Coulthard: Hamiltons Wechsel war "notwendig"

Für David Coulthard ist Lewis Hamiltons Wechsel zu Mercedes die einzig richtige Entscheidung - Michael Schumacher rät der Schotte zum endgültigen Rücktritt

(Motorsport-Total.com) - Obwohl schon seit einigen Wochen darüber spekuliert wurde, dass Lewis Hamilton Michael Schumacher ab dem kommenden Jahr bei Mercedes ersetzen könnte, kam die offizielle Bestätigung des Wechsels gestern für viele Beobachter der Formel 1 dennoch überraschend. Während in einigen Kommentaren Verwunderung über die Tatsache zum Ausdruck gebracht wird, dass Hamilton vom Spitzenteam McLaren zu Mercedes wechselt, die bislang nur sporadisch um Grand-Prix-Siege kämpfen konnten, hält David Coulthard die Entscheidung seines Landsmanns für vollkommen richtig.

Titel-Bild zur News: David Coulthard, Lewis Hamilton

David Coulthard gratuliert Lewis Hamilton zum Teamwechsel Zoom

Schon als die ersten Gerüchte über einen Wechsel Hamiltons zum Mercedes aufkamen, hatte Coulthard die Meinung vertreten, dass dieser Teamwechsel für den 27-Jährigen eine "gute Sache" sein könne. Nun geht er sogar noch einen Schritt weiter: "Ich würde behaupten, der Wechsel war notwendig", schreibt Coulthard in einer Kolumne für den 'Telegraph'. "Jeder Beziehung hat irgendwann ein Ende", so der frühere McLaren-Pilot, der sich über die Aussage von Teamchef Martin Whitmarsh wundert, der den Abgang Hamiltons als "Fehler" bezeichnete.

Coulthard erinnert sich in diesem Zusammenhang an das Ende seiner Zeit bei McLaren im Jahr 2004: "Damals hat er (Whitmarsh, Anm. d. Red.) meinem Manager Martin Brundle gesagt, dass meine Beziehung zu McLaren ihr natürliches Ende erreicht habe. Damit hatte er recht, und genau so ist es jetzt bei Lewis. Seine Zeit bei McLaren ist abgelaufen." Coulthard vergleicht die Situation mit dem Auszug aus der elterlichen Wohnung: "Du bleibst dort nicht ewig wohnen, auch wenn der Kühlschrank immer gefüllt ist und deine Wäsche gemacht wird. Irgendwann kommt der Punkt, an dem du etwas verändern willst."

Wichtiger Schritt für Hamilton

Dieser Zeitpunkt sei jetzt auch bei Hamilton, der schon seit Jugendtagen von McLaren gefördert wurde und gewissermaßen im Team aufgewachsen ist, gekommen. Hamilton sei, so Coulthard, im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit aufgewachsen, habe dabei Fehler gemacht und nehme nun sein Schicksal in die eigene Hand. "Zuerst ist er aus dem Schatten seines Vaters getreten", spricht Coulthard die Trennung von Vater Anthony an, der seinen Sohn in den Anfangsjahren als Manager vertreten hatte. "Dann hat er sich von Ron Dennis emanzipiert und nun auch von Martin."

Zwar ist sich Coulthard nicht sicher, ob Hamilton mit Mercedes die Weltmeisterschaft gewinnen kann, aber darauf komme es auch nicht an: "Wie viele Meisterschaften hat Stirling Moss gewonnen? Oder Gilles Villeneuve?", fragt der 41-Jährige. "Und dennoch erinnert man sich an sie als brillante Fahrer und Ikonen der Formel-1-Geschichte." Der Wechsel sei ein Risiko, doch seien bei Mercedes alle Zutaten für künftige Erfolge vorhanden: "Finanzielle Schlagkraft, ein großartiger Motor, erfahrenes Personal", listet Coulthard auf.

Hinzu kommen die Regeländerungen zur Saison 2014, die das Kräfteverhältnis durcheinandermischen dürften. Coulthard traut Hamilton zu, das Team bei Mercedes rund um sich aufzubauen. Das beste Beispiel dafür sei Fernando Alonso bei Ferrari: "Er ist dort der Anführer, alle arbeiten für ihn. Vor dieser Herausforderung steht Lewis nun auch", so Coulthard, der dem Teamduell Hamilton-Nico Rosberg schon mit Vorfreude entgegenblickt.

Wie schlägt sich Button gegen Perez?

Nicht weniger gespannt blickt der Schotte auf die Situation bei McLaren: "Wie wird sich Sergio Perez bei McLaren schlagen? Wie wird Jenson Button mit dem Druck zurechtkommen, der Teamleader zu sein? Es ist eine Sache, sich hinter Lewis zu qualifizieren, aber wenn er von einem 22-Jährigen Neuling geschlagen würde, könnte ihm das zu schaffen machen." Coulthard geht jedoch davon aus, dass Button dieser Herausforderung meistern wird. "Als er zu McLaren ging, hat ihm niemand gegen Lewis Chancen ausgerechnet. Man darf ihn nie abschreiben."

Jenson Button, Sergio Perez

Perez vor Button: Ein Sinnbild für die kommende Saison? Zoom

Bei allen Personal-Rochaden könnte einer auf der Strecke bleiben: Michael Schumacher. Seinem alten Rivalen rät Coulthard zum endgültigen Rücktritt: "Ich denke, das sollte er tun. Die Gelegenheit bei Mercedes war einmalig." Weitere überraschende Wechsel hält der 41-Jährige durchaus für möglich: "Könnten wir Paul di Resta oder Nico Hülkenberg nächstes Jahr im Ferrari sehen? Warum nicht?", so Coulthard.

Der Schotte muss jedoch zugeben, dass er im Falle seines Landsmanns di Resta nicht ganz objektiv urteilen kann. "Ich weiß aber, dass McLaren über ihn nachgedacht hat, und glaube, dass sie alle Sponsoren in Großbritannien abgeklappert haben. Aber neben seinen unbestrittenen fahrerischen Qualitäten hat Perez auch in dieser Beziehung etwas mehr zu bieten", spricht Coulthard die Sponsormillionen des mexikanischen Telekommunikationskonzerns Telmex an.