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Wenn der Windkanal zickt: Darum war Red Bull so schwach

Red Bull musste eine enttäuschende erste Saisonhälfte 2017 hinnehmen: Teamchef Christian Horner erklärt die Probleme mit dem Windkanal und die Zeitsorgen

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich wollte Red Bull in diesem Jahr mithilfe des neuen Reglements um den Weltmeistertitel in der Formel 1 kämpfen, doch die Bilanz fällt zur Sommerpause ernüchternd aus. Zwar gab es den überraschenden Sieg in Baku, der Teil einer fünfmaligen Podeststrähne von Daniel Ricciardo war, doch in der Gesamtwertung ist der Rückstand beträchtlich. 184 Zähler hat Red Bull auf dem Konto - Mercedes fast doppelt so viele (357).

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Beim Gedanken an die erste Saisonhälfte kann man schon das Gesicht verziehen Zoom

Auch bei den Fahrern sind Ricciardo und sein Teamkollege Max Verstappen chancenlos. Nun könnte man natürlich die vielen Ausfälle dafür verantwortlich machen - Red Bull hat acht, Mercedes und Ferrari je einen -, doch auch in Sachen Performance können die Bullen eindeutig nicht mit den Kontrahenten an der Spitze mithalten. Schon zu Jahresbeginn lag der Rennstall im Hintertreffen - schuld waren Korrelationsprobleme zwischen dem Windkanal und den Eindrücken auf der Strecke.

"Unsere Systeme haben nicht mit dem übereingestimmt, was wir auf der Strecke gesehen haben. Erst rund um Melbourne haben wir herausgefunden, wo das Problem lag", erklärt Teamchef Christian Horner. Doch das war zuvor ein Rätsel: "Die Größe des Modells und der Reifen haben uns ein paar falsche Ergebnisse geliefert, obwohl das vorher ziemlich zuverlässig war", meint der Brite. "Doch plötzlich gab es die Abweichung zwischen Strecke, Windkanal und CFD."

Erste Anzeichen erst beim zweiten Test

Einige dachten, dass die Probleme von Red Bull mit dem Verbot des sogenannten "Wunderfahrwerks" zusammenhängen, doch der Rennstall hatte die Relevanz des Systems im Nachhinein stets bestritten. Stattdessen musste man sich bei den Testfahrten plötzlich mit anderen Schwierigkeiten beschäftigen. In der ersten Woche fielen die Windkanalprobleme noch nicht auf, doch in der zweiten Woche wurde das Bild klarer.

Dort bekam man die Abweichungen zu den Erwartungen aus den Simulationsmodellen, dem Windkanal und dem CFD mit - zu spät um noch rechtzeitig reagieren zu können. "Es kostet uns vermutlich zwei bis zweieinhalb Monate", seufzt Horner. "Man arbeitet mit Vollgas, um die Zeit aufzuholen." Das Problem: "Aber die anderen stehen nicht still."


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Und so gerieten die ersten Saisonrennen unter das Motto Schadensbegrenzung. Red Bull fuhr entgegen seiner sonstigen Philosophie mit weniger Abtrieb, was eine Konsequenz aus den Problemen war. In China gab es aufgrund der Rennumstände die Plätze drei und vier, ansonsten kam man in Übersee jedoch nie über Rang fünf hinaus. Erst mit dem Europaauftakt in Barcelona wurde es besser. "Dort haben wir gute Fortschritte gesehen", betont Horner.

Horner: 2017 wird nicht abgeschrieben

Daniel Ricciardo konnte ab dem Spanien-Grand-Prix fünfmal in Folge auf das Podest fahren, und auch Max Verstappen zeigte Anzeichen von Glanzlichtern - wie in Montreal -, doch meistens war ihm das Pech hold. Das Grundkonzept des Autos hat man dabei jedoch nicht verändert - dafür aber die Entwicklungsrichtung. "Seitdem haben wir mehr und mehr Performance an das Auto bekommen", unterstreicht der Teamchef.

Auch Renault hat laut Horner seit dem Winter einige Zehntelsekunden an Performance gefunden, auch wenn das lange versprochene Update für den Kanada-Grand-Prix ausblieb. "Renault liegt vermutlich etwas hinter den eigenen Zielen zurück, aber sie arbeiten sehr hart, um das aufzuholen", sagt er, weiß aber, dass auch Mercedes und Ferrari mit Volldampf weiterentwickeln.

Max Verstappen

Auch technische Defekte kosteten den Rennstall einige Punkte Zoom

Von daher wird sich zeigen, zu was Red Bull nach der Sommerpause in der Lage sein wird. Spa und Monza gelten jedoch nicht als Paradestrecken für den RB13, trotzdem hofft Teamchef Horner generell auf eine konkurrenzfähigere zweite Saisonhälfte. Das Jahr abschreiben will man trotz der Aussichtslosigkeit nicht: "Wir haben die Mentalität, weiter durch die gesamte Meisterschaft zu pushen - egal was die Tabelle sagt. Du lernst nämlich immer", sagt er. "Die Regularien bleiben gleich, von daher können wir alle Erkenntnisse der nächsten Rennen mit für den RB14 nutzen."