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  • 10.09.2012 12:27

  • von Nimmervoll, Rencken & Ziegler

Alonso und die Verfolger: "Lassen uns nicht entmutigen"

Fernando Alonso führt weiter in der WM, doch dahinter braut sich was zusammen: Wie bewerten die Verfolger nach Monza ihre Titelchancen?

(Motorsport-Total.com) - 37 Punkte beträgt der Vorsprung von Fernando Alonso (Ferrari) in der Fahrerwertung der Formel 1. Doch hinter dem souverän Führenden braut sich nach Monza einiges zusammen: Lewis Hamilton (McLaren), Kimi Räikkönen (Lotus) und Sebastian Vettel (Red Bull) werden nur durch zwei Punkte voneinander getrennt, Mark Webber (Red Bull) und Jenson Button (McLaren) sind ebenfalls noch im Rennen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso hat mehr als nur einen Verfolger in seinem Nacken sitzen ... Zoom

Allerdings sind die Chancen von Webber und Button durch ihre Ausfälle beim Großen Preis von Italien mächtig gesunken. Mit 101 Punkten liegt Button, der Weltmeister von 2009, etwas abgeschlagen am Ende der Top 6. Scheinbar hat der Brite die Saison bereits abgehakt. "Es dürfte schwierig werden", sagt Button mit Blick auf den Gesamtstand. Konstanz mache sich bezahlt - und er habe sie nicht.

Monza habe gezeigt: "Wenn man konstant ist, hat man gute Chancen. Und ich hole momentan bei einem Rennen die volle Punktzahl, beim nächsten dann wieder keine. So wird alles durcheinander gewirbelt", meint Button und bezeichnet dieses Auf und Ab als "unglaublich". Dass sich die Tabelle hinter Alonso so oft verändere, mache deutlich, "dass in diesem Jahr niemand wirklich konstant ist".

"Der konstanteste Fahrer führt derzeit die WM an", sagt Button. Und das ist Alonso, mit 179 Punkten aus bisher 13 Rennen. Webber, aktuell Fünfter in der Gesamtwertung, bringt es dagegen "nur" auf 132 Zähler und läuft somit auch Gefahr, zu weit zurückzufallen. "Wir müssen uns zurückkämpfen", sagt der Australier nach dem Großen Preis von Italien. "Und das so schnell wie eben möglich."

"Der konstanteste Fahrer führt derzeit die WM an." Jenson Button

Dabei geht es für Webber auch darum, den Anschluss an die Verfolgergruppe zu halten. Denn dort geht es richtig eng zu. Hamilton (142), Räikkönen (141) und Vettel (140) balgen sich auf den Plätzen um den zweiten Rang hinter Alonso. Und es sind diese drei Piloten, die Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali besonders beobachtet. "Ich habe großen Respekt vor diesen drei Fahrern", meint er.

Ferrari unterschätzt niemanden

"Ich habe immer schon gesagt, dass Kimi ein sehr gefährlicher Gegner ist. Er kommt näher. Und wir haben in den vergangenen zwei Rennen gesehen, dass alles passieren kann", erklärt der Italiener. Man könne es sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht leisten, jemanden zu unterschätzen. Nur Button scheint Domenicali nicht mehr auf der Rechnung zu haben: Die Top 5 müsse man ernst nehmen.

Und dabei hat sich Hamilton mit seinem Sieg in Monza als erster Alonso-Verfolger etabliert. "So müssen wir weitermachen, um auch in den kommenden Rennen mit Ferrari zu kämpfen", sagt der McLaren-Pilot im Anschluss an seinen 20. Formel-1-Triumph. Man müsse sich auf ein Wettrüsten einstellen. "Es wird noch eine lange Saison, doch ich vertraue meinen Jungs", meint Hamilton.

"Es wird noch eine lange Saison, doch ich vertraue meinen Jungs." Lewis Hamilton

McLaren-Oberhaupt Ron Dennis wittert indes Morgenluft: "Wir rücken Red Bull immer näher auf die Pelle", sagt der britische Landsmann Hamiltons zum Stand in der Hersteller-WM. "Hoffentlich können wir im Titelrennen zu einer Bedrohung werden. In der Fahrerwertung kommt es hingegen nicht einzig und alleine darauf an, gut abzuschneiden", meint Dennis. "Du musst erst einmal ins Ziel kommen."

Lotus ohne Sieg, aber mit Räikkönen vorn dabei

Was Räikkönen eindrucksvoll unterstreicht. Mit zuletzt sechs zweistelligen Punkteergebnissen in Folge robbte sich der Finne auf Platz drei der Tabelle. Zufrieden ist er damit trotzdem nicht: "Es ist zwar gut, dass wir nun den dritten Platz innehaben, doch wir haben wieder Punkte auf Fernando Alonso verloren. Das ist nicht ideal", sagt Räikkönen. Sein Lotus-Teamchef sieht es entspannter.

"Das ist gut für uns und für Kimi", meint Eric Boullier. "Wenn es uns weiterhin gelingt, konstant gute Punkte zu sammeln, sollten wir dabei sein. Die Konstanz war schon zu Beginn des Jahres unser Ziel, und die gegenwärtige Situation verdeutlicht das. Jetzt freuen wir uns auf die nächsten Rennen, denn die sollten hinsichtlich der Streckencharakteristik wesentlich besser zu unserem Auto passen."

"Wenn es uns weiterhin gelingt, konstant gute Punkte zu sammeln, sollten wir dabei sein." Eric Boullier

Eine Hoffnung, die auch Red Bull teilt. Monza habe die Schwächen des RB8 offenbart, klagen die aktuellen Weltmeister nach dem Europa-Abschied. Ab Singapur rechnet man sich deutlich bessere Chancen aus. Nach dem ersten Doppel-Ausfall seit Südkorea 2010 kann es bei Red Bull aber eh nur besser werden. "Und wir sind professionell genug, um die Ruhe zu bewahren", erklärt Vettel.

Red Bull nimmt sich selbst in die Pflicht

Man werde sich nun auf die Zukunft konzentrieren und den jüngsten Fehlschlag hinter sich lassen. "Das nächste Rennwochenende wird kommen. Und dann wird es besser laufen als dieses Mal. Das garantiere ich. Wir lassen uns nicht entmutigen", sagt Vettel. Teamchef Christian Horner wird noch etwas deutlicher und ergänzt: "Wir können es uns nicht leisten, Rennen nicht zu beenden."

"Der Berg, den wir erklimmen, wird dadurch immer größer. Beide unserer Fahrer befinden sich dennoch weiterhin im Titelrennen. Wir führen auch die Herstellerwertung noch um 19 Punkte an. Sieben Rennen vor Schluss müssen wir zusehen, alles dafür zu geben", meint Horner nach dem 13. Saisonrennen, das für die ersten Formel-1-Piloten bereits das endgültige Titel-Aus bedeutete.

"Sieben Rennen vor Schluss müssen wir zusehen, alles dafür zu geben." Christian Horner

Freilich: Die Caterham-Fahrer durften sich 2012 ohnehin keine Hoffnungen auf den WM-Sieg machen, doch ihr Ausscheiden beim Kampf um die Meisterschaft zeigt: Die Luft wird immer dünner. Einen ficht all dies aber nicht an: Alonso ist die Ruhe selbst und der "Punktehamsterer" schlechthin. "Es wird hart bis zum Saisonende", sagt der Ferrari-Pilot. Doch der größte Druck lastet nicht auf seinen Schultern ...