Formel-1-Begeisterung in Italien ungebrochen

Das Fehlen eines italienischen Piloten im Starterfeld tat der Formel-1-Begeisterung im Land keinen Abbruch: Ferrari steht ohnehin über allen

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Australien 2012 war der erste Formel-1-Lauf seit dem Grand Prix von Deutschland 1973, bei dem kein Italiener im Starterfeld stand. Routinier Jarno Trulli war im Februar der letzte Vertreter des südeuropäischen Landes, der sein Stammcockpit räumen musste. Kurz zuvor hatte Vitantonio Liuzzi dasselbe Schicksal getroffen.

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Ferrari ist seit jeher der Hauptgrund für die Formel-1-Begeisterung in Italien

"Wenn man sich das aktuelle Starterfeld ansieht, fällt auf, dass McLaren zwei Briten im Cockpit sitzen hat. Bei Mercedes fahren zwei Deutsche", hält Liuzzi gegenüber 'Autosport' fest und fügt hinzu: "Wir Italiener sind da im Nachteil. Wir haben keine großen Hersteller hinter uns oder wie im Falle von Fernando Alonso die ganze Nation Spanien."

Das italienische Interesse an der Formel 1 konzentriert sich seit jeher in erster Linie auf Ferrari und erst in zweiter Linie auf die Piloten. Die Scuderia scheint jedoch kein großes Verlangen zu empfinden, einen Italiener ins Cockpit zu setzen. Der letzte Vertreter des eigenen Landes, der einen Ferrari im Rennen bewegte, war Giancarlo Fisichella beim Saisonfinale 2009 in Abu Dhabi. Der langjährige Ferrari-Testfahrer fungierte seinerzeit aber nur als Ersatz für den verletzten Felipe Massa.

Das letzte Mal, dass ein Italiener für eine komplette Ferrari-Saison unter Vertrag genommen wurde, liegt 20 Jahre zurück. Ivan Capelli brachte aber im hoffnungslos unterlegenen F92A kein Bein auf den Boden und wurde nach 14 von 16 Rennen vorzeitig zu Gunsten seines Landsmanns Nicola Larini entlassen. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo bezeichnete die aktuellen Chancen, einen Italiener in ein Ferrari-Stammcockpit zu hieven, erst kürzlich als gering.

Zwar machte Luca Filippi mit dem GP2-Vizetitel 2011 hinter Romain Grosjean von sich reden. Der 26-jährige Italiener zog es mangels realistischer Aufstiegschancen in die Formel 1 aber vor, sein Glück in den USA zu versuchen. Filippi fährt ab dem Saisonhöhepunkt in Indianapolis (27. Mai) im Team des dreifachen IndyCar-Champions Bobby Rahal und wird somit Teamkollege von Ex-Formel-1-Pilot Takuma Sato.

Doch auch ohne einen italienischen Piloten im Starterfeld ist die Formel-1-Begeisterung in Italien ungebrochen. Die Einschaltquoten der ersten beiden Saisonrennen 2012 gingen im Vergleich zum Vorjahr nicht zurück, was einmal mehr die These bestätigt, dass Ferrari ohnehin über allen steht. Unvergessen die Szene beim Grand Prix von San Marino in Imola 1983, als die Tifosi den Abflug des führenden Lokalmatadors Riccardo Patrese bejubelten. Sieger damals: der Franzose Patrick Tambay im Ferrari.