powered by Motorsport.com
  • 26.05.2012 09:14

Formel 1 rüstet sich für Zeit nach Ecclestone

Der Österreicher Peter Brabeck-Letmathe wurde in Monaco noch vor dem Börsengang als neuer Vorsitzender des Formel-1-Imperiums bestimmt

(Motorsport-Total.com/SID) - Die Formel 1 rüstet sich für die Zeit nach Bernie Ecclestone: Die neue Formel-1-AG installierte am Freitag auf einer Sitzung in Monaco Peter Brabeck-Letmathe, Präsident des Verwaltungsrats bei Lebensmittelhersteller Nestle, als Vorsitzenden. Das bestätigte der Österreicher der Nachrichtenagentur 'Reuters'. Der 67-Jährige soll den Börsengang vorbereiten und auf Sicht einen Nachfolger für Ecclestone finden. "Big Bernie" leitet seit mehr als drei Jahrzehnten die Geschicke der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Geschäftsführer: Bernie Ecclestone ist und bleibt der "Big Boss" der Formel 1

Die Formel-1-AG will in diesem Sommer in Singapur an die Börse gehen, doch laut Brabeck-Letmathe ist noch keine Entscheidung in dieser Sache gefallen: "Es war das erste Mal, dass das Gremium einen Bericht zum Stand der Vorbereitungen erhalten hat. Es hat eine Vorauswertung des ganzen Prozesses gegeben", sagt der passionierte Bergsteiger und Harley-Davidson-Fahrer, der sich in seiner Firma vom Eisverkäufer bis zum Chef hochgearbeitet hat: "Ich denke, wir haben einen Schritt vorwärts gemacht."

Bereits vor kurzem hatte er erklärt, wie die Zukunft der Königsklasse des Motorsports aussehen soll: "Wenn wir in der Formel 1 zu einer öffentlichen Firma werden wollen, dann ist es wichtig, dass ein Unabhängiger der Vorsitzende ist", so der Vater dreier Kinder gegenüber den 'Salzburger Nachrichten'. Als solcher müsse er den Nachfolger für Ecclestone suchen. Wenn auch nicht zwingend sofort.

"Wir hoffen natürlich, dass Bernie noch lange gesund bleibt und weiterhin arbeiten kann. Er hat ja auch selbst veröffentlicht, dass er noch weitermachen will. Von seiner Leistung bin ich ohnehin beeindruckt", sagt Brabeck-Letmathe. "Aber es ist natürlich die Aufgabe eines Aufsichtsrats, die Nachfolge eines Unternehmens sicherzustellen." Und zwar notfalls innerhalb von 24 Stunden, das müsse schließlich auch bei Nestle so sein.

Angesichts des fortgeschrittenen Alters des Briten (81) müsse man sich natürlich "langfristig überlegen, wie man Bernie Ecclestone ersetzen kann. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dazu. Man kann an neue Strukturen, aber auch an Individuen denken." Ecclestone wurde bereits 1999 am offenen Herzen operiert.

Bezüglich des Börsengangs hatten Experten nach dem missglückten Start der Facebook-Aktie in der Vorwoche vor einem baldigen Einstieg gewarnt. "Ich wäre im Moment sehr vorsichtig", sagt Justin Harper, ein Marketingstratege an der Börse in Singapur, von wo die Formel 1 die Zustimmung für einen Einstieg mit erhalten hat.

"Ich denke, es könnte ähnlich laufen wie bei Facebook", hatte Harper der Nachrichtenagentur 'AFP' gesagt. "Es könnte sein, dass sie am Markt nicht die Unterstützung für einen Börsengang hat." Das soziale Netzwerk Facebook war am Freitag in New York an die Börse gegangen und hat inzwischen schon mehr als zehn Prozent verloren.

Formel-1-Promoter Ecclestone hatte Ende März verkündet, er habe einen Börsengang der Formel 1 vorgeschlagen. Der Brite ist Geschäftsführer der obersten Formel-1-Holding Delta Topco, unter der Kontrolle der Investmentgesellschaft CVC Capital Partners, die lange Zeit mit 63,4 Prozent Mehrheitseigner der Königsklasse im Motorsport war.

Der aus Villach in Kärnten stammende Brabeck-Letmathe arbeitet bereits seit 1968 für Nestle Österreich. Von 1997 bis 2008 war er Geschäftsführer des Unternehmens. Seit 2005 ist er Präsident des Verwaltungsrats.