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  • 29.06.2001 16:12

  • von Fabian Hust

David Coulthard im Interview

David Coulthard über das Rennen auf dem Nürburgring und die Aussichten auf den WM-Titel und das Rennen in Magny-Cours

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Am letzten Wochenende warst du wieder auf dem Podium gestanden, dieses Mal auf dem dritten Platz. Kannst du den Europa-Grand-Prix noch einmal Revue passieren lassen?"
David Coulthard: "Es ging am Freitag gut los, wurde dann aber schlimmer. Wir haben gemerkt, dass unsere Leistung im Qualifying und im Rennen im Vergleich zu Ferrari und natürlich Williams nachlässt, wo sich der Motor und die Reifen als eine starke Kombination herauskristallisieren."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard will in Magny-Cours wieder voll auf Sieg fahren

Frage: "Deine Rennstrategie war es gewesen, am Start mit viel Sprit zu fahren. Glaubst du, dass das die richtige Entscheidung gewesen war?"
Coulthard: "Die Strategie war angesichts unserer Startposition richtig. Rubens Barrichello in Kurve 1 zu holen bedeutete, dass die Strategie falsch war, weil das eigentlich dafür gesprochen hat, dass wir auf zwei Stopps waren. Aber im Nachhinein ist das leicht zu sagen, weil man nie sagen kann, was am Start passiert. Man kann nur von seiner Position aus planen und mit der Launch-control ist es unwahrscheinlicher als in der Vergangenheit, dass man jemanden am Start überholt."

Frage: "Die maximale Performance des Autos während des Wochenendes zu finden scheint in dieser Saison ein Problem zu sein. Wie konnte das passieren?"
Coulthard: "Ich denke nicht, dass sich während der Saison viel an unserer Leistung geändert hat. Wenn man sich Australien anschaut, so stand ich um die Plätze 4 oder 5 in der Startaufstellung und genau so war es auch in Malaysia. Auch wenn wir Punkte geholt haben, so lief es für uns erst gut, als wir nach Imola kamen. Wir hatten den richtigen Reifen wohingegen Ferrari den falschen aussuchte. In Monaco bedeutete die spezielle Streckencharakteristik, dass wir die richtige Kombination der verschiedenen Dinge richtig hinbekamen und dort ein gutes Qualifying hatten. Wir tendieren in diesem Jahr dazu, im Rennen stärker zu sein als im Qualifying und abgesehen von Imola und Monaco hatten wir für das Qualifying nicht das stärkste Auto, aber wir hatten im Rennen ein starkes Auto und gute Strategien. Wir wissen, dass wir viel Arbeit zu erledigen haben und Ferrari ist derzeit mit Sicherheit im Vorteil und wir müssen schauen, dass wir das in der nächsten Zeit wieder hinbiegen. Wir wollen sicher stellen, dass wir gewinnen können und dass wir in der zweiten Saisonhälfte gut aussehen. Williams können wir nicht auf der Rechnung haben, da sie auf anderen Reifen sind und so wie ich das sehe haben wir zwei Weltmeisterschaften, eine für die Bridgestone-Teams und eine für die anderen Teams."

Frage: "Ferrari und Williams scheinen im Moment schneller zu sein. Wird das McLaren-Mercedes-Team an diesem Wochenende konkurrenzfähiger sein?"
Coulthard: "Es ist im Moment schwierig zu sagen, was an diesem Wochenende passieren wird. Bei dem Test hier vor ein paar Wochen war Williams sehr schnell und Ferrari war im Qualifying hier traditionell immer schneller. Ich bin mir nicht sicher, wie gut wir sein werden. Wir haben das Rennen im letzten Jahr gewonnen und das müssen wir in diesem Jahr auch tun um das Punktedefizit wieder wettzumachen."

Frage: "Bist du frustriert über einige Probleme, die man als Pech betrachten könnte?"
Coulthard: "Die Saison war ein wenig frustrierend. Ich hatte außer in Kanada - wo ich ein Aufhängungsproblem hatte - eine großartige Zuverlässigkeit und dafür bedanke ich mich beim Team. Die Probleme mit der Elektronik passierten vor dem Start, aber das Auto lief von Start bis Ziel zuverlässig. Es ist nur schade, dass ich von hinten starten musste. Nur ein Rennen nicht beendet zu haben, ist bisher nicht schlecht. Aber wir bezahlen dafür, dass wir ein paar Punkte vergeben haben, aber so ist die Formel 1. Man muss sich nur auf die verbleibenden Rennen konzentrieren und versuchen, mehr aus dem Auto herauszuholen."

Frage: "Die beiden Rennen fanden jetzt ohne Tests statt und man hat dazwischen nur sehr wenig Zeit. Wie wird dich das beeinflussen?"
Coulthard: "Es ist schwer zu sagen, ob wir die gleichen Probleme haben werden wie auf dem Nürburgring. Es ist eine andere Strecke auf einer anderen Höhe was die Leistung des Autos beeinflusst. Außerdem haben wir hier andere Reifen. Nur weil wir nicht getestet haben und letzte Woche nicht konkurrenzfähig waren, bedeutet das noch lange nicht, dass wir hier nicht konkurrenzfähig sein werden. Wenn wir konkurrenzfähig sein werden, dann wird das mit den Strecke zu Strecke geänderten Bedingungen zusammenhängen."

Frage; "Bridgestone hat einen neuen Reifen hier hergebracht aber es ist Michelins Heimstrecke. Wie glaubst du, wird der Reifenkrieg hier ausgehen?"
Coulthard: "Das ist sehr schwer zu sagen, und das ist der Frust im Vorfeld. Mann kann nichts anderes machen als eine Vorahnung haben."

Frage: "Was denkst du über den bisherigen Verlauf der Weltmeisterschaft?"
Coulthard: "Ich denke zur Saisonmitte nicht an die Weltmeisterschaft. Jeder Grand Prix ist eine Möglichkeit zum Punkten und jedes Rennergebnis bestimmt den Ausgang der Saison. Aus diesem Grund muss man alles Schritt für Schritt sehen und nicht schon an das Saisonende denken. Jeder möchte wissen, wer Weltmeister wird. Im Moment sieht es für Michael und Ferrari gut aus und Williams streben nach vorne und manche Leute verleihen Michael möglicherweise schon einen weiteren Weltmeistertitel. Aber das wollen wir natürlich nicht geschehen lassen. Wir versuchen unser bestes, wollen das Auto und unsere Situation verbessern und wieder die dominante Kraft werden, die wir einmal vor ein paar Jahren waren."

Frage: "Was ist deine Meinung über Magny-Cours?"
Coulthard: "Die Strecke ist im Qualifying sehr anspruchsvoll, da sie schnelle Kurven hat. Vom Rennen her gesehen ist es sehr trickreich, da man dazu tendiert, die Hinterräder zu verschleißen und dann eine Menge durchdrehende Räder und Übersteuern hat. Es ist eine schwierige Strecke, um Rennen zu fahren, den Genuss zieht man deshalb aus dem Qualifying."