Nicht depressiv: Alonso lieber im McLaren als im Supermarkt

Fernando Alonso zerstreut die jüngsten Rücktrittsgerüchte um seine Person und betont, dass er in der Formel 1 noch weitere Trophäen gewinnen möchte

(Motorsport-Total.com) - Wenn Fernando Alonso nach dem Saisonauftakt von Melbourne in die Zeitung geschaut hat, dürfte er über sich vor allem gelesen haben, dass er die Formel 1 nach dem schwachen Start von McLaren vorzeitig verlassen wird. Selbst sein Formel-1-Kumpan Mark Webber hatte verlauten lassen, dass er sich vorstellen könnte, dass der Spanier die Saison bei McLaren nicht zu Ende fährt - und damit war er nicht der einzige.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Rücktritt nicht in Sicht: Fernando Alonso sitzt lieber im Auto als zuhause Zoom

Die Stimmung hat Alonso natürlich mitbekommen, doch darauf antworten kann er vor allem eines: Er denkt nicht ans Aufhören! "Ich bin lieber hier als im Supermarkt meiner Heimatstadt", lacht der McLaren-Pilot über die Gerüchte und findet es normal, dass solche Kommentare über ihn zustande kommen: "Es gibt in der spanischen Presse bei Interviews immer eine Frage über Alonso und wie schwierig die Situation ist", sagt er. "Jeder steht mir immer nahe, und ich habe ja eine Depression. Aber so ist es nicht."

Zwar ist der zweimalige Weltmeister angesichts der sportlichen Misere bei McLaren-Honda nicht gerade glücklich über die Situation, doch mit sich selbst ist Alonso im Reinen: "In der Formel 1 liefere ich mein Bestes und bin so gut vorbereitet wie nie", betont er. Schon beim Rennen in Australien hatte er erklärt, dass er auf wundersame Weise lange in den Top 10 liegen konnte, obwohl er mit dem Auto eigentlich Letzter sein müsste.

Alonso will weitere Trophäen

Für den Spanier ist es bereits das dritte schwierige Jahr in Folge. 2015 war er mit großen Ambitionen zur neuen Kombo McLaren-Honda gewechselt, doch gute Ergebnisse haben sich bislang nicht eingestellt. Und obwohl Alonso seit einiger Zeit im Hinterfeld herumdümpelt, gilt er trotzdem weiterhin als einer der besten Fahrer im Feld. Viele wundern sich, dass er "nur" zwei WM-Titel auf dem Konto hat, von denen der letzte schon über ein Jahrzehnt her ist.

"Es ist definitiv enttäuschend, nicht mehr Meisterschaften auf dem Konto zu haben", sagt auch Alonso selber und sieht dies auch als Grund an, wieso er noch in der Formel 1 fährt. Der Asturier hatte sich immer sehnlichst einen dritten Titel gewünscht, doch vor allem bei Ferrari scheiterte er mehrmals nur knapp. Die hohen Ziele hat er trotz der sportlichen Krise immer noch: "Ich möchte weitere Trophäen haben", stellt er klar.

Fernando Alonso

Ein Bild aus besseren Tagen: Alonso jubelt nach zwei WM-Titeln Zoom

Sollte es dafür nicht mehr reichen, würde Alonso trotzdem irgendwann zufrieden die Königsklasse verlassen, denn dass er seit 15 Jahren als einer der besten Piloten der Formel 1 gilt, gebe ihm ein gutes Gefühl. "Außerdem gibt es Fahrer - selbst Weltmeister -, die von ihren Teamkollegen ziemlich deutlich geschlagen wurden. Das ist mir nie passiert und wird mir auch nicht passieren", stellt er klar. Nur einmal hatte ein Teamkollege bislang mehr Punkte auf dem Konto: 2015 Jenson Button mit 16 zu elf.

Chassis keine Problemstelle

Doch auch damals hat McLaren-Honda bereits mit großen Problemen gekämpft, die sich seitdem kaum verbessert haben. Vor allem Motorenpartner Honda wurde als Schwachstelle ausgemacht, sodass man gerüchteweise schon versucht, aus dem laufenden Vertrag zu kommen. Auch Alonso betont noch einmal, dass mit dem Auto grundsätzlich alles in Ordnung sei: "Ich denke, dass das Chassis gut ist. Ich fühle mich in den Kurven ziemlich konkurrenzfähig und zu jedem Rennen kommen Updates - manchmal sogar während des Wochenendes", gibt er McLaren keine Schuld.

Doch er muss zugeben, dass er im Grunde gar nicht einschätzen kann, was das Auto überhaupt kann: "Wir wissen es nicht, weil wir nicht in der Lage sind, das Auto an seine Grenzen zu bringen. Von daher ist es schwierig zu wissen, wo wir mit dem Chassis stehen", gibt er noch einmal eine Breitseite in Richtung Honda - schon bei den Testfahrten in Barcelona lästerte er, dass er alle Kurven mit Vollgas fahren könnte, so schwach sei der Motor.


Fotostrecke: Fernando Alonsos McLaren-Achterbahnfahrt

Beim kommenden Rennen in China steht der Ex-Weltmeister damit wohl wieder vor einer schwierigen Aufgabe, denn auf der 1,3 Kilometer langen Gerade könnte sich das Motorendefizit deutlich auswirken. Dennoch glaubt er, dass man von ihm wieder etwas Besonderes erwartet, so wie in Australien: "Die Simulationen haben ergeben, dass wir Letzter sind, aber ich war lange Zehnter. Wenn die Simulationen in China sagen, dass wir Letzter sind, dann ist Alonso hoffentlich in den Punkten."