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  • 06.06.2017 21:21

  • von Daniel Halder

Rennlegende Jackie Stewart: "Gebt Lance Stroll mehr Zeit"

Zuspruch für den jungen Kanadier vor seinem ersten Heimrennen - Stroll habe Talent und Williams sei ein gutes Team, um ihn zu entwickeln, findet Sir Jackie Stewart

(Motorsport-Total.com) - Kein WM-Punkt in sechs Rennen, drei Ausfälle, ein 0:6 im Qualifying-Duell und ein 0:20 nach WM-Zählern gegen den aus dem Ruhestand zurückgekehrten Felipe Massa - so lautet die bittere Bilanz von Lance Stroll nach den ersten Formel-1-Rennen seiner Karriere. Keine Frage: Der Williams-Pilot erlebt einen wahren Horror-Einstand in die Königsklasse. Dass er zudem Milliardärssohn und der Inbegriff eines Paydrivers ist, macht die Sache gewiss nicht besser. So sieht sich der junge Kanadier vor seinem ersten Heim-Grand-Prix in Montreal beißender Kritik ausgesetzt.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart findet die ätzende Kritik am glücklosen Williams-Rookie unfair Zoom

Stellvertretend für den Spott, den der 18-Jährige ertragen muss, steht die Website "hasstrollcrashed.today", auf der die Unfälle des Williams-Fahrers hämisch protokolliert werden. Zuletzt sah sich das engere Umfeld Strolls deshalb genötigt, öffentlich Partei für den so Geschmähten zu ergreifen: Unter anderem sprangen Williams-Technikchef Paddy Lowe und Vater Lawrence ihrem Schützling bei. Kurz vor seinem Heimrennen auf der Ile Notre-Dame bekommt er nun sogar Zuspruch von einer Formel-1-Legende, die fast 60 Jahre älter als der junge Kanadier ist.

Angesprochen auf den Unglücksraben erklärt der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart im Gespräch mit dem 'Journal de Montreal': "Wie viele andere denke ich, dass wir mindestens ein Jahr abwarten sollten, ehe wir ihn beurteilen". Der 77-Jährige plädiert dafür, dem Rookie Zeit zu geben und zeigt sich alles andere als überrascht von dessen Problemen. "Ich bin überhaupt nicht überrascht. Die Formel 1 ist die Krone des Motorsports und es braucht einfach Zeit, um mit den besten des Fachs mithalten zu können. Aber er hat gezeigt, dass er das Talent besitzt, um erfolgreich zu sein", findet der Schotte warme Worte für Stroll.

Gleichzeitig fordert er die kanadischen Fans auf, nicht zu viel von ihrem jungen Piloten zu erwarten. "Kanada will natürlich einen neuen Villeneuve, aber das Land war verwöhnt durch Gilles, der meiner Meinung nach der waghalsigste Pilot in der Formel-1-Geschichte war - und einer der Brillantesten überhaupt. Und sein Sohn Jacques hat dieses Erbe auch in bemerkenswerter Weise fortgeführt", so Stewart, der Stroll deshalb nicht in diese Reihe stellen will. Aber: "Er ist in guten Händen und bei Williams in einem tollen Team, das in der Vergangenheit großartige Fahrer entwickelt hat."


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Die Rennlegende stützt damit die Meinung der stellvertretenden Teamchefin Claire Williams, die ebenfalls mehr Geduld mit ihrem Youngster einfordert. "Wie bei jedem jungen Piloten braucht es Zeit. Und er ist ein sehr junger Fahrer, der viel zu lernen hat." Williams verlangt deshalb von den Kritikern, sich nicht länger auf den Rookie einzuschießen. "Er wurde willkürlich und unfair behandelt", so die 40-Jährige abschließend.