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  • 09.03.2017 10:54

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Nico Hülkenberg: Ziel Platz fünf für Renault in weiter Ferne

Die Probleme mit der Zuverlässigkeit nehmen Überhand, doch das Auto sei schnell, beteuern die Piloten: Warum Renault mit seiner Ankündigung (zu) ehrgeizig war

(Motorsport-Total.com) - Manche nannten sie optimistisch, andere großmäulig: Renaults Ankündigung, in der Formel-1-Saison 2017 Platz fünf der Konstrukteurs-WM erobern zu wollen, sorgte für Erstaunen. Nach den Eindrücken der Testfahrten in Barcelona scheinen sich die Franzosen ein (zu) ehrgeiziges Ziel gesteckt zu haben. Den R.S.17 plagen Kinderkrankheiten - allen voran am Antriebsstrang - und es mangelt an Tempo, obwohl das Auto sporadisch schnell ist und Nico Hülkenberg eine "gute Basis" erkennt.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg wird sich strecken müssen, um regelmäßig Punkte zu holen Zoom

Auf die Zielsetzung der Teamführung angesprochen zeigt sich der Deutsche pessimistisch: "Es wird eine große Herausforderung", bläst er die Backen auf und betont, dass es für ihn eher um Fortschritte als um Ergebnisse ginge: "Für mich ist es wichtig, dass das Team weiter wächst und sich entwickelt." Zahlreiche Neuzugänge im technischen Bereich und die Erweiterungen an der Fabrik in Enstone dürften nach Hülkenbergs Geschmack sein - die Probleme bei den Tests hingegen weniger.

Teamkollege Jolyon Palmer relativiert die Defekte: "Es war doch klar, dass es Probleme geben würde. Der Antrieb wurde im Winter komplett überholt - dafür hat sich die Leistung verbessert", meint der Brite. "Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um zwei voranzukommen." Die neue Architektur des V6-Turbohybrids aus Viry ist also Übeltäter und Hoffnungsträger zugleich. Palmer betont, dass mehr PS seinen Boliden bereits schneller gemacht hätten. Das macht ihm Mut.

"Klar, die Tage waren nicht toll - aber aufgrund unserer Rundenzeiten müssen wir uns keine Sorgen machen", analysiert der ehemalige GP2-Champion. Was Palmer meint: Im kombinierten Ergebnis der ersten Testwoche landete er auf dem sechsten Rang, Hülkenberg auf Platz acht. Rückstände von 1,691 und 2,086 Sekunden auf die (schon wieder deutlich verbesserte) Bestzeit von Mercedes sind auf dem Niveau, auf dem sich die Gelben während der Grands Prix im vergangenen Jahr bewegten.

Eine Verbesserung ist das nicht. Noch nicht. "Mercedes, Ferrari und Red Bull sind vor uns - an allen anderen sind wir dicht dran. Und wir haben noch eine Menge im Köcher", beschwört Palmer. Die Hauptkontrahenten der Werksmannschaft heißen also Force India und Williams. Zwei Teams, die mit einem kleineren Budget operieren, aber übermächtig erscheinen. "Man muss sich selbst hohe Ziele setzen", stützt Hülkenberg die Ankündigung des neuen Teamchefs Cyril Abiteboul.


Fotos: Renault, Testfahrten in Barcelona


In Barcelona lassen die Fortschritte noch auf sich warten: "Im Vergleich zu vergangener Woche sind wir auf dem gleichen Niveau", erklärt der Emmericher über den Status Quo bei Renault und räumt ein, dass es hapert: "Es gibt Raum für Verbesserungen in vielen Bereichen. Viel Arbeit ist bereits getan, es gibt gute Entwicklung." Gemeint ist mit den Schwachstellen allen voran die Zuverlässigkeit. Wer wüsste das besser als Palmer: "Ich habe ein halbes Rennen Rückstand", seufzt er nach einem neuerlichen Sensorproblem im Hydrauliksystem am Mittwoch.