powered by Motorsport.com
  • 10.06.2017 05:10

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Audi: Abgasskandal ließe Formel-1-Einstieg unglücklich wirken

Sportchef Dieter Gass erklärt, wieso ein neues Antriebsreglement im Jahre 2021 kein Sprungbrett für die Ingolstädter ist und warum Lamborghini mit der FIA spricht

(Motorsport-Total.com) - Audi-Sportchef Dieter Gass hält es für unwahrscheinlich, dass sein Arbeitgeber in naher Zukunft in die Formel 1 einsteigt. Wie der Hesse sagt, würde die Abgasaffäre des Volkswagen-Konzerns nachwirken und die Bekanntgabe eines Engagements in der Königsklasse unglücklich wirken lassen. Schließlich dürfte sich Audi bei einer Entscheidung für die Beletage - als Motorenzulieferer oder als Werksteam - nicht mehr viel Zeit lassen, sofern die Ingolstädter im Jahr 2021 dabei sein wollen.

Titel-Bild zur News: Dieter Gass, Audi

Wohl keine Formel 1 für Audi: Dieter Gass hat nicht Liberty Media in der Leitung Zoom

Es ist die Saison, in der ein neues Antriebsreglement in Kraft tritt - ein idealer Zeitpunkt um ohne Entwicklungsrückstand den Einstieg zu wagen. "Wenn wir mitmachen wollten, müsste sehr, sehr bald Klarheit geschaffen werden", mahnt Gass und denkt an den Skandal um illegale Abschalteinrichtungen zur Umgehung von Abgasnormen, der sich nicht nur durch sein juristisches Nachspiel in den Schlagzeilen hält und halten wird: "Es ist wahrscheinlich nicht der richtige Augenblick."

Ein Korb für die Königsklasse hätte weniger mit dem V6-Hybrid-Motorenformat zu tun, das über die Saison 2020 hinaus Bestand haben könnte. "Meine ehrliche und ganz persönliche Meinung ist, dass eine Entscheidung pro Formel 1 eher darin begründet wäre, dass man an der Formel 1 teilnehmen will als dass es das richtige Konzept gibt", sagt Gass und hält es als irrelevant, mit welcher Zylinderzahl gefahren würde, sofern es eine technische Herausforderung und Serienrelevanz gäbe.

Neu entflammen lassen hatte die Gerüchte um den Audi-Einstieg ein Treffen der FIA-Arbeitsgruppe für Formel-1-Motoren, zu dem Lamborghini-Chef Stefano Domenciali erschien. Der Besuch des Ex-Ferrari-Rennleiters, der die Geschicke der Sportwagen-Tochterfirma der Ingolstädter leitet, hätte keinen Anlass gehabt, meint Gass: "Alle Hersteller oder potenziellen Hersteller waren eingeladen."


Fotostrecke: Designstudien für Formel-1-Werksteams

Der Rest sei gute Kinderstube gewesen: "Es wurde entschieden, dass er hingehen sollte, weil man nicht einfach fernbleibt, wenn die FIA einen zu so einem Treffen einlädt." Allerdings war der Volkswagen-Konzern abgesehen von der FIAT-Tochter und Ferrari-Schwester Alfa Romeo der einzige Autobauer am Tisch, der aktuell nicht in der Formel 1 engagiert ist.