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CoTA: Mehr, als nur eine Formel-1-Strecke

Bobby Epstein erläutert das Geschäftsmodell des Circuit of The Americas: Multifunktionale Gebäude sollen die Anlage ganzjährig auslasten

(Motorsport-Total.com) - Die Premiere der Formel 1 auf dem Circuit of The Americas in Austin (CoTA) ist gelungen. Spannender Motorsport, zufriedene Fahrer und Teams und über 117.000 begeisterte Fans auf den Tribünen. Doch von drei Tagen Formel 1 pro Jahr kann keine Rennstrecke der Welt überleben - im Gegenteil. Durch die hohen Gebühren ist die Königsklasse für fast alle Rennstreckenbetreiber ein Minusgeschäft, welches an den übrigen 362 Tagen im Jahr ausgeglichen werden muss. Bobby Epstein, einer der Investoren des CoTA erläutert, wie das in Austin geschehen soll.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Lewis Hamilton

Die Formel 1 ist nur ein Teil im Geschäftskonzept des CoTA Zoom

"Der CoTA sieht sich nicht nur als Formel-1-Rennstrecke. Wir bezeichnen uns selbst als Unterhaltungs- und Rennsport-Zentrum", sagt Epstein. "Wir haben eine Strecke gebaut, die sowohl den Fahrern als auch den Fans ein bestmögliches Erlebnis bieten soll." Doch die im Fall von Austin nach einhelliger Meinung sehr gelungene Strecke alleine ist noch kein Garant für Erfolg. Nur durch das richtige Geschäftsmodell kann die Anlage wirtschaftlich überleben.

"Unsere Aufgabe ist es, alle Sitze zu füllen und so viele verschiedene Veranstaltungen wie möglich auf unserem Gelände auszurichten", sagt Epstein. Das ist in Austin gelungen, im kommenden Jahr werden neben der Formel 1 noch weitere hochwertige Rennserien in Austin gastieren. "Wir haben die MotoGP die australischen V8-Supercars, die Langstrecken-Weltmeisterschaft und die Grand-Am. Durch die Rennen erwarten wir pro Jahr 700.000 bis 800.000 Zuschauer", so Epstein.

"Der CoTA sieht sich nicht nur als Formel-1-Rennstrecke." Bobby Epstein

Epstein rechnet mit 1,3 Millionen Besuchern

Das ist jedoch noch nicht alles: "Insgesamt geht unser Programm aber im Jahr 2013 von 1,2 bis 1,3 Millionen Besuchern aus", so der CoTA-Investor. Doch wie will man die zusätzlichen 500.000 Besucher auf die Anlage locken? Darüber hatten sich die Bauherren schon bei der Planung der Stecke Gedanken gemacht. "Wir haben beim Entwurf der Gebäude großen Wert darauf gelegt, dass sie vielseitig verwendbar sind", sagt Epstein.

Bobby Epstein

Bobby Epstein will den CoTA ganzjährig als Veranstaltungsort etablieren Zoom

Als Beispiel nennt der US-Amerikaner das Fahrerlager und das Medienzentrum: "Das Fahrerlager ist 207.000 Quadratfuß (über 25.000 Quadratmeter) groß. Diese Fläche bietet uns viele Möglichkeiten. Das Medienzentrum haben wir bewusst so großzügig ausgelegt, dass es 2000 Menschen Platz bietet. Damit können dort auch Kongresse und Versammlungen stattfinden. Der Catering-Bereich ist direkt daran angeschlossen."

Auch andere Teile der Anlage wurden bewusst so angelegt, dass sie nicht nur für Rennen nutzbar sind: "Neben dem Motorsport wollen wir noch andere Sportveranstaltungen an die Strecke holen. Die große Plaza wurde so angelegt, dass sie einem Fußballfeld Platz bietet", so Epstein, der noch weitere Pläne hat: "Wir verfügen auch über mobile Tribünen und können damit auf der Start- und Zielgeraden ein Tennisstadion errichten. Außerdem finden zwei Musik-Festivals an der Strecke statt, bei denen ich jedes Mal mit 75.000 Zuschauern rechne."

Aussichtsturm Teil des Konzepts

Und auch das Wahrzeichen der Strecke, der Aussichtsturm, der eine Cobra darstellen soll, ist Teil des Businessplans: "Viele Leute haben sich gefragt, warum wir den gebaut haben. Wir sind der Meinung, dass Touristen einen großen Teil zu unserem Erfolg beitragen können", so Epstein. "Wir mussten uns also überlegen, was wir den Leuten bieten können, was für die Besucher eine sehenswerte Attraktion ist. Wenn die Leute hierher kommen, werden sie auf den Aussichtsturm wollen, von dem sie einen einmaligen Blick auf die gesamte Strecke haben. Das bietet sonst keine andere Formel-1-Strecke."

Lewis Hamilton

Der futuristische Aussichtsturm ist das Wahrzeichen der Strecke Zoom

Wirtschaftlich wird laut Epstein die gesamte Region vom CoTA profitieren: "Wir haben schon jetzt 4500 neue Jobs geschaffen. Bis zum heutigen Tag hat das Projekt 450 Millionen US-Dollar gekostet, um diese Anlage aufzubauen. Pro Jahr wird die Strecke der Region 200 bis 300 Millionen US-Dollar einbringen. Das ist keine kleine Zahl." Bei der Zahl der Zuschauerplätze ist sogar noch Luft nach oben: "Wir haben heute 120.000 Zuschauerplätze, können und werden diese Zahl aber vergrößern", so Epstein. "Hinzu kommt der Werbewert für Texas. Am Rennwochenende haben 27 verschiedene TV-Sender vor Ort. Das ist ein hervorragendes Schaufenster für unsere Stadt."

Die Gefahr, dass sich Austin und das für 2014 geplante Rennen in New Jersey gegenseitig das Wasser abgraben würden, sieht Epstein nicht. "Das sehe ich nicht als Wettbewerb an. Ich denke nicht, dass wir um die gleichen Zuschauer kämpfen. New Jersey wird völlig andere Fans anziehen." Im Vergleich zum Metropolregion New York/New Jersey sei das mit 820.000 Einwohnern vergleichsweise kleine Austin im Vorteil: "Der Hauptunterschied, und für mich der Grund, warum beide Rennen erfolgreich sein sollten, ist aber ein anderer. Wenn die Formel 1 hier nach Austin kommt, dann nimmt das die gesamte Stadt wahr", meint Epstein. Das ist nicht eine Veranstaltung von vielen."


Fotos: Großer Preis der USA