Alain Prost: Mistral-Schikane zerstört Identität von Le Castellet

Alain Prost ist ebenfalls kein Befürworter der Mistral-Schikane und sorgt sich um die Identität von Paul Ricard - Alex Wurz sauer: "Keine Ahnung vom Rennfahren!"

(Motorsport-Total.com) - Endlich sind sich die Fahrer in der Formel 1 einmal einig: Die Schikane in der Mitte der Mistral-Geraden muss weg. Eine entsprechende Anfrage hat die FIA schon erreicht, doch eine Änderung wird es an diesem Wochenende nicht geben, weil die Strecke in ihrem jetzigen Zustand abgenommen wurde. Doch dass sie überhaupt installiert wurde, will bei vielen Piloten nicht in den Kopf.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost konnte viermal in Le Castellet gewinnen Zoom

Die einhellige Meinung: Die Schikane kastriert die Überholmöglichkeiten und nimmt dem Circuit Paul Ricard etwas von ihrer Besonderheit. "Für mich ist die Identität der Strecke ohne Schikane", sagt auch der viermalige Formel-1-Weltmeister Alain Prost der 'BBC'. Der Franzose hatte 1990 das letzte Rennen in Le Castellet gewonnen. Zwar fuhr man damals ein kürzeres Layout, allerdings auch ohne Schikane.

2018 fahren die Piloten durch eine für viele Zuschauer verwirrende Kurvenvariante, bei der auch die Fahrer Probleme haben, den richtigen Einlenkpunkt zu wählen. Dadurch werden auch die Geschwindigkeiten niedriger. Die folgende Signes-Kurve galt früher als echte Mutprobe, doch heute geht sie locker voll. Prost ist sich sicher: Würde man die Schikane entfernen, dann wäre die Kurve wieder eine Herausforderung.

"Sie wäre ziemlich schnell", sagt der Franzose. Denn zum einen kommen die Piloten mit höherer Geschwindigkeit in den Rechtsbogen, zum anderen würden die Autos mit weniger Abtrieb fahren müssen, um auf der Geraden nicht zu viel Zeit zu verlieren. "Deswegen würde der Rest der Strecke eine größere Herausforderung werden. Da sind sich 100 Prozent der Fahrer einig", erklärt Ex-Pilot Alexander Wurz, der mit der WEC und bei Formel-1-Tests schon viele Runden auf dem Kurs gefahren ist.

Strecke

Wer sieht hier noch durch? Die Gerade ist durch ein Wirrwarr kastriert Zoom

Laut Prost wurde die Schikane an der Stelle platziert, um zum einen den Fans auf der Tribüne etwas mehr Sicht zu bieten, zum anderen habe man geglaubt, dass Überholen dadurch einfacher wird. Doch da winkt Wurz ab. Man habe schon vor sechs Monaten versucht, die Schikane entfernen zu lassen, "aber leider hat sich irgendwer eingebildet, dass die Schikane dem Überholen hilft. Wer immer das ist, der hat keine Ahnung vom Rennfahren!"

Denn auf der langen Geraden hätte man einen guten Windschatten bekommen können, um in Kurve 10 oder 11 zu überholen. Das wird es nun nicht geben. "Wir wissen, dass die langsamen Kurven die Autos eigentlich auseinanderziehen", schüttelt Wurz den Kopf. Deswegen glaubt auch Alain Prost nicht an ein unterhaltsames Rennen am Sonntag: "Ich bin da nicht sehr optimistisch", so der Franzose.


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"Wenn jeder die gleiche Strategie hat, wird es ein langweiliges Rennen werden", fürchtet er. Die Schikane hätte zumindest dem Racing, der Schwierigkeit und der Identität der Strecke zuträglich sein können, doch was nicht ist, kann ja noch werden: Es wird gehofft, dass die Schikane 2019 entfernt wird, um Le Castellet zumindest teilweise wieder zu dem zu machen, was es einmal war.