• 09.09.2012 21:55

  • von Felix Matthey & Dieter Rencken

Curva Grande: Man sieht sich immer zwei Mal im Leben

Wie schon 2011 lieferten sich Sebastian Vettel und Fernando Alonso beim in Monza ein beinhartes Duell in der 'Curva Grande' - doch dieses Mal mit Folgen für beide

(Motorsport-Total.com) - Man sieht sich immer zwei Mal im Leben: Dieser Spruch könnte nicht besser zu dem Duell passen, das sich beim heutigen Großen Preis von Italien in der lang gezogenen, ultraschnellen 'Curva Grande' ereignete. Denn wie im letzten Jahr lieferten sich dort Fernando Alonso im Ferrari und Sebastian Vettel im Red Bull einen beinharten Schlagabtausch.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Fernando Alonso

Sebastian Vettel und Fernando Alonso lieferten sich wie 2011 ein hartes Duell Zoom

Dieses Mal waren die Rollen jedoch vertauscht: Alonso war außen, Vettel innen. Zudem war das diesjährige Duell nicht erfolgreich. Denn der deutlich schnellere Alonso kam beim Überholversuch mit allen vier Rädern auf die Wiese, musste bei rund 250 km/h seinen Ferrari abfangen und zurückstecken. Im Vorjahr war Vettel so noch an Alonso vorbeigekommen.

"Der Sebastian hätte problemlos weiter innen fahren können, das wäre überhaupt kein Problem gewesen", schätzt Formel-1-Experte Niki Lauda die Situation auf 'RTL' ein. "Er hat das Überholmanöver abgewehrt, damit Alonso in die Wiese kommt und das wurde bestraft." Vettel bekam für das Manöver eine Durchfahrtsstrafe, die sein letztendliches Ergebnis jedoch keine Auswirkungen hatte, fiel der Heppenheimer später doch aufgrund eines Problems mit der Lichtmaschine aus.

Im Vorjahr blieb das Duell übrigens ohne Folgen, wenngleich auch Vettel damals in die Wiese gedrängt wurde. "Letztes Jahr war es das gleiche, nur ein bisschen freundlicher, weil Alonso dieses Mal mit allen vier Rädern draußen war", beschreibt Lauda die Unterschiede. "Die Rennkommissare schauen sich solche Situationen an, entscheiden dann und man hat das dann zu akzeptieren."

Wäre Lauda letztes Jahr selber Rennkommissar gewesen, hätte er schon damals eine Strafe ausgesprochen, denn: "Wenn man da draußen auf der Wiese bei so einer hohen Geschwindigkeit das Auto nicht abfängt, es sich dann dreht oder abhebt, dann kommt ein Riesenunfall dabei heraus. Die Stewards haben jetzt einmal so entschieden, einmal so. So ist das halt", erklärt der Österreicher. Vettel hätte in Laudas Augen Alonso Platz lassen müssen, da dieser besser aus der ersten Schikane herausgekommen sei und sich schon auf Höhe der Hinterräder des Red Bulls befunden habe.

"Wenn man da draußen auf der Wiese bei so einer hohen Geschwindigkeit das Auto nicht abfängt, dann gibt es einen Riesenunfall." Niki Lauda

Vettel sauer über Bestrafung

Die Beteiligten selber wollten sich - wie so oft - zum Geschehen nicht ausführlich äußern. Allerdings wirkte Vettel nach dem Duell und der daraus resultierenden Strafe etwas genervt: "Ich bin hier für den Sport, aber natürlich war ich in dem Moment sehr sauer", so der Red-Bull-Pilot, der durch seinen heutigen Ausfall wichtige WM-Punkte liegen ließ. "Ich habe das vielleicht anders gesehen, aber was will man da machen? Im vergangenen Jahr habe ich das nicht kommentiert und ich werde es auch in Zukunft nicht kommentieren. Das ist nicht meine Art und fertig."

Vettel konnte Alonsos Angriff in der 'Curva Grande' durch das fragwürdige Manöver vorerst abwehren, wurde jedoch später an gleicher Stelle von Alonso innen überholt. "Sie waren auf der Geraden schneller als wir", räumt Vettel ein. "Natürlich habe ich versucht, mich so lange wie möglich zu wehren. Wäre er schon beim ersten Mal direkt innen durch, wäre er eh vorbei gewesen. Ich glaube, dass man sehen konnte, dass wir nicht schnell genug waren, um wirklich dagegen zu halten."

Auch Alonso hielt sich mit Äußerungen zum Duell zurück. Jedoch gab der 31-Jährige zu bedenken, dass er 2011 seinem deutschen Kollegen mehr Platz gelassen habe: "Es war nicht wirklich so wie im Vorjahr. Ich war mit 250 auf der Wiese. Im vergangenen Jahr hatte er mehr Platz", schildert der WM-Führende, der später als Dritter die Zielflagge sah, die Situation aus seiner Sicht.


Fotos: Großer Preis von Italien, Sonntag


Ausritt blieb auch für Alonso nicht ohne Folgen

Für Alonso blieb der Ausritt bei 250 km/h übrigens nicht folgenlos, wie Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali nach dem Rennen erklärt: "Es gab einen großen Schaden hinten links. Zudem brach etwas Mechanisches. Wir mussten ihn bitten, nicht mehr über die Randsteine zu fahren. Sonst wäre das Problem noch größer geworden."

Was das Duell an sich angeht, sei die Lage laut Domenicali klar: "Nach dem Rennen in Bahrain gab es von der Renndirektion eine Verordnung, die aussagt, dass der Führende seinem Verfolger Platz lassen muss, wenn dieser bereits neben ihm ist", weist der Italiener auf eine Situation beim Wüstenrennen hin, als Mercedes-Pilot Nico Rosberg Fernando Alonso ebenfalls abdrängte. "Dem kann man nichts hinzufügen. Es wurde genau das ausgeführt, was die Regeln vorschreiben. Viele fragen, warum er im Vorjahr nicht bestraft wurde. Von dem was ich sehen konnte war es eine andere Situation."

Domenicali gibt trotz allem zu, dass man im Nachhinein derartige Situationen immer einfacher beurteilen könnte: "Man sollte solche Dinge nicht anhand von Zeitlupen beurteilen sondern sich die Livebilder ansehen. Die Fahrer sind mit 250 km/h unterwegs, was die Situation vollkommen ändert. Zudem gibt es dieses Jahr andere Regeln."

Fernando Alonso

Alonsos Ferrari trug vom Ausritt einen Schaden davon Zoom

Vettels Teamchef Christian Horner ist der Auffassung, dass sich die diesjährige Situation nicht stark von der aus dem letzten Jahr unterschied: "Ich dachte, Sebastian hätte auf der linken Seite genug Platz gelassen. Ich hielt es für eine normale Rennszene und dass es Fernando vielleicht falsch eingeschätzt hat", so Horner gegenüber 'Sky'. "Sebastian lag ja vorn und fuhr auf seiner Spur. Es kam sehr überraschend, dass wir dafür bestraft wurden. Es sah doch so aus wie im vergangenen Jahr." Nach der Szene habe er nicht mit einer Strafe gerechnet, mit welcher er nicht einverstanden war: "Sie war zu hart", so der Brite.