• 14.10.2017 11:26

  • von Dominik Sharaf

Honda-Krise wirkt sich aus: McLaren machte 2016 Miese

Die Jahresbilanz 2016 zeigt: Das Rennteam des britischen Unternehmens kann nicht mehr von Erfolgen mit Mercedes zehren, die Vorstandsgehälter stiegen jedoch an

(Motorsport-Total.com) - Die McLaren-Mannschaft hat im Jahr 2016 finanzielle Verluste eingefahren. Wie aus der kürzlich veröffentlichten Bilanz der Briten hervorgeht, machten sie nach Steuern 3,2 Millionen Pfund Sterling (umgerechnet 3,6 Millionen Euro) Miese - allerdings nur mit ihrem Formel-1-Rennteam, das als eigenständige Limited (angelsächsisches Gegenstück zur deutschen GmbH) gelistet ist. Weitere Geschäftsbereiche wie die Automotive- und die Technologie-Sparte in Woking sind nicht betroffen.

Titel-Bild zur News: Stoffel Vandoorne

McLaren fährt auf der Strecke hinterher und ist auch finanziell nicht mehr spitze Zoom

Dennoch müssen die roten Zahlen dem Vorstand zu denken geben: 2015, als McLaren von mit Mercedes-Power gefeierten Erfolgen der Vergangenheit zehrte, standen noch 3,4 Millionen Pfund (3,8 Millionen Euro) Profit zu Buche. Dass im Zuge des Wechsels zu Honda die Preisgelder schrumpften und sich kaum Sponsoren für das Projekt finden ließen, macht sich jetzt bemerkbar - und das, obwohl das Team für die Belieferung nichts an die Japaner zahlte, sondern Geld dafür kassierte.

Der Jahresumsatz sank von rund 188 auf 179 Millionen Pfund (211 respektive 201 Millionen Euro), während die Ausgaben für den Geschäftsbetrieb stabil blieben. Im Verwaltungsbereich griff McLaren zwar tiefer in die Tasche und gab rund acht Prozent mehr aus, konnte die Bilanz aber dadurch aufhübschen, dass bei Zinsgeschäften und "sonstigen Einnahmen" mehr Cash in die Kasse gelangte.

Auffällig: Die Entwicklungskosten waren mit 23,7 Millionen Pfund (26,6 Millionen Euro) deutlich höher, was der Vorbereitung auf die Formel-1-Regelnovelle im Winter 2016/2017 geschuldet gewesen sein dürfte. Im Zuge dessen beschäftigte McLaren mehr Mitarbeiter in der Produktion. Insgesamt stieg die Zahl der Beschäftigten von 668 auf 675 an, womit die Truppe gemeinsam mit Ferrari, Mercedes und Red Bull in Sachen Personalstärke die Top 4 der Königsklasse bildet.


Fotostrecke: Fernando Alonsos McLaren-Achterbahnfahrt

Pikant ist, dass sich die Firmenchefs trotz der negativen Bilanz mehr Geld auszahlten als 2015. 1,6 Millionen statt 956.000 Pfund (1,8 statt 1,1 Millionen Euro) flossen in ihre Taschen. Zu diesem Zeitpunkt im Vorstand aktiv waren unter anderem der mittlerweile ausgebootete Ron Dennis genau wie TAG-Urgestein Mansour Ojjeh und Geschäftsführer Jonathan Neale (mittlerweile Finanzchef).

Letzter stellt Aussichten auf eine Rückkehr zu Profiten rosig dar, auch wenn aus den Bilanzjahren 2016 und 2017 nur bedingt Mehreinnahmen durch bessere Platzierungen in der Konstrukteurs-WM zu erwarten sind. Schließlich verbesserte sich McLaren in der Team-Wertung nach 2015 zwar von Rang neun auf sechs, wird die laufende Saison aber wohl wieder nur an neunter Stelle beenden.

Ron Dennis

Kassierte 2016 noch ordentlich ab: Der ausgebootete Patron Ron Dennis Zoom

Dennoch meint Neale: "Unser Chassis hat im Verlauf der Saison 2015 exzellente Fortschritte produziert. Die Korrelation zwischen den Tests und den Ergebnissen auf der Strecke war gut." Nun würde McLaren an die neue Partnerschaft mit Renault glauben. "Wir erhalten die Chance, unsere Ziele zu erreichen und in naher Zukunft Rennen zu gewinnen", tönt Neale. Fraglich ist, in welches Loch die Firma finanziell stürzt, wenn es nicht passiert. Das Geld, das Honda in das Projekt gepumpt hat, wird 2018 fehlen. Stattdessen muss McLaren für seine V6-Hybridantriebe zahlen.