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Alonso statt Vandoorne in Q3: Fehler, Zufall oder kluger Zug?

Fernando Alonso stieß Teamkollege Stoffel Vandoorne aus Q3, obwohl er ohnehin strafversetzt wird: Doch war das wirklich ein Fehler von McLaren-Honda?

(Motorsport-Total.com) - Hat McLaren beim Qualifying zum Großen Preis von Japan den falschen Piloten in Q3 gebracht? Um 29 Tausendstelsekunden boxte Fernando Alonso Teamkollege Stoffel Vandoorne aus dem letzten Qualifikationsabschnitt heraus, sodass der Belgier keine Chance hatte, seine Position noch einmal zu verbessern. Für Alonso spielt der Einzug hingegen sowieso keine Rolle, weil er nach einem Motorenwechsel um 35 Plätze strafversetzt wird.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso drückte Stoffel Vandoorne knapp aus den Top 10? Zoom

Doch laut Teamchef Eric Boullier wollte man dieses Resultat bei McLaren sogar haben: "Wir sind durch alle Szenarien gegangen und haben diese gemeinsam besprochen. Am Ende wollten wir Stoffel auf Platz elf und Fernando auf Platz zehn haben. Wir sind glücklich mit dem Ergebnis", sagt der Franzose, und auch Vandoorne selbst bekräftigt dies: "Das ist die ideale Ausgangsposition für mich", sagt er.

Der Grund ist relativ simpel: Denn weil er nicht in Q3 einzog, muss Vandoorne nicht den angefahrenen Reifensatz aus Q2 zu Rennbeginn fahren und hat dadurch einen Vorteil - zumal er in Q3 wohl ohnehin maximal Felipe Massa (Williams) noch hätte schlagen können. Den Platz in den Top 10 gewinnt er durch Alonsos Strafversetzung ohnehin. "Ich werde mit neuen Reifen auf Rang zehn starten, was eine gute Ausgangsposition ist", sagt Vandoorne.

Alonso: Erfolgsaussichten von hinten gering

Über allem schwebt aber natürlich die Enttäuschung über den Motorenwechsel bei Fernando Alonso. Ausgerechnet beim Heimspiel von Honda muss der Spanier wieder einmal von ganz hinten starten und hat bei der überholfeindlichen Strecke kaum Aussichten auf Punkte. "Ich schäme mich sehr", sagt ein niedergeschlagener Motorenchef Yusuke Hasegawa, der "sehr frustriert" über das Hydraulik-Leck und den Motorwechsel ist.

Und obwohl der letzte Startplatz damit von vornherein feststand, wollte Alonso heute trotzdem ein normales Qualifying fahren, weil er den Honda-Fans beim Heimspiel etwas bieten wollte. Und es hat sich gelohnt: "Wir hatten Erfolg, denn wir hatten ein vernünftiges Qualifying", betont er. Morgen ist die Aufgabe natürlich ungleich schwieriger: "Ganz hinten zu starten, ist in Suzuka wohl das Schlimmste. Durch die Highspeed-Kurven kann man keinem Auto nah folgen. Es wird ein hartes Rennen", seufzt der zweimalige Weltmeister.

"Punkte wären schon an einem normalen Wochenende ein schwieriges Ziel, und von ganz hinten benötigen wir viel Action vor uns, wenn wir Positionen gewinnen wollen", so Alonso weiter. Der McLaren-Pilot sieht den Grand Prix daher als Lernrennen an und möchte vor allem so viele Set-up- und Temperaturinformationen wie möglich mitnehmen, um diese in Zukunft zu benutzen. "Wir werden aber versuchen, unser Bestes zu geben und hoffentlich nah an den Punkten zu sein", betont er.

Nicht die letzte Strafversetzung?

Bei Vandoorne sieht die Lage günstiger aus. Er liegt bereits in den Punkten und möchte dort auch bleiben. Dass ihm das gelingen kann, davon ist er überzeugt: "Unsere Pace ist vernünftig, wenn auch nicht superbeeindruckend", wie er meint. "Hoffentlich haben wir morgen etwas Glück und Chaos vor uns, von dem wir profitieren können."

Nach Japan stehen noch vier weitere Grands Prix an, bevor die Partnerschaft zwischen McLaren und Honda endet. Gerne würde Alonso behaupten, dass er seine letzte Strafversetzung somit hinter sich hat, doch da ist er skeptisch: "Hoffentlich müssen wir für den Rest der Saison nichts mehr austauschen, aber ich weiß nicht, ob der Motor fünf Rennen halten wird", sagt er.

Denn auch die gewechselte Einheit war eigentlich recht neu. "Wir haben nur ein paar Sessions damit absolviert. Ich glaube, dass es nur das Rennen von Malaysia war, weil ich in Singapur in der ersten Kurve draußen war", sagt Alonso und gibt zu, dass er mit dem Schaden daher nicht gerechnet hat. Ein Trost wäre, wenn man beim nächsten Mal wenigstens das neue Spec-4-Aggregat einbauen könnte, doch da muss Honda abwinken: "Wir geben nicht auf, den Motor zu verbessern. Bis jetzt sind wir aber nicht bereit für den Spec-4-Motor."