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Haas: Warum Grosjean eine perfekte Bremse braucht

Der Fahrstil von Romain Grosjean erfordert vollstes Vertrauen in die Bremse: Darum lief es in Baku nicht - Teamkollege kann Probleme besser kaschieren

(Motorsport-Total.com) - Wer später bremst ist länger schnell. Nach diesem Motto dreht Romain Grosjean seit frühen Formelsport-Tagen seine Runden im Motorsport. Der Fahrstil des Franzosen setzt eine stabile und berechenbare Bremse voraus, sonst geht beim ehemaligen GP2-Champion nichts. Da das amerikanische Team Haas seit dem Formel-1-Einstieg 2016 anhaltende Probleme in jenem Bereich hat, kann Grosjean seine Stärken nur selten in vollem Umfang umsetzen.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

In Baku hatte Haas nur noch altes Bremsmaterial von 2016 Zoom

"Für mich macht das sehr viel aus, anderen nicht so viel. Es hängt davon ab, wie man das gelernt hat", sagt Grosjean, der für seinen Fahrstil "vollstes Vertrauen" in die Bremsanlage benötigt. "Spät bremsen und das Auto auf der Bremse in die Ecke lenken, war immer schon meine Stärke." So habe er sich in den Nachwuchsklassen Formel Renault. Formel 3 und GP2 immer ein Jahr lang gegen die Gewohnheiten seiner jeweiligen Teams durchsetzen müssen. Am Ende überzeugte der Erfolg.

"Formel Renault zwei Jahre, Formel 3 zwei Jahre, GP2 zwei Jahre - dann gab es immer Erfolg", so der gebürtige Genfer. "Wenn ich meine Art des Bremsens nicht umsetzen kann, bin ich nirgends." Grosjean wirft in der Zufahrt auf Kurven den Anker vergleichsweise sehr spät, nimmt die Bremsleistung auf dem Weg in Richtung Scheitelpunkt immer weiter zurück ("Trail Breaking"). Der Vorteil dieser Methode ist ein optimales Ausnutzen des Grips, da das Fahrzeug bereits in jener Phase eine Lastverschiebung auf die Hinterachse erfährt.

Magnussen agiert auf der Bremse anders

Eine gute Dosierbarkeit ist hierbei wichtig, um das Fahrzeug jederzeit in der Balance zu halten. Warum klagt Kevin Magnussen nur selten derart lautstark über Bremsprobleme im Funk? "Kevin arbeitet auf der Bremse ganz anders", meint Grosjean. Der Däne agiert eher nach der bewährten Methode: Bremsen auf der Geraden, rollen lassen bis zum Scheitelpunkt. Hierbei bleibt die Hauptlast länger auf der Vorderachse, das Heck ist "leicht", der Grip auf der Hinterachse zu Beginn der Beschleunigungsphase zunächst geringer.

"Es ist aber nicht so, als hätte Kevin überhaupt keine Probleme mit unseren Bremsen", meint Teamchef Günther Steiner. "Mit seinem Fahrstil kann er die Probleme nur besser kaschieren. Es fällt bei ihm dann weniger auf. Romain braucht für seinen Fahrstil immer eine perfekte Bremse, oder zumindest eine, die dem Optimum sehr nahe kommt." Das Team arbeitet immer noch an einer optimalen Lösung, kann sich aber vom Brembo-Material nicht trennen.


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"Wenn ich ganz frei wählen könnte, würde ich die Bremsen von Carbon Industries nehmen. Gar keine Frage", stellt Grosjean klar. Dies ist aber derzeit keine Option. Haas hat für den kommenden Grand Prix in Österreich zumindest veränderte Bremskühlungen parat und - noch viel wichtiger - aktuelles Material. "In Baku hatten wir leider nicht das Material, das uns seit China so gut gefällt. Wir hatten einfach keine solchen Teile mehr und mussten wieder Material aus dem Vorjahr verwenden. Ich war nie ein Fan dieser Variante", so der Franzose.