedrigere Kosten ausspricht. "Ich halte einen Kostendeckel für völligen Quatsch", findet er klare Worte. "Die Überprüfung einer Kostendeckelung kostet wahrscheinlich mehr, als durch die Deckelung eingespart würde."

Außerdem sei sie ineffektiv. "Ohne das jemandem zu unterstellen, aber ein Hersteller hat unzählige Möglichkeiten, heimlich über drei Ecken in einem Windkanal in den USA zu testen oder Ähnliches", glaubt Stuck. "Das kann doch niemand ernsthaft kontrollieren."