Gerhard Berger: Früher sind wir uns öfter in die Kiste gefahren

Rammstöße als Standard, aber ohne Skandal: Gerhard Berger denkt an seine Zeit in der Formel 1 zurück und meint: "Wir waren nicht zimperlich"

(Motorsport-Total.com) - Der Auffahrunfall zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel und der anschließende Rammstoß des Ferrari-Piloten beim Grand Prix von Aserbaidschan waren der große Aufreger der bisherigen Formel-1-Saison 2017. Beim Gedanken an seine aktive Zeit in der Formel 1 kann Gerhard Berger die Aufregung bei Fans, Medienvertretern und Automobil-Weltverband FIA aber nicht so recht nachvollziehen. Denn in den 1980er-Jahren seien er und seine Kollegen auch alles andere als zimperlich gewesen.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Zu Gerhard Bergers aktiver Zeit ging es oft rustikal zur Sache Zoom

"Wir sind uns den ganzen Tag ins Auto gefahren", lacht der Österreicher im Interview mit 'auto, motor und sport'. "Und zwar nicht bei 70 km/h sondern bei 300." Allerdings hätten und seine Fahrerkollegen damals auch gewusst, wie weit sie gehen können. Absichtliches Fahren gegen die Reifen, das mit der Gefahr des Aufsteigens der Autos verbunden ist, sei tabu gewesen. "Denn wir wussten, was dann passiert: aus, tot", so Berger.

Damals wurde jedoch nicht jeder dieser Rad-an-Rad-Kämpfe heftig diskutiert, was schlicht daran gelegen hat, dass viele unentdeckt blieben. "Damals gab es noch nicht so viele Kameras. Weder Journalisten noch TV-Zuschauer haben gesehen, was da draußen los war", meint Berger.

Aber selbst wenn die wenigen Kameras eine Berührung eingefangen hätten, habe die Rennleitung darauf nicht gleich mit einer Strafe reagiert. "Villeneuve und Arnoux sind sich bei ihrem legendären Duell 1979 in Dijon in 10 Runden bestimmt 20 Mal ins Auto gefahren. Ein Rennen, von dem wir heute noch träumen!", erinnert sich Berger. "Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was die FIA heute dazu sagen würde."

Allerdings müsse man klar unterscheiden, ob sich um ein hartes, aber faires Duell zweier Rennfahrer handle oder um eine Unnötige Aktion wie im Fall von Vettel in Baku. Erstgenanntes müsse weiterhin erlaubt sein. "Man darf im Rennsport doch nicht verlangen, dass die Fahrer bis zur ersten Kurve alle ihre Positionen halten und nicht angreifen. Da schalten die Zuschauer den Fernseher ab", so Berger.

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