• 22.04.2012 18:57

  • von Dieter Rencken

Button: "Sehr frustrierend"

McLaren-Fahrer Jenson Button spricht über ein schwieriges Wochenende in Bahrain, das für ihn ohne WM-Punkte endete: "Die Balance stimmte nicht"

(Motorsport-Total.com) - So hatte sich Jenson Button den Großen Preis von Bahrain sicherlich nicht vorgestellt. Statt Sebastian Vettel unter Druck zu setzen und vielleicht sogar um den Sieg zu bringen, hatte der britische McLaren-Pilot keine Chance, auch nur am Red-Bull-Piloten dranzubleiben. Mehr noch: Button und Teamkollege Lewis Hamilton verschwanden im Mittelfeld und hatten mit den Podestplätzen gar nichts am Hut. In seiner Medienrunde spricht Button über seine Sicht der Dinge und nennt auch Gründe für den Ausfall.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Kein guter Tag: Jenson Button spricht nach seinem Ausfall von einem Debakel

Frage: "Jenson, es war kein besonders gutes Rennen für dich ..."
Jenson Button: "Es begann schon beim Start, denn das Tempo war einfach nicht vorhanden. Wir hatten keine besonders gute Balance und hatten mit Übersteuern zu kämpfen. Deshalb nahmen wir während des gesamten Rennens immer mehr Abtrieb an der Vorderachse weg. Wir verschoben auch die Bremsbalance deutlich nach vorn. Die Balance im Rennen stimmte also bei Weitem nicht. Die Geschwindigkeit war aber ohnehin nicht da."

"Vor allem der letzte Stint war lang. Es war interessant, zu sehen, wie sich die Rundenzeiten entwickeln würden. Während die Leute am Anfang viel Druck machten, schonte ich meine Reifen. In den letzten fünf Runden machte ich meinerseits ziemlich viel Druck. Ich schloss auf Paul di Resta und Nico Rosberg auf. Als ich in der Überholzone war und die erste Kurve anbremste, hob sich das Vorderrad in die Höhe. Ich erkannte, dass ich einen Plattfuß hatte."

"Ich brüllte in den Funk: 'Ich habe einen Reifenschaden! Ich komme herein!' Das tat ich und wir wechselten die Reifen. Als ich wieder auf der Strecke war, machte das Auto viele Geräusche. Das eigentliche Problem war wohl ein Auspuffschaden. Dann hatten wir den Reifenschaden. Danach ging das Differenzial in die Knie. Deshalb schied ich letztendlich aus. Es war ein katastrophaler Tag. Sehr frustrierend."

"Es war ein katastrophaler Tag."

Frage: "Bei dir ging also einiges schief. Wie ist es mit den Boxenstopps? Werdet ihr in den kommenden Wochen daran arbeiten?"
Button: "Ich denke nicht, dass meine Stopps die langsamsten waren. Bei Lewis war das aber sehr wohl der Fall. Ich glaube, er hat einen Stopp erwischt wie ich in Schanghai. Trotzdem: Einer meiner Reifenwechsel dauerte sechs Sekunden. Wie gut die anderen waren, weiß ich gar nicht."


Analyse mit Motorsport-Total.com-Redakteur Stefan Ziegler

"Das ist aber immer noch doppelt so lange, wie es eigentlich dauern sollte. Wir beide verloren viel Zeit in der Boxengasse. Das rundet ein ziemlich enttäuschendes Wochenende ab. Mit guten Boxenstopps wären wir zwar deutlich zufriedener, aber der Spitze wären wir dennoch nicht nahe gekommen. Wir hatten hier einfach nicht das Tempo. Wir wissen auch nicht, wo die 1,5 Sekunden herkamen."

Die Reifen sind nicht schuld am Dilemma - oder doch?

Frage: "Warst du zufrieden mit den Reifen? Ein paar Fahrer behaupteten das Gegenteil von sich ..."
Button: "Hier nicht, nein. Andere Leute brachten ihre Pneus zum Arbeiten. Damit müssen wir klarkommen. Wir hatten halt keine gute Balance und beschädigten die Reifen schon ab Runde vier."

"Für den letzten Stint nahmen wir ein paar Veränderungen am Frontflügel vor und spielten auch mit dem Differenzial und der Bremsbalance herum. Dadurch konnte ich die Reifen besser schonen. In den Schlussrunden war das Auto ziemlich gut. Alle anderen hatten Probleme und ich holte auf. Es sah nach einem fünften Platz für mich aus. Dann kam mir aber der Reifenschaden dazwischen und das war es dann auch."

"In den Schlussrunden war das Auto ziemlich gut." Jenson Button

Frage: "Spielen die Reifen in diesem Jahr eine zu große Rolle?"
Button: "Nun, ich denke, wir verstehen sie einfach nicht so gut. Die Reifen bauten auch im vergangenen Jahr sehr stark ab, doch wir verstanden die Pneus. In diesem Jahr werde ich einfach nicht schlau aus ihnen. Das soll aber keine Entschuldigung sein. Andere Leute haben an diesem Wochenende ja gute Arbeit geleistet. Für uns war es schlecht, denn wir hatten viel mehr erwartet."

Frage: "Das Bahrain-Wochenende ist zu Ende. Bist du erleichtert darüber, wo es doch eine sehr kontroverse Woche war?"
Button: "Nun, ich denke, wir kamen hierher, um ein Rennen zu fahren. Das haben wir gemacht. Jetzt gehen wir wieder. Ich weiß nicht, wie das die Außenwelt verändern wird. Das ist schwierig, zu wissen. Es ist aber schön, dass die Zielflagge gefallen ist. So können wir uns auf das nächste Rennen konzentrieren. Ich hoffe, das wird dann ein besserer Grand Prix für uns."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Bahrain


Button hofft auf Besserung in Europa

Frage: "Vor dem Team liegen bis zum Beginn der Europasaison also ein paar stressige Wochen ..."
Button: "Ja. Es ist einfach schwierig, zu verstehen, wo die Geschwindigkeit geblieben ist. Warum waren wir hier nicht schnell? In den zurückliegenden Rennen hatten wir im Grand Prix stets ein gutes Tempo. Das war hier nicht der Fall. Es war ein schwieriges Wochenende für uns als Team."

"Wir gehen jetzt zurück in die Fabrik und schauen, was schieflief. Derzeit weiß ich gar nicht genau, was passiert ist. Das versuchen wir herauszufinden. Irgendwas funktionierte nicht, denn die Autos haben sich quasi nicht verändert. Wir brachten unser Fahrzeug nicht zum Arbeiten. Hoffentlich ist das nur hier der Fall und nicht auch bei den kommenden Rennen. Das können wir aber nicht absehen."

"Irgendwas funktionierte nicht." Jenson Button

Frage: "Immerhin: In der WM-Gesamtwertung geht es sehr eng zu ..."
Button: "Ich habe die neue Tabelle noch nicht gesehen. Ich glaube aber, ich hätte das Feld angeführt, wenn ich dieses Rennen auf der Position beendet hätte, die ich innehatte."

"Sehr enttäuschend, diese Punkte nicht gekriegt zu haben. Es wären nicht viele Zähler gewesen, Rang fünf, doch trotzdem Punkte. Jetzt haben wir wieder keine Punkte mitgenommen. Ich hatte jetzt schon einen ersten und einen zweiten Platz - und die beiden anderen Rennen waren eigentliche Katastrophen, denn ich punktete nicht."