• 07.07.2012 00:26

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Fahren für die Fans: Piloten wünschen sich mehr Reifen

Es ist Freitagstraining und keiner fährt: Die Formel-1-Piloten möchten ihre Fans bei Regen trotzdem begeistern und wünschen sich mehr Reifen

(Motorsport-Total.com) - Die vielen britischen Fans auf den Tribünen trotzten dem Regen. Sie harrten aus, obwohl die Anreise an den Rennkurs in Silverstone wieder einmal beschwerlich war. Und selbst die kühlen Bedingungen konnten ihnen nichts anhaben. Doch sie alle wurden enttäuscht: Die Formel 1 zierte sich nämlich gewaltig. Insgesamt legten die Piloten am Freitag von Silverstone nur sehr wenige Runden zurück.

Titel-Bild zur News: Regenreifen

Zu wenige Regenreifen für die Formel 1? Die Fahrer wären gern mehr gefahren

Und nach dem dreistündigen Freien Training hatte so mancher Rennfahrer ein schlechtes Gewissen: "Es sind so viele großartige Fans da. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viele an einem Freitag an der Strecke gesehen habe. Und dann haben wir nicht genügend Reifen, um sie zu unterhalten", sagt Lewis Hamilton (McLaren), einer von drei britischen Lokalmatadoren.

Der ehemalige Weltmeister reagiert mit Enttäuschung auf die magere Vorstellung der Formel 1 im "Home of British Motor Racing", wie Silverstone genannt wird. "Ich wäre wirklich gern mehr gefahren", meint Hamilton und wünscht sich zusätzliche Reifen, um freitags für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. "Hundertprozentige Zustimmung" kommt von Jenson Button (McLaren), ebenfalls ein Brite.

"Wir sollten freitags mehr Reifen haben", findet der frühere Formel-1-Champion. "Ich meine solche Reifen, die wir am Abend abgeben. Ansonsten fahren wir kaum. Heute war es so nass, dass es die Reifen gar nicht so sehr strapaziert hat. Deshalb fuhren wir. Es hätte auch sein können, wir fahren nur eine Installationsrunde und das war's. So haben die Fans wenigstens ein bisschen was gesehen."

Trotzdem ist auch bei Button die Enttäuschung groß: "Ich glaube, die Fans verdienen mehr. Auch für uns wäre es gut gewesen, mehr Runden zurückzulegen", sagt der McLaren-Pilot. Und gerade dieser Umstand stört auch Mark Webber (Red Bull): "Wir haben genügend Reifen für Samstag und Sonntag, können am Freitag aber nicht zu aggressiv damit umgehen." Bei viel Regen verschärfe sich dies.

Wären die Teams wirklich mehr gefahren?

"Wenn das ganze Wochenende nass ist, was hier, in Spa-Francorchamps und an einigen anderen Orten der Fall sein kann, haben wir einfach zu wenige Reifen auf Lager", meint Webber, doch Nico Rosberg (Mercedes) sieht darin kein großes Problem und sagt: "Es ist schon sehr ungewöhnlich, ein Wochenende zu haben, an dem es komplett nass ist." Soll man für solche Eventualitäten planen?

Wären die Teams in Silverstone denn mehr gefahren, wenn sie mehr Reifen gehabt hätten? Robert Fernley, stellvertretender Teamchef bei Force India, winkt ab. "Bei allem Respekt: Selbst wenn wir die Reifen gehabt hätten, wären wir doch nicht gefahren. Wir wollten einfach keine unnötigen Risiken eingehen. Und bis zur letzten halben Stunde war es nicht von Vorteil, zu fahren", meint der Brite.

"Selbst wenn wir die Reifen gehabt hätten, wären wir doch nicht gefahren." Robert Fernley

Gleichwohl sieht Fernley ein, dass die Formel 1 am Freitag keinen sehr guten Eindruck hinterlassen hat - zumindest nicht in den Augen der Fans. "Wir als Team fühlen uns sehr, sehr schuldig, dass wir nicht vor den Zuschauern fahren", sagt er. Vielleicht war das aber auch gut so, denn auf diese Weise wurden eventuell einige schwere Unfälle verhindert. Dieser Meinung ist auch Gianpaolo Dall'Ara.


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


Nur wenige Trainingsrunden in Silverstone

"Wir haben drei Sätze Regenreifen pro Auto für das Wochenende und haben je einen davon heute benutzt. Die Tatsache, dass insgesamt so wenig gefahren wurde, hat aber nichts mit Reifensparen zu tun, denn bei solchen Bedingungen nutzen sie sich gar nicht so schnell ab. Es war zeitweise einfach zu gefährlich, weil zu viel Wasser auf der Strecke stand", meint der Chefingenieur des Sauber-Teams.

James Allison, der Technische Direktor von Lotus, betrachtet die Situation auf jeden Fall ziemlich entspannt. "Die Fans haben wohl nicht so viel gesehen, wie sie sich erhofft hatten. Das ist schade. So ist das aber halt mit dem britischen Wetter. Wenn wir uns aber die Vorhersage vor Augen führen und bedenken, wie beschissen das Wetter war, dann hatten wir doch einen ordentlichen Fahrbetrieb."

"So ist das aber halt mit dem britischen Wetter ..." James Allison

Zumindest teilweise, denn HRT, Lotus und Toro Rosso legten im zweiten Freien Training nur knapp 150 Kilometer zurück. Das entspricht der Hälfte einer Formel-1-Renndistanz. Sauber fuhr da mit seinen beiden Autos immerhin 170 Kilometer. "Bei besserem Wetter wäre mehr los gewesen", meint Allison und merkt abschließend an: "Das wäre besser für alle gewesen. Es hat aber nicht sollen sein."