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  • 02.09.2012 23:32

  • von Felix Matthey & Dieter Rencken

Button machte bei McLaren den Unterschied aus

Spa-Sieger Jenson Button erhält nach seinem Triumph auch Lob von seinem Technikchef Paddy Lowe: "Jenson legte genau die richtige Fahrweise an den Tag"

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button brachte mit seinem Sieg in Spa-Francorchamps McLaren-Mercedes endgültig wieder in die Erfolgsspur zurück. Der britische Rennstall aus Woking ist das einzige Team, das in dieser Saison zwei Siege in Folge einfahren konnte, triumphierte Lewis Hamilton doch schon vor der fünfwöchigen Sommerpause in Ungarn.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Paddy Lowe durfte zusammen mit Jenson Button auf dem Podium jubeln Zoom

Darüber hinaus war Button am Rennsonntag in den Ardennen auch der erste Pilot in diesem Jahr, der einen Start-Ziel-Sieg einfahren konnte. Und zwar einen, der zu keinem Zeitpunkt in Gefahr war. Vor allem beim Reifenmanagement machte der Brite offenbar einen guten Job, für den es später sogar Lob von Reifenhersteller Pirelli gab. Button musste nur einmal an die Box fahren und konnte selbst zum Ende seiner Stints mit den Pirelli-Pneus noch voll angreifen.

"Das Auto funktionierte hier zwar sehr gut, aber vor allem lag es heute an Jenson, der hier genau die richtige Fahrweise an den Tag legte", zollt McLaren-Technikchef Paddy Lowe nach dem Rennen seinem Fahrer Respekt. "Wir haben schon im Vorjahr gesehen, dass er hier sehr stark ist. Wenn er damals im Qualifying besser gewesen wäre, hätte er damals wohl schon gewonnen. Er weiß einfach, worauf es auf dieser Strecke ankommt und auch, wie er mit dem Auto umzugehen hat."

Die Chance auf ein weiteres starkes Ergebnis blieb Budapest-Sieger Lewis Hamilton indes in Belgien verwehrt. Der Brite wurde direkt nach dem Start unsanft von Romain Grosjean aus dem Rennen gekegelt und konnte letztendlich nicht für eine doppelte Bestätigung der starken Form sorgen, in der sich McLaren derzeit befindet. Ein Podestplatz seinerseits wäre durchaus denkbar gewesen.

"Lewis hätte Vettel bestimmt schlagen können, er ist vor ihm gestartet und war mit der Abstimmung seines Autos zufrieden", sagt Lowe bezüglich seines zweiten Piloten. "Er hätte mit Jenson zusammen auf dem Podium stehen können, das ist wirklich sehr schade."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Belgien, Sonntag


McLaren verzeiht Hamilton "Twitter-Panne"

Für Aufregung sorgte Hamilton an diesem Wochenende nicht durch starke Ergebnisse, sondern vielmehr durch eine peinliche Panne: Der Brite war nach dem Qualifying, das er auf Platz sieben beendete, offenbar so frustriert, dass er seinen Fans prompt die Telemetriedaten des Teams per Twitter zukommen ließ.

Auslöser war die Tatsache, dass Button mit einem neuen Heckflügel ins Qualifying geschickt worden war, der den McLaren-Boliden auf der Geraden deutlich schneller machte. Hamilton wollte dies anhand der veröffentlichten Telemetriedaten beweisen, brach damit jedoch klar ein Tabu.

"Das war nicht optimal, weil wir unsere Daten eigentlich nicht mit der Außenwelt teilen wollen." Paddy Lowe über Hamiltons "Twitter-Panne"

"Die Twitter-Meldung wurde mittlerweile gelöscht, aber das Internet speichert Sachen leider für die Ewigkeit", lautet Lowes Kommentar zu der Angelegenheit. "Einige Ingenieure haben mich aber auf die Sache angesprochen und sie kommentiert. Das war nicht optimal, weil wir unsere Daten eigentlich nicht mit der Außenwelt teilen wollen. Wir haben dadurch keinen technischen Schaden erlitten, einige Details kommen sowieso immer ans Tageslicht, das ist normal." Man habe die Sache jedoch intern besprochen, sie sei damit abgehakt: "Lewis versteht nun, dass das nicht richtig war", so Lowe.

Abstimmungsarbeit war ein Glücksspiel

Überrascht war McLaren an diesem Wochenende offenbar von seiner eigenen Schnelligkeit. Jenson Button hatte sich nach der überlegenen Pole am Samstag noch in Zurückhaltung geübt, sei laut ihm doch die Lage aufgrund des verregneten Freitags-Trainings - die Teams gingen in der zweiten Session größtenteils gar nicht auf die Strecke - sehr schwer einzuschätzen gewesen. Umso größer war dann heute die Freude über die überlegene Vorstellung.

"Die Abstimmung war aufgrund der fehlenden Fahrzeit auf der Strecke ein kleines Glücksspiel", sagt Lowe. "Wir wussten nicht, ob spezielle Veränderungen auf trockener Strecke wirklich einen Effekt mit sich bringen würden. Wir waren angesichts dieses Glücksspiels dann glücklich über Jensons Speed in Q1."

Updates machten sich auf allen Strecken bezahlt

In Spa setzte McLaren nicht nur an Buttons Boliden einen neuen Heckflügel ein, sondern an beiden Autos auch neue Bügelflügel an den Seitenkästen, die speziell auf den Geraden einen positiven aerodynamischen Effekt mit sich bringen sollten. Diese Neuerung war jedoch nur eine von vielen in den vergangenen Rennen.

Ein großes Upgrade, das vor allem eine überarbeitete Seitenkästenstruktur beinhaltete, wurde erstmals auf dem Hockenheimring eingesetzt und hatte prompt durchschlagenden Erfolg: Button wurde nach einer langen Durststrecke Zweiter und brachte McLaren auf die Erfolgsstraße zurück.

Jenson Button

War heute größtenteils allein auf weiter Flur: Jenson Button Zoom

"Unsere Updates haben sich wirklich bezahlt gemacht", schätzt Lowe die Lage ein. "Speziell in Ungarn, weil das eine sehr außergewöhnliche Strecke ist. Ähnlich gut funktionierten die Updates in Deutschland. Spa war wiederum eine ganz andere Strecke und auch hier haben die Neuerungen funktioniert. Das stimmt uns wirklich zuversichtlich, auch bei den kommenden acht Rennen schnell zu sein."

Beim kommenden Rennen in Monza in einer Woche wird das Aerodynamikpaket der McLarens übrigens nicht grundlegend anders aussehen als in Spa, obwohl die Strecke noch einmal deutlich mehr Vollgaspassagen beinhaltet als Spa. "Es wird recht ähnlich sein wie das in Spa", verrät Lowe. "Das Paket funktioniert einfach gut. Viele der Elemente, die wir hier eingesetzt haben, werden auch in Monza zum Einsatz kommen."