Brabham, Porsche, Lancia und Co.
Lifestyle der Reichen und Schönen: Kaum ein Getränk verkörpert diese Idee so wie der italienische Wermut Martini, den der Handelsvertreter Alessandro Martini im Jahre 1863 mit der Übernahme eines Weinhandels in die Regale brachte. Schon die ersten Flaschen entstanden in der Kleinstadt Pessione bei Turin. Den Namen in die Welt trugen diverse Boliden aus der Formel 1, der Sportwagenszene und dem Rallyegeschäft. Ihr blau-rotes Design auf weißem, silbernem respektive rotem Grund ist legendär. Beispiele gefällig?
Alles nahm 1972 mit dem Tecno-Team seinen Anfang, wo Nanni Galli und Dereck Bell dem Feld allerdings hinterherfuhren - wenn sie sich überhaupt für die Rennen qualifizierten. Ein Jahr später brachte es der Neuseeländer Chris Amon immerhin zu Rang sechs in Spa-Francorchamps, dennoch war der Martini vorerst ausgetrunken.
Doch Martini kehrte 1975 zurück: Die Lackierung zierte nun die Brabham-Ford von Carlos Reutemann und Carlos Pace. Zwei Siege und Platz zwei in der Konstrukteurs-WM bescherten auch dem Sponsor weltweite Aufmerksamkeit.
Der Mann hinter dem Deal ist bis heute für seine Geschäftstüchtigkeit bekannt: Bernie Ecclestone stand damals bei Brabham in der Verantwortung und sorgte dafür, dass auch der Deutsche Rolf Stommelen seinen Einsatz in der fahrenden Wermutflasche bekam.
1977 verabschiedete sich Martini wieder von Brabham, nachdem John Watson und Hans-Joachim Stuck das Auto eine Saison lang mit roter Grundierung um die Formel-1-Kurse getragen hatten. Doch das nächste Projekt war schnell gefunden...
...auch wenn Martini dafür etwas Schwarzmalerei betreiben musste. 1979 waren Mario Andretti als amtierender Weltmeister und erneut Carlos Reutemann im Lotus mit Martini-Stickern unterwegs. Das traditionelle Design war dem Erbe des Sponsorenvorgängers John Player Special gewichen, der mit seinem Schwarz-Gold eine ähnliche Ikone geschaffen hatte.
Es war die Abschiedsvorstellung ohne einen einzigen Grand-Prix-Sieg. Schließlich kehrte Martini der Formel 1 als Autosponsor anschließend 27 Jahre lang den Rücken.
Erst 2006 ging die Marke aus der Nähe von Turin eine fast logische Verbindung ein und klebte sich bei Ferrari auf das Auto. Es blieb jedoch drei Jahre lang bei einem Sticker auf der Nase des roten Renners, ehe zum vierten Mal in der Geschichte Schluss war mit dem Geldfluss.
Der Königsklasse blieb Martini wie hier im italienischen Monza als Banden- und Eventsponsor erhalten. Doch nicht nur die Formel 1 prägte den Mythos Martini im Motorsport, schließlich waren die Designs auch auf Rennwagen vieler anderer Klassen zu sehen.
Neben dem Mineralölkonzern Gulf steht Martini wie kein zweites Unternehmen für die Sportwagen-Szene, auch wenn es geschmacklich eher gewöhnungsbedürftig losging. Der Porsche 917K aus dem Jahre 1970 war fraglos dem Zeitgeist entsprechend, erinnerte in Sachen Muster- und Farbwahl aber mehr an die Damen-Oberbekleidung eines wilden Jahrzehnts als an ein Auto.
Doch es wurde besser - auch sportlich. Schließlich siegte mit dem ästhetischeren Porsche 911 Carrera RS 1973 bei der legendären Targa Florio.
Und weiter ging es mit dem Sammeln von Flaschen, auch wenn in denen eher Champagner steckte als Martini: Der Porsche 936 siegte 1976 und 1977 bei den 24 Stunden von Le Mans. Die Verbindung zwischen Zuffenhausen und dem Unternehmen manifestierte sich und hat bis heute Bestand.
Dabei ging Martini in der Sportwagenszene fremd: Der Lancia LC2, ein Gruppe-C-Fahrzeug, bekam das traditionelle Design verpasst und raste Anfang bis Mitte der achtziger Jahre zu drei Siegen in der Sportwagen-WM. Am Steuer: Michele Alboreto, Riccardo Patrese, Teo Fabi, Alessandro Nannini und viele mehr.
Und auch abseits befestigter Straßen ging es mit Lancia rund: Nach dem Rallye-WM-Debüt 1978 auf einem Porsche 911 SC und nur einem Einsatz kehrte Martini 1982 zurück. Das Gruppe-B-Auto 037 erhielt dank Markku Alen und Attilio Bettega Kultstatus.
Auch dessen Nachfolger Delta S4 beziehungsweise Delta Integrale sorgte dafür, dass die elfjährige Partnerschaft in der Rallye-WM bis heute eine Ikone ist. Juha Kankkunen holte sich mit dem launischen, aber verteufelt schnellen Auto zwei Kronen. Auch die Namen Miki Biasion und Didier Auriol sind mit dem Wagen untrennbar verbunden.
Apropos Legende: Der wohl populärste Rallye-Pilot der jüngeren Vergangenheit schenkte auch Martini ein. Colin McRae saß am Steuer, als die Marke auf dem Ford Focus RS WRC warb.
Auch in der DTM hinterließ Martini seine Spuren, schließlich sponsorte das Unternehmen das Werksengagement von Alfa Romeo. Die Italiener, die ebenfalls zum FIAT-Konzern gehören, sind damit nach Lotus, Porsche, Lancia und Ford die fünfte Marke mit den blau-roten Logos.