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Domenicalis Saison: Wechselbad der Gefühle

Der Ferrari-Teamchef blickt zurück: Ferrari entwickelte sich in der laufenden Saison prächtig und liegt dank Fernando Alonso der Fahrerwertung in Führung

(Motorsport-Total.com) - Der Platz von Stefano Domenicali wackelte zum Saisonstart kräftig, als sich das neue Auto als Problemfall herausstellte. "Zu diesem Zeitpunkt wurde ich oft kritisiert", erinnert sich der Italiener gegenüber der 'AS', sah das aber nicht als ungewöhnlich an: "Das ist normal und ein Teil meines Jobs. Man muss das akzeptieren und ruhig und rational weiterarbeiten."

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Ferrari-Teamchef)

Stefano Domenicali wurde zu Beginn der Saison heftig kritisiert Zoom

"Es war eine schwierige Zeit. Andererseits war uns bewusst, dass es lediglich der Saisonanfang ist. Aus der Aufregung wurde also Motivation. Wir wurden als tot erklärt. Wir beschlossen, zu zeigen, dass wir nicht tot sind und bis zum Ende kämpfen", berichtet der Ferrari-Teamchef. Starpilot Fernando Alsono machte dem Team zu keinem Zeitpunkt Schuldzuweisungen. Dadurch konnte man trotz der schwierigen Situation konzentriert weiterarbeiten.

"Italien und Spanien sind sich da sehr ähnlich. Emotionen sind immer wichtig im Leben, aber es muss ausgewogen sein. Wenn die Prioritäten am Ende nicht klar sind, gibt es Probleme", weiß Domenicali. Mit dem Sieg beim Rennen in Malaysia überraschte Alonso nicht nur seine Konkurrenten. "Wir haben in diesem Moment sicher noch nicht an die Meisterschaft gedacht", betont Domenicali.

"Es war aus vielen Gründen wichtig, zu diesem Zeitpunkt ein gutes Ergebnis einzufahren. Es war völlig unerwartet und gut für das Team. Zudem war es gut für Fernando, der nach diesem tollen Ergebnis wusste, dass er in der Meisterschaft dabei sein kann", blickt Domenicali zurück. "Wir wussten aber, dass der Sieg nichts daran ändern sollte, dass wir weiter an den Problemen des Autos arbeiten mussten. Wir erkannten aber, dass das Auto konkurrenzfähig sein kann."

Fernando Alonso

Die Änderungen am Heckflügel haben in Singapur nicht funktioniert Zoom

"Die Stärken haben wir beibehalten wollen. Nur die Schwächen galt es noch zu beheben. Vor allem die mangelnde Traktion und der fehlende Topspeed waren ein Problem", schildert er. Problematisch war, dass man nicht wie zu den glorreichen Zeiten von Michael Schumacher auf der eigenen Strecke an der Performance des Autos arbeiten konnte. Durch das Testverbot mussten die Ferrari-Ingenieure vielen Simulationen vertrauen.

"In den alten Tagen sind wir 90.000 km gefahren. Jetzt sind es weniger als 8.000 km. Der Unterschied ist groß. Es ist eine Frage der Balance", kritisiert Domenicali, der sich mehr Testkilometer wünscht. "Wen kümmert es, ob Fernando im Simulator sitzt? Die Tifosi wollen Fernando in Barcelona sehen."

Sechs Rennen vor Ende der Saison liegt Alonso dennoch komfortabel in Führung. Doch bereits in Singapur musste der Spanier zehn Punkte seines Vorsprungs abgeben. "Wie ich bereits anmerkte: Podestplätze reichen nicht, wenn man den Titel gewinnen will. Fernando muss wieder gewinnen", stellt der Ferrari-Teamchef klar. "Wir müssen verstehen, warum bestimmte Entwicklungen, wie der Heckflügel in Singapur, nicht funktioniert haben."