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SMS von Montoya: Alonso freut sich auf Milch und Barbecue

Fernando Alonso geht mit Demut und Respekt an das Vorhaben Indy 500 heran und freut sich über eine "warmherzige" SMS von Ex-Kollege Juan Pablo Montoya

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso geht das Projekt Indy 500 mit einer gesunden Portion Demut an. "Die Fahrtechnik", sagt er, "ist dort ganz anders. Das ist eine große Herausforderung, insbesondere weil es bis Indianapolis nur noch 46 Tage sind. Ich kenne mich nicht aus mit der Technik. Das Ovalfahren ist neu für mich. Ich weiß nichts über die Strategie und das Prozedere. Mir bleiben nur wenige Wochen Zeit. Aber ich habe keine Angst und werde bereit sein, wenn es losgeht!"

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Juan Pablo Montoya

Fernando Alonso und Juan Pablo Montoya kennen sich aus der Formel 1 Zoom

Die Reaktionen auf die Sensationsmeldung waren überwältigend. "Wir haben es bis heute geheim gehalten. Sobald die Meldung draußen war, erhielt ich einen Haufen Nachrichten und Tweets, auch von vielen Fahrern", berichtet Alonso. "Unter anderem eine sehr warmherzige SMS von Juan Pablo Montoya. 'Wenn du etwas brauchst, bin ich für dich da', hat er geschrieben. Ich werde mit ihm reden."

"Und auch mit meinen Teamkollegen bei Andretti. Ein paar von denen kenne ich ja ganz gut: Alexander (Rossi, Vorjahressieger) aus der Formel 1, und auch Takuma (Sato; Anm. d. Red.). Wir haben uns durch unsere gemeinsame Honda-Verbindung immer wieder in Japan getroffen, meistens am Jahresende. Und vielleicht können mir auch ein paar Ex-Fahrer in der Vorbereitung helfen", sagt der 35-Jährige.

Alonso rechnet nicht mit Sieg

Generell geht er recht demütig an das Projekt Indy 500 heran: "Ich trete nicht mit der Erwartung an, dort zu gewinnen", erklärt Alonso, der der elfte Rookie wäre, der gleich beim ersten Antreten gewinnt. "Ich habe den größten Respekt für die Fahrer, die dort teilnehmen, und für den Speed, den sie fahren. Die Geschwindigkeit auf einem Superspeedway ist etwas völlig anderes als das, was ich aus der Formel 1 kenne."

"Ich werde versuchen, mit dem Team zu sprechen, den Fahrern und meinen Teamkollegen, um von ihnen so viele Ratschläge wie nur möglich einzuholen und mich so schnell es geht anzupassen", fährt er fort. "Ich weiß, wie herausfordernd das ist und dass mir nicht viel Zeit bleibt. Vorher ist noch der Bahrain-Grand-Prix, dann folgen Russland und Spanien. Es ist also nicht so, dass ich mich in den nächsten 46 Tagen nur auf die Indy500 konzentrieren kann."

Fernando Alonso

Fernando Alonso strahlt bei der Pressekonferenz im Sofitel in Bahrain Zoom

Das Lernen über das Indy 500 fängt bei so banalen Dingen wie der Siegermilch an. Auf die Frage eines Journalisten, ob er denn für den Fall der Fälle Vollmilch, fettfrei oder Sojamilch bestellen werde, antwortet Alonso lächelnd: "Ich muss noch so viel über das 500 lernen! In kurzer Zeit. Für diese Entscheidung werde ich Zeit brauchen! Ich denke, es wird eine fettfreie Milch werden. Aber in dem besonderen Moment würde mir wahrscheinlich jede Milch schmecken."

Franchitti warnt Alonso vor Crash

Die demütige Haltung tut ihm laut Dario Franchitti, dreimaliger Sieger des Indy 500, gut: "Es gibt keine zweiten Chancen. Es gibt keine Auslaufzonen. Wenn man einen Fehler macht, tut der sofort weh. Das Auto wird meistens beschädigt, und wenn man selbst ohne Verletzungen davonkommt, ist es ein guter Tag. Die Mauer wartet nur auf einen. Das wird ihm bewusst sein, sobald er die Boxengasse verlässt. Er wird sich daran gewöhnen müssen."

Viel Zeit zur Vorbereitung bleibt Alonso nicht: "Zwischen Bahrain und Russland liegt ein freies Wochenende, an dem sie in Alabama fahren. Da werde ich hinfliegen, um das Team kennenzulernen und die Atmosphäre zu spüren. Aber es ist ein Straßen-, kein Ovalrennen. Da werde ich nicht viel lernen, aber zumindest lerne ich die Jungs kennen. Und ich werde mir viele Rennen auf dem Computer ansehen, wenn ich nach Amerika und wieder zurück fliege."

Kein Promi-Bonus: Motorhome statt Luxusquartier

Einen Promi-Bonus erwartet er sich nicht. Das Angebot von McLaren-Teamchef Zak Brown, während des Indy-Aufenthalts nach Chicago zu kommen, um dort mit allen Annehmlichkeiten zu logieren, hat er ausgeschlagen: "Ich bleibe lieber an der Strecke, im Motorhome und beim Team, um das eine oder andere Barbecue zu organisieren! Ich erwarte mir sehr viel Spaß davon. Darum nehme ich dieses Abenteuer in Angriff."

"Ich glaube, ich werde als Rennfahrer profitieren", philosophiert er. "Ich brauche die Herausforderung im Leben. Darum wechsle ich immer wieder die Teams. Das hält meine Motivation hoch und treibt meine Karriere voran. Ich sammle Erfahrungen, um als Fahrer kompletter zu werden. Hier geht es darum, im Oval auf einem Toplevel zu fahren. Es ist eine komplett neue, spannende Herausforderung. Das wird mich als Rennfahrer weiterbringen."

Auch 2016 hat ein Rookie in Indianapolis gewonnen ...

Während ihm Brown und andere Experten ein Spitzenergebnis zutrauen, geht Alonso nicht davon aus, dass er die IndyCar-Routiniers in Grund und Boden fahren wird. Auch wenn er einen kleinen Funken Hoffnung hat: "Im vergangenen Jahr hat auch ein Rookie das Indy 500 gewonnen. Das ist Motorsport, alles kann passieren. Ich gehe natürlich nicht dorthin, um mir die Autos anzusehen. Ich werde mein Bestes geben, um ein gutes Rennen zu fahren."

Ob er auch 2018 dabei sein wird, kann Alonso "jetzt noch nicht beantworten. Es wird davon abhängen, wie das Rennen verläuft, wie viel Spaß es mir macht, wie konkurrenzfähig ich mich fühle. Um das Triple zu holen, muss ich das Rennen mindestens einmal gewinnen. Wenn das in diesem Jahr nicht klappt, werde ich es nochmal versuchen müssen." Aber das müsse nicht zwangsläufig gleich 2018 der Fall sein.


Fotostrecke: Formel-1-Stars beim Indianapolis 500

"Vielleicht mache ich erst einmal Pause, fahre eine ganze Saison oder zwei oder drei in der Formel 1 und versuche es dann. Das ist völlig offen", schränkt er seine Optionen nicht ein. Aber jetzt geht's erst mal in die Vorbereitung auf 2017: "Ich habe noch nicht im Simulator getestet. Der Plan für die nächsten Wochen wird noch erarbeitet. Ich hoffe, dass er auch einen Simulator-Test vorsieht. Ich weiß, es gibt einen in Italien und in Indy. Hoffentlich klappt es mit einem."