powered by Motorsport.com

Ecclestone wird 81: Getrieben, aber geläutert

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wird heute 81 Jahre alt: Was er sich zum Geburtstag wünscht, warum Profit nicht sein Antrieb ist und was seine Ehe zerstört hat

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher ist der erfolgreichste Formel-1-Pilot der Geschichte. Der siebenfache Weltmeister ist mit 42 Jahren immer noch dabei, fährt am Sonntag sein 285. Rennen, hat 91 Grand-Prix-Siege auf dem Buckel. Nur einer überragt ihn bei weitem: Bernie Ecclestone. Der Formel-1-Zampano sitzt zwar nicht im Formel-1-Boliden, er hat aber die Einstellung eines erfolgreichen Grand-Prix-Piloten verinnerlicht: rücksichtslos, erfolgssüchtig, stets nach vorne blickend - und alles der Karriere unterordnend.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone ist auch mit 81 Jahren immer noch dick im Geschäft

Der Brite wird heute 81 Jahre alt - seit den 1950er-Jahren ist er Teil der Formel 1, die er später zur profitabelsten und erfolgreichsten Rennserie der Welt gemacht hat. Aufhören kann er nicht, auch wenn Kritiker meinen, er habe seinen Zenit längst überschritten, würde die Vermarktung des Sports über die "neuen Medien" nicht verstehen. Doch Ecclestones Bestätigung sind nicht WM-Punkte, sondern Dollarnoten - und das Geld rieselt ununterbrochen.

Profitgier treibt Ecclestone nicht an

Weil er alles dem Profit unterordnet. Seit er in der Schule mit Bleistiften und Radiergummis dealte. Doch sein Antrieb ist laut eigenen Angaben nicht persönlicher Reichtum. Es gehe ihm gar nicht um Besitz: "Für einen Geschäftsmann bedeutet großer Erfolg dasselbe wie für einen Athleten einen Rekord aufzustellen", vergleicht er sich gegenüber der 'Welt am Sonntag' mit einem Spitzensportler. "Erfolgreiche Geschäftsleute wollen immer wieder aufs Neue beweisen, dass sie in der Lage sind, einen verdammt guten Job zu machen."

Das unwichtigste daran ist laut Ecclestone, selbst in den Genuss des Geldes zu kommen: "Ich bin davon überzeugt, dass wirklich erfolgreiche Geschäftsleute ihren Job nicht wegen des Geldes oder des Profits erledigen. Vor allen Dingen nicht für das Geld, das man am Ende nur für sich ausgibt." Der eigene Vorteil sei für ihn zweitrangig, sagt der Vater von drei Töchtern, und gibt ein Beispiel: "Wenn Sie mich losschicken, damit ich ein Geschäft abwickle, und ich beschließe - unabhängig von meinem Nutzen - den bestmöglichen Deal für Sie abzuwickeln, werde ich das tun. Tatsache ist, dass ich öfter für andere Leute gute Deals abschließe als für mich. Allein schon wegen der Herausforderung."

"Tatsache ist, dass ich öfter für andere Leute gute Deals abschließe als für mich." Bernie Ecclestone

Man könnte dem ehemaligen Gebrauchtwagen-Händler vorwerfen, dass er es sich leisten kann, solche Aussagen zu tätigen, schließlich sind ihm Existenzängste seit Jahrzehnten fremd. Doch Ecclestone ist ein Sparmeister: "Ich achte zu Hause sogar darauf, dass nur die elektrischen Lampen brennen, die wirklich notwendig sind." Spontan gäbe er "für nichts" Geld aus. "Ich zögere immer und bin beim Geldausgeben vorsichtig. Ich überlege genau, ob ich auch wirklich etwas Gutes für mein Geld bekomme."

Sogar Raubüberfall wird zum guten Geschäft

Ecclestones Geschäftstrieb geht sogar soweit, dass er im Vorjahr eine zutiefst demütigende Erfahrung in einen Erfolg ummünzte: Mehrere Räuber lauerten Ecclestone und seiner Lebensgefährtin Fabiana Flosi an einem November-Abend in London auf, schlugen den Milliardär brutal nieder und stahlen seine teure Uhr.

Ihm fiel daraufhin nichts Besseres ein, als dem Uhrenhersteller Hublot ein neues Werbesujet vorzuschlagen: Die Kampagne, auf der Ecclestone mit seinem völlig zerschundenen Gesicht und dem Spruch "Sehen Sie, was Leute für eine Hublot tun" zu sehen war, sorgte für einen Aufschrei.

"Es gab da mal eine ziemlich umstrittene Benetton-Werbung, die mir imponiert hat und viel Aufsehen erregt hat", erklärt Ecclestone, wie er auf die Idee kam. "Ich habe deshalb die Leute von Hublot angesprochen, und wir haben dann hier bei uns im Office diese Werbung produziert. Die Firma war zunächst nicht begeistert."

"Ich dachte, es wäre eine gute Idee für eine erfolgreiche Werbekampagne." Bernie Ecclestone

"Aber am Ende habe ich sie überredet. Sie haben Anzeigen in der 'Financial Times' und der 'New York Times' gekauft und hatten anschließend eine große weltweite Resonanz." Laut eigenen Angaben ging es ihm dabei nicht um die persönliche Aufmerksamkeit. "Ich dachte, es wäre eine gute Idee für eine erfolgreiche Werbekampagne." Als Gage erhielt er eine neue Uhr.

Die Schattenseiten

Auch wenn der grenzenlose Trieb nach geschäftlichem Erfolg den Sohn einer Arbeiterfamilie zum viertreichsten Briten aufsteigen ließ, musste er zuletzt auch den Schattenseiten ins Auge sehen. "Ich habe sehr, sehr hart für die Formel 1 gearbeitet, und zwar so intensiv, dass mein Engagement wahrscheinlich meine Ehe zerstört hat", gibt er zu. "Ich bin zu beschäftigt und ich habe Spaß an dem, was ich mache. Ich arbeite regelmäßig von neun Uhr morgens bis abends um sechs und zwar sieben Tage die Woche."

Entspannung und Genuss sind Ecclestone fremd - er hat kein Interesse an Freizeit-Aktivitäten, ist ein Getrieber. Seit der Trennung von Slavica Ecclestone im Jahr 2009 nach fast 25 Ehejahren reist diese - so Ecclestone - "um den Globus, als gäbe es kein Morgen". Er vermutet: "Sie versucht aufzuholen, was ihr in unserer Ehe nicht möglich war. Zum Beispiel mal an einem Strand zu liegen und nichts zu tun."

"Die Formel 1 hat wahrscheinlich meine Ehe zerstört hat." Bernie Ecclestone

Ecclestones Läuterung

Er selbst habe so etwas sein Leben lang noch nie gemacht und benötigt keine Erholung: "Eine zehntägige Pause war das Maximum in den vergangenen fünfzig Jahren." Und das in einem Alter, in dem viele Menschen längst in Pension sind - ein Lebensmodell, mit dem Ecclestone nichts anfangen kann.

Ganz spurlos sind die letzten Jahre aber auch am Sohn eines Fischkutter-Fahrers nicht vorbeigegangen. 1999 musste er sich einer Operation am Herzen unterziehen, bei der ihm ein dreifacher Koronararterien-Bypass gelegt wurde. Eine Erfahrung, die bei ihm für ein Umdenken sorgte: "Da musste ich feststellen, dass ich mich aus diesem Problem nicht herauskaufen konnte."

"Geld kann kein Glück kaufen, keine Gesundheit und kein zufriedenes Leben." Bernie Ecclestone

Seine Erkenntnis: "Mit Geld kann man nur materielle Dinge kaufen. Sonst nichts. Geld kann kein Glück kaufen, keine Gesundheit und sogar kein gutes wirklich ausgeglichenes, zufriedenes Leben. Dafür muss man selbst sorgen. Geld hilft da nicht weiter." Aus diesem Grund hat er an seinem 81. Geburtstag nur einen Wunsch: "Dass ich auch den nächsten 28. Oktober gesund und gut gelaunt erreiche."