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  • 28.06.2017 23:05

  • von Daniel Halder

Sainz und Kwjat: Toro-Rosso-Zoff wirklich ausgeräumt?

Daniil Kwjat gerät unter Druck und lässt Teamkollege Carlos Sainz ausrichten, dass er keine Zeit für Spielchen mehr habe - Fragen nach Zusammenarbeit weicht er aus

(Motorsport-Total.com) - Nach acht Rennen der Formel-1-Saison 2017 war die Stimmung beim kleinen Toro-Rosso-Team schon mal besser. Daniil Kwjat ereilte in Baku bereits der dritte technisch bedingte Ausfall der Saison, der Russe tritt auf der Stelle und kann (zumeist unverschuldet) sein Potenzial nicht zeigen. Der hochgehandelte Teamkollege Carlos Sainz liegt mit 29 Zählern in der WM-Fahrerwertung zwar unter den Top-Ten, in den letzten beiden Rennen lief es aber auch nicht nach seinen Wünschen.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz, Daniil Kwjat

Von der Harmonie vor Saisonbeginn ist bei den Toro-Rosso-Piloten nichts mehr übrig Zoom

In Kanada crashte er mit einer hanebüchenen Aktion in Romain Grosjean und Felipe Massa, in Baku holte er mit Platz acht immerhin vier Zähler. Im Chaosrennen wäre für Toro Rosso aber noch wesentlich mehr drin gewesen. Doch nach einem missglückten Ausweichversuch in der ersten Kurve fiel Sainz ans Ende des Feldes zurück - ausgerechnet, weil er einen teaminternen Crash mit Kwjat, der auf die Strecke zurückkam, vermeiden wollte. Gegenseitige Schuldzuweisungen gab es im Anschluss zwar nicht, doch die Atmosphäre zwischen den beiden Red-Bull-Youngstern ist ohnehin schon vergiftet.

Nach dem Qualifying in Montreal hatte der Spanier seinen Teamgefährten öffentlich beschuldigt, ihm bewusst den Windschatten auf der langen Geraden vorenthalten zu haben. Kwjat schoss mit scharfen Worten zurück, kündigte eine weitere Zusammenarbeit auf und nannte Sainz "feige": "Wenn er mutig wäre, hätte er zu mir kommen und mit mir reden können. Aber er ist es nicht und spricht lieber mit euch (den Journalisten; Anm. d. Red.) und sendet heimlich Botschaften an die Medien." Zwar gab es vor dem Baku-Wochenende eine teaminterne Aussprache, doch wirklich Friede herrscht zwischen den "Jungbullen" nicht.

Auf sein Verhältnis zu Sainz angesprochen, bemüht sich Kwjat bei 'Sky UK' gar nicht um versöhnliche Töne. "Die Atmosphäre war aufgeheizt, ja. Aber ich versuche, die Dinge hinter verschlossenen Türen zu regeln. Das sollte in Zukunft immer so sein - zumindest von meiner Seite halte ich mich daran", lässt er nochmals anklingen, dass ihm Sainz' Weg über die Medien sauer aufgestoßen war. Überhaupt habe er keine Lust mehr auf derartige Spielchen. "Es wurde doch schon alles gesagt. Jetzt macht am besten jeder einfach weiter mit seiner Arbeit. Jeder für sich - keine Zeit mehr zum Spielen", so die klare Aussage des 23-Jährige.

Nach großer Harmonie klingt das nicht. Auch auf Nachfrage will Kwjat nicht ausführen, ob und wie die Toro-Rosso-Teamgefährten künftig zusammenarbeiten: "Wenn du auf der Strecke bist, ist die Formel 1 eh ein Sport für Individualisten. Du gehst raus auf den Kurs und willst dein Auto so schnell wie möglich fahren. Nur darum geht es. Das wird sich auch nicht ändern", weicht er aus. Der Russe weiß, dass er mit erst vier WM-Punkten auf dem Konto - einen weniger als Sauber-Pilot Pascal Wehrlein - Ergebnisse sprechen lassen muss.


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Aserbaidschan


Trotzdem will er den Teamkollegen-Zoff nicht als Resultat des wachsenden Drucks verstanden wissen. Nach seiner Degradierung bei Red Bull im vergangenen Jahr fährt er nun schon seine dritte Saison bei Toro Rosso - eine weitere scheint unwahrscheinlich und auch bei anderen Teams kann er sich derzeit nicht wirklich empfehlen. Wetzt er deshalb die Messer gegen Stallrivale Sainz? "So sehe ich das überhaupt nicht! Ich weiß nicht, was hinter meinem Rücken passiert und es beschäftigt mich auch nicht", dementiert er. "Es gab nur plötzlich diese Ungereimtheit in Kanada, und darauf habe ich eine Antwort gegeben. Nun ist das Kapitel beendet", zieht er für sich einen Schlussstrich.