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  • 05.10.2017 08:39

  • von Dominik Sharaf

Red Bull will mehr Siege: Mercedes als Beute ausgemacht

Ein stark entwickeltes Auto, eine neue Set-up-Philosophie und Piloten in Topform stimmen die Verantwortlichen optimistisch - Wäre da nicht das Thema Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Die Red-Bull-Mannschaft möchte nach dem Sieg Max Verstappens beim Malaysia-Grand-Prix weitere Rennen der Formel-1-Saison 2017 für sich entscheiden. Ihre Zuversicht ziehen die Österreicher aus der Tatsache, dass ihr Auto im Laufe des Jahres der Bolide war, der die größten Fortschritte gemacht hat. "Speziell in der zweiten Saisonhälfte und wenn man bedenkt, dass uns anfangs 1,5 Sekunden gefehlt haben", merkt Teamchef Christian Horner an - wissend, dass Luft nach oben da ist.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Max Verstappen mit freier Fahrt Richtung Sieg: Bald wieder gewohntes Bild? Zoom

Dennoch hat der RB13 zwei Mankos. Erstens die allgemeine PS-Schwäche des Renault-Antriebs, zweitens den fehlenden (oder zu schwachen) Qualifying-Boot des Aggregats. Mercedes und Ferrari können eine geschätzt halbe Sekunden mehr zulegen, wenn es um die Pole-Position geht. "Es ist langweilig, immer auf den Quali-Modus zu verweisen, der uns in der Startaufstellung nach hinten verbannt", unkt der geplagte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Denn das Manko wiegt sehr schwer.

Auf Kursen, auf denen selbst über die Strategie kein Weg vorbei an der Konkurrenz führt, sind Verstappen und Daniel Ricciardo ohne Husarenritte in der Startkurve chancenlos eingebaut. "Wenn es aber Strecken gibt, wo schnelle Kurven sind und man überholen kann, sind wir konkurrenzfähig", sagt Marko und schielt auf den Japan-Grand-Prix am Wochenende: "Suzuka ist so eine Strecke."

Die zahlreichen flüssigen Passagen der Bahn sollten dem RB13 liegen - genau wie der zweite Sektor der Strecke in Malaysia, in dem er für Bestzeiten gut war. Das Geheimnis ist auch eine neue Set-up-Philosophie, die weniger darauf setzt, das Powerdefizit durch rigoroses Flachstellen der Flügel zu kompensieren als sich die Stärken des Chassis in Sachen Abtrieb zu bewahren. "Wir haben gesehen, dass das Auto in keiner Kurve langsamer war als die unserer Gegner", unterstreicht Horner.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Japan

Der Brite ist zufrieden, wie die Maßnahme gewirkt hat: "Wir haben nur etwas weniger Abtrieb gefahren als die anderen und waren ohne einen T-Flügel unterwegs. Unsere Abstimmung war gut und die Fahrer haben ihre Leistung gebracht", fasst er die Erfolgsformel zusammen. Schließlich gibt es auch noch den angenehmen Nebeneffekt, dass der RB13 mit steileren Platten weniger rutscht und der Reifenverschleiß nicht in die Höhe schnellt. Eine Stärke, von der man lange nicht profitierte.

Verstappen betont, dass Red Bull aus seinen natürlichen Stärken Kapital schlagen würde: "Im Qualifying ist es schwieriger für uns, sie zu schlagen, aber normalerweise sind wir im Rennen stärker", so der Niederländer. "Wir schonen die Reifen gut." Dennoch: In Sepang blieb ungeklärt, ob nicht Ferrari das beste Auto besitzt - Sebastian Vettel starte von weit hinten, Kimi Räikkönen gar nicht.

Daniel Ricciardo, Simon Rennie

Ahnt, dass es mit Red Bull zumindest ein Stück bergauf gehen wird: Ricciardo Zoom

Ricciardo ahnt, dass Red Bull es nicht mit der Scuderia hätte aufnehmen können: "Wenn die Ferraris vorne gestartet wären, wären sie nicht zu schlagen gewesen", schätzt der Australier und hat eher die Silberpfeile als Beute ausgemacht. "Bei Mercedes geht es auf und ab. In Singapur haben sie gewonnen, ohne das ganze Wochenende jemals richtig schnell gewesen zu sein. In Malaysia das Gleiche. Wir können auf ihrem Niveau agieren, zumindest noch bei einem Rennen. Hoffentlich öfter."

Klar, dass Ricciardo Suzuka meint, wo seine Farben zwischen 2009 und 2013 vier erdrutschartige Siege einfuhren. Doch nachdem Red Bull in Monza überraschend stark gewesen ist, auf der mutmaßlich maßgeschneiderten Bahn in Singapur aber Federn ließ, besitzen Prognosen eine kurze Halbwertszeit. Denn auch ein Sieg Sepang stand in Milton Keynes nicht auf dem Zettel "Ich hätte geglaubt, dass wir nur über die Strategie auf das Podium würden fahren können", staunt Horner.

Deshalb hält er Verstappen und Ricciardo nur sporadisch für Kandidaten auf Lauferfolge. "Podestplätze sind sicher drin. Hoffentlich der eine oder andere Sieg", hält er sich mit Kampfansagen zurück, betont jedoch die vorteilhafte Ausgangsposition, sich nicht mehr um die WM-Gesamtwertung scheren zu müssen. Denn auch bei den Konstrukteuren liegt Red Bull (270 Punkte) weit hinter Mercedes (503) und Ferrari (385). "Jedes Rennen ist ein Pokalfinale - wir lassen es darauf ankommen."


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Denn im Kopf der Red-Bull-Verantwortlichen schwebt längst auch das Jahr 2018 und der Ruck, der durch die gesamte Truppe vom Mechaniker bis zu den Technikchefs geht, wenn Fortschritte sichtbar werden. "Es ist immer wichtig, eine Saison mit Schwung zu beenden. Wir haben es geschafft, aus dem Auto eines zu machen, das Rennen gewinnen kann", freut sich Horner und will so auch seine wichtigsten Angestellten motivieren: "Die Fahrer bemerken jetzt, wie das Auto entwickelt wurde."