powered by Motorsport.com

Jean Todt: "Bernie Ecclestone soll sein Leben genießen"

Was FIA-Boss Jean Todt seinem langjährigen Weggefährten und Streitpartner Bernie Ecclestone ausrichtet, was er von Liberty Media hält und welche Pläne er nun hat

(Motorsport-Total.com) - FIA-Boss Jean Todt und Bernie Ecclestone hatten in den vergangenen Jahren viele Gefechte und Meinungsverschiedenheiten. Die Ära des Formel-1-Zampanos ist nun aber seit Anfang des Jahres Geschichte. "Ich hoffe, dass Bernie jetzt sein Leben genießen kann, denn er hat so viele Dinge, die er genießen kann", richtet Todt seinem ehemaligen Weggefährten aus. Üm die Formel 1 müsse sich Ecclestone keine Sorgen machen, meint Todt: "Er sollte froh sein, dass sein Baby in guten Händen ist, denn man kann sagen, dass er dieses Baby entwickelt hat, obwohl es schon vor seiner Zeit existiert hat."

Titel-Bild zur News: Jean Todt, Bernie Ecclestone

Nicht immer die besten Freunde: Jean Todt und Bernie Ecclestone Zoom

Während Ecclestone abgesetzt wurde und nun nur noch einen Ehrentitel besitzt, muss Todt nun mit Liberty Media verhandeln. Der Medienkonzern, der die kommerziellen Rechte des Sports von CVC Capital Partners übernahm, hat unter anderem Todts ehemaligen Ferrari-Technikchef engagiert, um sich der sportlichen Seite der Formel 1 anzunehmen.

"Ich finde, sie haben bei der Auswahl des Käufers eine gute Wahl getroffen", spricht Todt ein Kompliment an CVC aus. Liberty Media hält der Franzose für "professionell und gut strukturiert. Außerdem haben sie gute Zugänge, und ihre Leute sind führend bei den neuen Technologien, den neuen Kommunikationsformen."

Todt bemüht sich bereits um Übergabe an Nachfolger

Todt, der sich schon in seiner zweiten und letzten Amtsperiode befindet und somit ebenfalls bald abtreten wird, bemüht sich nun bereits um die Übergabe: "Viele Dinge werden dann schon von meinem Nachfolger behandelt werden, und deshalb gebe ich mein bestes, um ein gutes Erbe zu hinterlassen. Manchmal muss ich es schützen, manchmal muss ich es optimieren."

Wenn Todt auf seine lange Karriere - er war vor der FIA-Präsidentschaft Rallye-Copilot, Peugeot-Rennleiter in der Rallye-WM und in Le Mans sowie später Ferrari-Boss - zurückblickt, dann hält er die vergangenen Jahre als "die schwierigsten, denn als Mitbewerber ist man entweder Erster, Zweiter, Zehnter, ausgeschieden, man ist gut oder schlecht. Bei der FIA ist es hingegen viel schwieriger, die Arbeit zu bewerten. Sie ist weniger rational. Hier gibt es Kämpfe und Wettbewerbe, aber sie werden auf andere Art und Weise bewertet."


Fotostrecke: "Wir sind die Mafia"

Todt über Abhängigkeitsverhältnis zu Montezemolo und Ecclestone

Mit seinen Weggefährten Ecclestone und Ex-Ferrari-Boss Luca di Montezemolo, mit denen er nicht immer einer Meinung war, bestand laut eigenen Angaben ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis: "Sie waren für mich wichtig und ich für sie. Di Montezemolo hat wahrscheinlich das Risiko genommen, mich zu engagieren, aber ich denke, dass er auch etwas zurückgekriegt hat. Und so war es auch bei Bernie. Er brauchte ein starkes Ferrari-Team, weil es sich um den größten Namen im Motorsport handelt, um Interesse zu erwecken. Und Bernie war so nett und hat an mich geglaubt. Und ich denke, dass ich ihn nicht enttäuscht habe."

Unter Todts Führung holte Ferrari mit Michael Schumacher von 2000 bis 2004 alle Formel-1-WM-Titel. 2007 gelang ihm dieses Kunststück mit Kimi Räikkönen ein weiteres Mal. Seitdem hat die Scuderia keinen WM-Titel mehr gewonnen.