Jahresrückblick 2012
Gute Laune bei der Ankunft im Fahrerlager am Donnerstag in Barcelona: Pastor Maldonado und seine Freundin Gabriella Tarkany (die davon träumt, mit den anderen Formel-1-Frauen einen Popsong aufzunehmen) scheinen bester Laune zu sein.
Sensation im Qualifying: Maldonado landet hinter Lewis Hamilton, aber vor Lokalmatador Fernando Alonso auf Platz zwei - und erbt die Pole-Position, weil in Hamiltons McLaren nach Q3 nicht mehr genug Benzin ist.
Frank Williams reist wegen seiner Behinderung nur noch zu wenigen Grands Prix, aber Barcelona lässt er sich nicht entgehen. Immerhin feiert er seinen 70. Geburtstag - und Maldonado sollte ihm das allerschönste Geschenk machen...
Daumen hoch, immer noch selbstbewusst: Maldonado strahlt während der Fahrerparade Sonntagmittag Zuversicht aus.
Das Auto aus der Box auf den Grid gefahren, die letzten Vorbereitungen beginnen. Team-Großaktionär Toto Wolff sagt in der Startaufstellung: "Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass unsere Siegchancen gering sind." Sein schönster Irrtum 2012.
Die Konzentrationsphase beginnt: Vater Pastor sen. steht seinem Sohn bis zur letzten Minute bei.
Start zum Grand Prix von Spanien: Lokalmatador Alonso kommt vor der tosenden Haupttribüne am besten weg, geht auf der rechten Seite an Maldonado vorbei.
Die Attacke von Kimi Räikkönen kann der Williams-Pilot abwehren und in der ersten Kurve sogar die Nase bei Alonso reinstecken, Maldonado muss aber klein bei- und sich mit Platz zwei zufrieden geben.
Alonso kann sich im ersten Renndrittel ein wenig absetzen.
Lange Zeit kann Räikkönen Maldonados Speed mitgehen, irgendwann muss der "Iceman" aber abreißen lassen.
Alonso baut seinen Vorsprung weiter aus, führt auch vor dem zweiten Boxenstopp. Allerdings kommt Maldonado zwei Runden früher rein.
Dazwischen der erste Schock des Tages: Michael Schumacher räumt Bruno Senna ab - und handelt sich damit eine Plus-Fünf-Strafe ein, die ihn die Pole-Position in Monaco kosten sollte.
Frank Williams und seine Tochter Claire, der er kurz zuvor seinen Sitz im Vorstand übergeben hatte, fiebern von der Box aus mit.
Maldonados früher Stopp zahlt sich aus: Er kommt vor Alonso auf die Strecke, kann den Vorsprung auf bis zu sieben Sekunden ausbauen. Allerdings ist ihm klar, dass seine Reifen am Ende früher nachlassen werden.
Doch der heißblütige Venezolaner bewahrt - für viele überraschend - kühlen Kopf, strapaziert die empfindlichen Pirelli-Pneus nicht zu stark und fährt nach 66 Runden 3,2 Sekunden vor Alonso über die Ziellinie.
Auslaufrunde, Hand aus dem Cockpit: Maldonado ist Venezuelas erster Grand-Prix-Sieger überhaupt!
Erster Gratulant: Fernando Alonso.
Zweiter Gratulant: Teammanager Dickie Stanford, der wegen der Behinderung von Teamchef Frank Williams den Pokal für den siegreichen Konstrukteur entgegennehmen darf.
Am Ziel.
Ob Räikkönen dem Sieger hier gerade Tipps gibt, wo man abends in Barcelona am besten feiern kann?
Alonso und Räikkönen schultern Maldonado, der sich aber überraschend ruhig verhält und während der Siegerehrung keine südamerikanischen Emotionen zeigt.
Momente, die man am liebsten ewig auskosten würde: Maldonado saugt die letzten Eindrücke von der Siegerehrung auf, winkt den jubelnden Fans und seinem Team.
Pressekonferenz vor dutzenden Journalisten aus der ganzen Welt: Maldonado freut sich, von überschäumender Euphorie kann aber keine Rede sein.
Endlich Emotionen: Beim Teamfoto im Paddock schreien sich Maldonado, Toto Wolff und Co. den Jubel aus dem tiefsten Winkel ihrer Lungen.
Die ganze Familie feiert mit: Maldonado hat mehrere Cousinen und Cousins nach Barcelona eingeladen. Vater Pastor sen. ist stolz auf den Siegerpokal.
Aber ein paar Meter weiter bahnt sich Unheil an. Plötzlich ziehen Rauchschaden durch den Paddock...
... und die kommen aus der Williams-Box. Sofort stürmen freiwillige Helfer, auch von anderen Teams, mit Feuerlöschern bewaffnet hin, um das Feuer zu bekämpfen. Das britische Fernsehen ist live drauf.
Mercedes-Mechaniker eilen zu Hilfe und halten sich notdürftig ihre eigenen T-Shirts vors Gesicht, um nicht mit einer Rauchgasvergiftung umzukippen.
Die Bilanz des Boxenfeuers von Barcelona: 31 Verletzte, sieben davon im Krankenhaus - und ein Mechaniker, der bis heute noch nicht wieder für Williams in den Dienst zurückgekehrt ist.
Die Untersuchung ergibt: Durch einen Funkenschlag entzündete sich Benzin, das noch im Tankschlauch war. Ein Chassis wandert danach auf den Müll, ebenso wie viel IT-Equipment. Aber auch mit Hardware wird Williams von anderen Teams geholfen. Es menschelt in der sonst so kühlen Formel 1.
Schock verdaut: Ein paar Tage nach Barcelona hält Sieger Maldonado in der Williams-Fabrik in Grove eine Ansprache vor der kompletten Belegschaft.
Ein besonderer Moment, speziell für Frank Williams, denn der Rennstall hatte seit Juan Pablo Montoya in Brasilien 2004 keinen Grand Prix mehr gewonnen.