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  • 04.11.2017 15:57

  • von Daniel Halder

Brawn: Warum Regeländerungen den besten Teams helfen

Formel-1-Sportchef Ross Brawn ist nicht überrascht, dass Mercedes auch mit den neuen Formel-1-Regel 2017 weiter siegt - Ressourcen frühzeitig darauf verwendet

(Motorsport-Total.com) - Die Lobeshymnen auf das Mercedes-Formel-1-Team reißen nicht ab. Zum vierten Mal in Serie holten sich die Silbernen in dieser Saison sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurs-WM-Titel. Doch nach den ersten Feierlichkeiten stehen für die Truppe von Teamchef Toto Wolff bereits wieder die Vorbereitungen auf die letzten beiden Grands Prix des Jahres an. Schließlich will man sich auch noch bei den Rennen in Brasilien und Abu Dhabi von seiner besten Seite präsentieren und weitere Siege einfahren.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn, Toto Wolff

Ross Brawn (r.) hatte erwartet, dass Toto Wolffs Mercedes-Team dominant bleibt Zoom

Auch der Vize-Fahrertitel ist für Valtteri Bottas bei nur 15 Punkten Rückstand auf Ferrari-Star Sebastian Vettel noch möglich. Nicht alle hatten der britisch-deutschen Allianz nach drei Jahren totaler Dominanz eine solch weitere glänzende Saison mit vielen Erfolgen zugetraut. Tatsächlich rückte Ferrari näher ran, doch im finalen Monat der Formel-1-Saison 2017 bleibt zu konstatieren: Mercedes ist nach wie vor das Maß der Dinge in der Königsklasse. Besonders stolz ist man beim Werksteam auf die Tatsache, dass der neuerliche Erfolg nach umfangreichen Regeländerungen vor dieser Saison bewerkstelligt wurde.

Ein neues Aerodynamik-Reglement, breitere Reifen und um bis zu fünf Sekunden pro Runde schnellere Boliden sorgten vor der Saison für Kopfzerbrechen bei den Ingenieuren. Viele Fans hatten darauf gehofft, dass mit den neuen Regeln die anhaltende Mercedes-Dominanz gebrochen würde und mehrere Teams um Siege kämpfen könnten. Doch letztendlich gewannen die Silberpfeil-Piloten elf der bisherigen 18 Rennen. Für den ehemaligen Mercedes-Teamchef und jetzigen Formel-1-Sportchef Ross Brawn kommt diese Tatsache allerdings weniger überraschend.

Im Gespräch mit 'Sky Sports F1' äußert er die Ansicht, dass das Weltmeister-Team der vergangenen Jahre sogar von den Regeländerungen profitiert habe. "Sie hatten eine dominante Phase, in der sie einen großen Vorsprung auf die anderen hatten. Wenn man so weit vorne liegt, dann hat man genügend Zeit, sich ein ganzes Jahr lang auf die Regeländerungen einzustellen, während die anderen versuchen, dich einzuholen", blickt Brawn zurück auf das vergangene Jahr.

In der Formel-1-Saison 2016 dominierte Mercedes die Weltmeisterschaft nach Belieben, Nico Rosberg und Lewis Hamilton machten die Siege unter sich aus. Als klar wurde, dass für das kommende Jahr neue Herausforderungen hinsichtlich der Aerodynamik entstehen, setzte man in Brackley frühzeitig die Ressourcen für die Entwicklung des neuen Autos ein. "Wenn man einen Vorsprung hat, dann hat man genügend Zeit, am neuen Auto zu arbeiten. Es entsteht ein sehr effizienter Kreislauf - du gewinnst so viel Zeit dadurch", erklärt der Brite, der mit seinem Team Brawn GP 2009 ebenfalls nach umfangreichen Regeländerungen und dem neuen Doppeldiffusor die WM gewann.


Fotostrecke: Hamilton vs. Vettel: Der Weg zum Titel

"Ich sage deshalb immer: Regeländerungen sind auch eine großartige Chance, bei der Entwicklung einen richtigen Quantensprung zu machen", so der 62-Jährige. "Wenn man seine Ressourcen frühzeitig darauf verwenden kann, dann liegst du vorne und bleibst auch vorne", erklärt er, weshalb die besten Teams von den Änderungen profitieren und es die kleineren Rennställe noch schwieriger haben, ihren Rückstand aufzuholen. Auch für die Formel-1-Saison 2018 sind die Silberpfeile weiterhin Favorit - doch an die Rolle des Gejagten ist man bei Mercedes inzwischen ja gewöhnt.