Carey taut auf: Darum wurde Ecclestone so schnell entlassen

Das Ende der Ära Ecclestone kam in der Formel 1 völlig überraschend - Der neue Chef Chase Carey erklärt, warum es mit dem Briten nicht mehr weitergehen konnte

(Motorsport-Total.com) - Dass Bernie Ecclestone seinen Posten als Formel-1-Drahzieher nach der Liberty-Übernahme irgendwann würde aufgeben müssen, war bereits beim Kauf der motorsportlichen Königsklasse klar. Wie schnell das dann aber geschah, war für viele eine Überraschung. Noch vor dem ersten Rennen nach der milliardenschweren Übernahme wurde der Zampano abgesetzt und durch ein Dreigestirn bestehend aus Chase Carey, Sean Bratches und Ross Brawn ersetzt. Carey erklärt erstmals, warum es so schnell ging.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone, Christian Horner

Chasey Carey setzte Bernie Ecclestone überraschend schnell vor die Tür Zoom

"Ich habe mir genau angesehen, wie Bernie arbeitet", sagt er der 'Times'. "Ich habe versucht, unvoreingenommen an die Sache ranzugehen. Meine Entscheidung sollte auf Basis dessen erfolgen, was ich sehen und hören konnte, und nicht aus dem Bauch heraus." Sein Bauchgefühl habe ihm von Anfang an gesagt, dass es keine One-Man-Show mehr sein könne, die es Jahrzehnte gewesen ist.

Die Beobachtungen ließen ihn schnell zu seinem Schluss kommen, wie er weiter erzählt: "Als ich gesehen habe, wie er jede einzelne Entscheidung selbst fällte - bis runter zum Entschluss, wer Zugang zum Fahrerlager erhält - war es sehr schwer, sich vorzustellen, dass er sich ändern könnte, nachdem er es so lange selbst gemacht hat." Dadurch kam es zur überraschend schnellen Absetzung Ecclestones am 23. Januar 2017.

Radikaler Wertewandel in der Formel 1

"Wir machen hier keine Kurskorrektur um zehn Grad", stellt Carey klar. "Wir wollen ein komplett neues Geschäftsmodell und eine völlig neue Kultur einführen. Als wir die Transformation einleiten wollten, wurde es am deutlichsten, dass er nicht bleiben könne." Libertys Pläne, die Formel 1 zu einem Showgeschäft zu machen, Traditionsstrecken wieder mehr in den Vordergrund zu rücken und mehr Demokratie und Gerechtigkeit einzuführen, bricht mit der bisherigen Tradition, die Formel 1 als Profitmaschine zu benutzen. Doch auf Liberty muss Geld verdienen. Wie der Spagat gelingen will, wurde noch nicht kommuniziert.

Ecclestone hat sich jedenfalls damit abgefunden, dass er urplötzlich ohne wirklichen Job dasteht. Als Ehrenpräsident ist er nur mehr ein zahnloser Papiertiger. "Sie haben das Auto gekauft, also wollen sie es selbst fahren", pflegt der ehemalige Gebrauchtwagenhändler zu sagen. Er äußerte sich aber auch kritisch zum Vorgehen von Liberty: An Careys Stelle hätte er erst einmal mit sich weitergemacht und sich nach einem Jahr gefragt, ob eine weitere Zusammenarbeit Sinn mache.


Fotostrecke: Ecclestone: So sieht er seine Weggefährten

Carey entgegnet: "Ich kann nachvollziehen, dass es für ihn ein schwieriger und auch merkwürdiger Moment ist, weil es sein Leben war. Ich respektiere das. Aber wir wollen dieses Geschäft ganz klar auf eine andere Art und Weise führen." Und da war für Bernard Charles Ecclestone plötzlich kein Platz mehr.