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  • 26.08.2006 15:37

  • von Inga Stracke

Das Interview zum Qualifying mit Michael Schumacher

Michael Schumacher erklärt, warum er auch ohne Fehler nicht auf Pole Position gefahren wäre, weshalb er aber trotzdem an einen Sieg glaubt

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, kein optimales Qualifying, denn du bist in Kurve eins etwas von der Ideallinie abgekommen..."
Michael Schumacher: "In beiden Versuchen, ja. Ich hatte keine optimale Runde, speziell nicht beim ersten Mal, daher brach ich den ersten Versuch ab, um für den zweiten Versuch eine zusätzliche Runde zu haben. Das brachte aber ehrlich gesagt nichts. Das Auto ist eben nur für eine erste Runde superschnell, knickt dann ein und bleibt auf diesem Niveau. Felipe (Massa; Anm. d. Red.) hat einen großartigen Job gemacht, ich freue mich für ihn. Außerdem stehen wir beide in der ersten Reihe, was das ist, was zählt. Ich habe eben nicht alles riskiert."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Auch mit dem zweiten Startplatz halbwegs zufrieden: Michael Schumacher

Frage: "Bis auf diesen kleinen Schönheitsfehler war das Qualifying perfekt. Kann man das so sagen?"
Schumacher: "Nach Qualifying zwei habe ich sicherlich mit Platz eins spekuliert. Das war ja nicht ganz so unrealistisch, wenn man sich die Zeiten anschaut, aber ich habe es nicht umsetzen können - aus dem Grund, dass ich ein bisschen vorsichtig war, nachdem ich nur noch einen Reifensatz hatte. Da war es mir lieber, vielleicht Zweiter oder Dritter zu werden als gar keine Zeit zu haben. Insofern bin ich recht zufrieden. Damit können wir gut leben."#w1#

Schumacher brach seine erste schnelle Runde ab

Frage: "Wie schwerwiegend war der Verbremser in der ersten Kurve?"
Schumacher: "Ich habe den ersten Run aus dem Grund abgebrochen, um für den zweiten Run zwei Runden zu haben, was nicht viel Sinn gemacht hat. Es hätte nur dann Sinn gemacht, wenn ich im zweiten Run wieder einen Hund drin gehabt hätte, denn dann wäre die zweite Runde zumindest gut genug gewesen, um irgendwo im Mittelfeld zu stehen. Nachdem die erste Runde funktioniert hat, war in Runde zwei nicht mehr viel zu machen."

Frage: "Woher kommt deiner Meinung nach die Überlegenheit des Ferrari-Teams an diesem Wochenende?"
Schumacher: "Es gab auch in der Vergangenheit verschiedene Rennen, in denen wir erstaunlich starke Leistungen zeigen konnten. Auf anderen Rennstrecken war es wieder anders. Das liegt daran, dass das Paket aus Auto und Reifen je nach Rennstrecke mal einen Vor- und mal einen Nachteil hat. Das sind die Verschiebungen, die sich bis zum Ende der Saison noch zeigen werden."

"Das sind Verschiebungen, die sich bis zum Ende der Saison noch zeigen werden." Michael Schumacher

Frage: "Wie wahrscheinlich ist ein Sieg von Michael Schumacher in Prozent?"
Schumacher: "Ich möchte niemanden ermuntern, irgendwelche Wettspielchen zu veranstalten, also beteilige ich mich daran jetzt mal nicht."

Frage: "Spielen die Reifen hier eine Haupt- oder eine Nebenrolle?"
Schumacher: "Für uns eher eine Nebenrolle. Bridgestone hat einen sehr guten Reifen hierher gebracht, mit dem wir speziell für das Rennen sehr gut gerüstet sind. Es hat Rennen gegeben, da waren wir im Qualifying sehr stark, hatten dann aber leichte Bedenken, wie die Rennperformance aussehen würde. Die Probleme haben sich zum Glück nicht bestätigt, aber hier sind wir auf der absolut sicheren Seite."

Frage: "Welche Rolle wird Felipe Massa morgen spielen?"
Schumacher: "Ich hoffe, dass er sein Rennen fahren und seine Leistung umsetzen kann. Ich hoffe, dass ich um einen Tick schneller sein werde als er, um ihn durch die Strategie oder auf der Strecke zu überholen. Auf den Plätzen eins und zwei unsererseits einzulaufen wäre ideal. Was die anderen dann machen, wird sich zeigen."

Frage: "Wie erstaunt und wie froh bist du darüber, dass Felipe Massa jetzt schon so weit ist?"
Schumacher: "Das freut mich enorm. Wenn ich selber nicht auf Pole stehe, weil ich meine Leistung nicht hundertprozentig umsetzen kann, dann freut es mich umso mehr, dass mein Teamkollege in die Rolle einspringen und das umsetzen kann. Man muss aber auch dazusagen: Selbst mit einer optimalen Runde wäre ich an seine Rundenzeit nicht herangekommen. Das zeigt ganz klar, dass er heute alles optimal umgesetzt hat."

Wäre Massas Zeit überhaupt möglich gewesen?

Frage: "Warum wärst du nicht an seine Zeit herangekommen?"
Schumacher: "Vom Gefühl her habe ich nicht so viel langsamer gemacht, um die drei Zehntel zu erklären. Ich bin nicht sicher, wie viele Runden an Benzin er im Verhältnis zu mir an Bord hat. Das haben wir zwar besprochen, aber eine endgültige Entscheidung kann noch mal leicht verändert werden. Das werde ich nachher noch erfahren. Vielleicht gibt es da einen Unterschied. Alles in allem hat er eine sehr gute Runde hingelegt, denn er ist in Q2 eine 1:27.0 gefahren und war jetzt mit mehr Sprit schneller als mit wenig Sprit. Das zeigt, dass er einen sehr guten Job gemacht hat."

Frage: "Fernando Alonso steht direkt hinter dir. Wie entscheidend kann das sein, zumal du die schlechtere Fahrbahnseite haben wirst?"
Schumacher: "Das ist sicherlich ein Punkt, den wir beachten müssen. Wie groß der Einfluss zwischen rechter und linker Seite auf dieser Strecke ist, muss sich dann noch zeigen."

"Wie groß der Einfluss zwischen rechter und linker Seite ist, muss sich zeigen." Michael Schumacher

Frage: "Hast du erwartet, dass Renault direkt hinter dir landen würde?"
Schumacher: "Das konnte man schon erwarten, ja."

Frage: "Was bringen eigentlich eure neuen Radkappen?"
Schumacher: "Es gibt aerodynamische Änderungen, die sind sehr offensichtlich, haben aber eher kleinere Auswirkungen, und es gibt kleinere Veränderungen, die sich viel mehr auswirken."

Frage: "Was sagst du zu dieser Strecke und wie war Kurve acht während deiner schnellsten Runde in der zweiten Session?"
Schumacher: "Es ist ganz anders als im Vorjahr, denn wenn man ein Auto hat, das nur durch die Gegend rutscht und nicht das macht, was man will, macht es keinen Spaß. Dieses Jahr haben wir ein Auto, das genau das macht, was man will. Das macht Spaß, denn die Strecke ist eine riesige Herausforderung. Alle reden von Kurve acht, aber es gibt viele andere Kurven, in denen man den Scheitelpunkt nicht sehen kann und die technisch sehr anspruchsvoll sind. Es gibt eine schöne Kombination aus den Kurven drei, vier und fünf. Es gibt einige Bereiche, in denen schnelle Stellen mit langsamen kombiniert sind. Eine echte Herausforderung!"