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Alguersuari: "Der Fahrer macht 2012 den Unterschied"

Während in der Formel 1 diskutiert wird, ob die Rennen zu unberechenbar sind, glaubt Jaime Alguersuari, dass sich dieses Jahr bloß jeder Fehler stärker bemerkbar macht

(Motorsport-Total.com) - Die Formkurve von McLaren bringt die Unberechenbarkeit der aktuellen Formel 1 auf den Punkt. Angesichts des tollen Saisonauftakts mit dem Sieg durch Jenson Button galt die Truppe aus Woking als heißester WM-Tipp, zumal das Team für seine außerordentlichen Fähigkeiten als Entwickler in der Formel 1 bekannt war.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Fernando Alonso

Bei McLaren passieren ständig Fehler, Ferrari hat sich deutlich gesteigert

Doch obwohl man im Qualifying zunächst bärenstark blieb, fiel das Team in den Rennen immer weiter zurück - auch die internen Prognosen, in Monaco würde man seine Klasse ausspielen können, erwiesen sich als vermessen. Und so liegt McLaren in der Konstrukteurs-WM als Zweiter nur noch 22 Punkte vor der Ferrari-Truppe, die in Melbourne noch belächelt wurde und wegen Felipe Massas schwacher Form beinahe als Ein-Mann-Team auftritt.

Whitmarsh will unberechenbare Rennen

Dennoch bricht Teamchef Martin Whitmarsh gegenüber 'Autosport' eine Lanze für die Formel 1 anno 2012, die diese Saison bereits den sechsten Sieger im sechsten Rennen hervorbrachte: "Wenn die Leute jetzt sagen, dass diese Unberechenbarkeit unattraktiv ist, dann handelt es sich um eine 180-Grad-Wendung zur Meinung der Leute vor ein paar Jahren, als alles sehr berechenbar war."

Der Brite geht davon aus, dass die Unberechenbarkeit für die Formel 1 gut ist: "Man will doch zu jedem Rennen fahren, ohne zu wissen, wer gewinnen wird. Man will das Wochenende erleben und dabei nicht wissen, was in den unterschiedlichen Sessions passieren wird, und das Gleiche gilt auch für das Rennen. Alle bisherigen Rennen waren unglaublich aufregend."

Obwohl sein Team, das stets unter den Spitzenmannschaften der Formel 1 rangierte, unter den durchgemischten Ergebnissen leidet, versteht Whitmarsh die Kritik an der Königsklasse des Motorsports nicht: "Viele Fans wollen doch unberechenbare Rennen und eine unberechenbare Saison."

"Viele Fans wollen doch unberechenbare Rennen und eine unberechenbare Saison." Martin Whitmarsh

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dessen Weltmeister-Truppe ebenfalls unter der aktuellen Situation leidet, sieht die Entwicklung gegenüber 'Autosport' positiv: "Es ist bemerkenswert, dass es so viele Sieger gibt. Die Reifen sind ein Faktor und der andere ist die Tatsache, dass es so viele gute Fahrer gibt. Red Bull hat als erstes Team zwei Rennen gewonnen, was eine ziemliche Errungenschaft ist - die Formel 1 ist dieses Jahr anders, denn die Teams versuchen, die Unterschiede bei den Reifen in den Griff zu bekommen."

Button wünscht sich mehr Regelmäßigkeit

Dennoch gibt es Kritik. Und zwar kurioserweise von dem Piloten, der den Ruf hatte, die Reifen am besten zu verstehen: Jenson Button. Nach seinem Sieg in Melbourne befindet sich der Vizeweltmeister 2011 derzeit im freien Fall - Rennsiege sind für ihn außer Reichweite.

"Alle sind derzeit aufgeregt, weil es so viele Sieger gibt", fällt dem McLaren-Piloten gegenüber dem 'Belfast Telegraph' auf. "Das war zunächst gut für den Sport und großartig für die Fans, aber die Zeit wird kommen, wo die Fans sagen werden: 'Kann jetzt jeder einfach so einen Grand Prix gewinnen oder verlieren?' Ich denke, dass sie es etwas merkwürdig finden. Hoffentlich entwickelt sich in den nächsten Rennen eine gewisse Regelmäßigkeit, damit wir wissen, welche Teams und Fahrer wir in dieser WM schlagen müssen."

Dass derzeit Alonso in der WM voran liegt, obwohl sein Auto zu Saisonbeginn wenig konkurrenzfähig war, liegt laut Button an dessen Konstanz: "Er leistet großartige Arbeit - das Auto funktioniert gut. Diese Konstanz hatten diese Saison nicht viele Piloten. Ob er im besten Auto sitzt, oder nicht, werden wir nie wissen."

Alguersuari sieht keine Zufallsergebnisse

Doch genau das glaubt Pirelli-Testfahrer Jaime Alguersuari von Button - zumindest zu Saisonbeginn. "Sie hatten am Anfang das beste Paket", meint der Spanier gegenüber der 'BBC'. "Sie hatten bei den ersten drei Rennen in Australien, Malaysia und China definitiv das beste Auto."

Von Zufallsergebnissen will der ehemalige Red-Bull-Youngster dennoch nichts wissen - seiner Meinung nach werden diese Saison aufgrund der hohen Leistungsdichte bloß alle Fehler beinhart bestraft: "Die Formel 1 ist dieses Jahr viel härter für die Teams. Die Autos liegen viel näher beisammen - vielleicht näher als je zuvor. Daher muss man jedes kleinste Detail hinbekommen."

Das gilt auch für die Fahrer: "Sie sind dieses Jahr wichtiger. Wenn es so eng ist, dann machen die Fahrer den Unterschied. Und das ist der Grund, warum Alonso die WM anführt." Für Alguersuari, der zum Weltmeister im Ferrari ein eher distanziertes Verhältnis pflegt, ist klar: "Er hat nicht das beste Auto, aber er hat gezeigt, dass er der beste Fahrer da draußen ist."

"Wenn es so eng ist, dann machen die Fahrer den Unterschied." Jaime Alguersuari

Dass es für den vermeintlichen Reifenexperten Button dieses Jahr nicht zu laufen scheint, verwundert auch den Pirelli-Tester: "Ich hatte ihn vor der Saison als einer der stärksten eingeschätzt. Er ist die Art Fahrer, den du im Team haben willst, denn er geht mit allen Situationen sehr reif um." Man wird also sehen, ob der McLaren-Pilot im Laufe des Jahres zu alter Stärke zurückfindet.