Formel-1-Wetter Schanghai: Möge der Regenpoker beginnen

Über dem Shanghai International Circuit braut sich etwas zusammen, das dem Grand Prix von China eine gehörige Portion Würze verleihen könnte

(Motorsport-Total.com) - "Wenn es trocken bleibt weiß jeder, was er zu tun hat. Sollte es nass werden, könnte das die Karten neu mischen" - Sebastian Vettel beschreibt schon umfassend, was bereits am Samstag vor dem Grand Prix von China das große Thema ist. Auf dem Radarbild zieht eine Wetterzelle über den Shanghai International Circuit, die nach Pirellis Regenreifen zu verlangen scheint. Ob sie am Sonntag genau zu zur Rennzeit ihre Schleusen öffnet, kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Titel-Bild zur News: Grand-Prix-Wetter in Schanghai

Die Satellitenprognose für Schanghai zum Rennbeginn am Sonntag Zoom

Die Wetterdienste geben eine Regenwahrscheinlichkeit von 85 Prozent raus. Die Trockenreifen-Wahrscheinlichkeit sinkt mit jeder Minute. Denn die breite Regenfront, die von West nach Ost zieht, trifft die Region um Schanghai schon am Samstagnachmittag. Selbst wenn es also zum Rennstart um 15 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ) nicht effektiv regnet, wird zumindest eine nasse Strecke erwartet.

"Ich freue mich darauf, wenn ich ehrlich bin, weil es eine neue Erfahrung sein wird", sagt Polesetter Lewis Hamilton trotz der wenigen Erfahrungen, die die Piloten bisher mit den neuen Autos und Reifen unter Regen-Bedingungen sammeln konnten. "Ich bin mir sicher, dass es keine enormer Unterschied zu den Erfahrungen in der Vergangenheit sein wird. Es ist aufregend, mit neuen Herausforderungen konfrontiert zu werden. Man muss dabei der reaktionsschnell und proaktiv sein."

Ferrari im Nachteil?

Durchwachsene Bedingungen bedeuten in der Formel 1 meist nur eines von beiden: Fluch oder Segen. Der eine kann seinen Vorteil daraus ziehen, dem anderen reicht genau das zum Nachteil. So zeichnete sich Ferrari beispielsweise beim 24 Grad Celsius warmen Rennen in Australien aus und wirkte auch bei 21 Grad in China stark. Die dichte Wolkendecke, die morgen erwartet wird, lässt das Thermometer aber höchstens auf 13 Grad steigen.

"Da wird es noch interessanter", freut sich Hamilton. "Ferrari hat ein sehr, sehr starkes Auto und kann bei der Renn-Pace noch einmal einen drauf legen - aber vor allem, wenn es warm ist." Vettel kontert: "Wenn wir morgen aufwachen und aus dem Fenster schauen werden wir wissen, was zu tun ist. Genug Regenreifen haben wir."


Fotos: Großer Preis von China, Samstag


Vor allem den Nachzüglern und unter normalen Bedingungen benachteiligten Teams wird nachgesagt, auf Regen zu hoffen. Max Verstappen hofft nach einem unglücklichen Qualifying beispielsweise darauf, dass ihm das Wetter bei der Aufholjagd von Startplatz 17 aus hilft. Der Red-Bull-Pilot hatte sich im Chaos von Brasilien im vergangenen Jahr als Regengott ausgezeichnet.

Mehr Überholmanöver erwartet

"In Brasilien hatten wir damals auch eins der besten Autos, was den Abtrieb anging", gibt er allerdings zu bedenken. "Auf den Geraden hat man aber auch im Regen gesehen, dass es uns an Power fehlte. Ich bin mir sicher, dass ich es morgen nach vorne schaffen kann. Aber ich glaube nicht, dass wir Ferrari und Mercedes gefährlich werden können - selbst wenn es regnet."

"Wenn es regnen bietet das natürlich die Möglichkeit für Überholmanöver", hofft auch auch Hamilton auf ein spannenderes Rennen. "Sollte es trocken bleiben, wird es wieder schwierig, einander zu folgen. Vor allem, wenn nur Tausendstel zwischen uns liegen - wenn man sich folgt, gegen eine Menge Tausendste wieder verloren. Ein Regenrennen wäre aufregender."


Fotos: Großer Preis von China, Freitag


Auch der Wind könnte eine Rolle spielen. Viele Piloten gaben bereits im Qualifying an, von wechselnden Bedingungen beeinflusst worden zu sein. Am Sonntag frischt es noch einmal auf. Böen aus Südost können eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen.

Hamilton bangt mit den Fans

Laut Hamilton ändert der kommende Wetterumschwung aber nicht viel an der Abstimmung er Boliden, für die an diesem Wochenende ohnehin kaum Zeit war. "Es gibt eigentlich kein wirkliches Regen-Set-up mehr - vor allem wenn man nicht weiß, ob es wirklich regnen wird. Man stimmt das Auto einfach nach den Bedingungen ab, mit denen man es zu tun hat. Man kann morgen noch ein bisschen an den Flügeln drehen. Mehr braucht es nicht."

Der dreimalige Champion sorgt sich aber noch um die Zuschauer. "Ich hoffe, dass die Wolken so hoch bleiben, dass der Helikopter fliegen kann und wir das Rennen auch wirklich fahren können. Wir haben hier einen unglaublichen Fanzuspruch und wollen sicherstellen, dass wir den Zuschauern eine gute Show bieten können."


Fotos: Großer Preis von China, Pre-Events


Weil eine umfassende medizinische Versorgung nicht gewährleistet werden konnte, wurde am Freitag das erste Training verkürzt und das zweite ganz abgesagt. Mittlerweile haben sich die Organisatoren aber bereits um Lösungen bemüht, die denn Rennbetrieb am Sonntag gewährleisten sollen.