• 13.11.2017 10:58

  • von N. Fischer, A. Cooper & J. Noble

Nächster Übergriff: Sao Paulo trotz Samba noch zeitgemäß?

Nächster Überfall am Sonntagabend: Die Sorgen um die Sicherheit überschatten die beste Zuschauerbilanz seit sechs Jahren - Formel 1 fordert Lösungen für Schutz

(Motorsport-Total.com) - Auf den Tribünen feierten die Brasilianer beim Formel-1-Rennen am Sonntag ein rauschendes Fest und verabschiedeten sich von ihrer Legende Felipe Massa, der den Zuschauern mit Rang sieben und einem beherzten Rennen noch einmal eine tolle Vorstellung bot. Doch die Schlagzeilen gehörten an diesem Wochenende nicht dem höchsten Zuschaueraufkommen seit 2011 in Interlagos, sondern den Geschehnissen abseits der Rennstrecke.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa sorgt in Brasilien für einzigartige Stimmung auf den Rängen Zoom

Teammitglieder von Mercedes, Williams und Sauber wurden in Brasilien Opfer von Überfällen und mussten mit Pistolen am Kopf teilweise sogar um ihr Leben fürchten. Zwar versprach man nach den Vorfällen ein erhöhtes Polizeiaufgebot, doch am Sonntagabend kam es erneut zu Übergriffen, vor denen Mitarbeiter von Pirelli glücklicherweise noch rechtzeitig flüchten konnten.

"Das Frustrierendste ist, dass ich seit zehn Jahren in der Formel 1 bin und in jedem Jahr jemand in so etwas verwickelt ist", ärgert sich Weltmeister Lewis Hamilton. Sao Paulo ist für die Formel 1 ein gefährliches Pflaster, bei dem selbst Fahrer nicht vor Angriffen geschützt sind, wie vor einigen Jahren ein Beispiel mit Jenson Button zeigt. Nun kann man sich die Frage stellen, ob Brasilien noch einen Platz im Kalender haben sollte, doch aus sportlicher Sicht sieht Hamilton das auf jeden Fall als gerechtfertigt an.

Hamilton wünscht sich Verbleib in Brasilien

"Ich denke definitiv, dass wir hier fahren sollten", stellt der Brite klar. Hamilton liebt die Strecke und ist begeistert von den Fans, von denen sich laut offiziellen Angaben am Wochenende 141.218 an der Strecke eingefunden haben, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von knapp mehr als zehn Prozent ausmacht. "Wenn es keine Fans auf den Tribünen gäbe und wir nur das Rennen gehabt hätten, hätte es nicht halb die Anziehung, die es hat", sagt Hamilton.

Er freut sich immer über die Atmosphäre und die Energie auf den Tribünen und hat solche Grands Prix lieber als jene, bei denen Fans weit abseits der Piste sitzen und fast schon Ferngläser brauchen, um die Autos sehen zu können. "Ich sage immer, dass es die Fans sind, die es ausmachen", so der Brite weiter.


Fotostrecke: Brasilianer in Brasilien: Dramen & Heldentaten

Doch auch er kann die Augen vor den Problemen rund um die Strecke nicht verschließen. Die Stadt um die Anlage ist gewachsen, und Armenviertel sind dicht an dicht mit reichen Prunkbauten, sodass Kriminalität dort an der Tagesordnung ist. Auch in Mexiko liegt die Rennstrecke direkt in der Stadt, doch dort hat man die Probleme nicht in dieser Form. "Ich hoffe, das Wochenende hat dies mehr denn je als Problem herausgestellt", sagt Hamilton.

Formel 1 möchte Sicherheit verbessern

"Ich stelle sicher, dass ich die Sicherheit und eine Polizeieskorte habe, und ich fühle mich nie in Gefahr, aber das ist nicht für alle anderen das gleiche", sagt der Mercedes-Pilot. Er hofft, dass die Verantwortlichen für das kommende Jahr eine Lösung finden. Die war 2017 nicht gut genug: Beteiligte wurden lediglich darauf hingewiesen, dass sie die Strecke nicht in Teamkleidung verlassen sollen und den Parkplatz-Sticker entfernen sollen, die aber im Normalfall nicht so einfach zu entfernen sind.

Gleichzeitig war laut einigen Berichten schon kurz nach dem Rennen nicht mehr viel von einem großen Polizeiaufgebot zu sehen. "Wir müssen die Sicherheitsmaßnahmen eindeutig verbessern. Was in diesem Jahr passiert ist, ist nicht akzeptabel", stellt auch Formel-1-Sportchef Ross Brawn gegenüber 'Sky' klar. "Es ist ein fantastisches Rennen mit einer fantastischen Atmosphäre. Und wir müssen einen Weg finden, wie wir hier sicher herkommen können."

Denn verlieren möchte man Brasilien angesichts seiner Historie und seiner Fannähe nicht, auch wenn Mexiko mittlerweile mit deutlich besseren Zuschauerzahlen glänzen kann. "Wir müssen definitiv weiter hier fahren", fordert Lewis Hamilton, während Brawn schon an die Zukunft denkt: "Wir arbeiten mit Promoter und Teams zusammen, um eine Lösung für das kommende Jahr zu finden, damit jeder sicher arbeiten kann."