Haas zu 80 Prozent bereit: Langsame Kurven bereiten Sorgen

Beim Haas-Team gibt es nach den Formel-1-Testfahrten 2017 in Barcelona noch Sorgen - Zu den Bremsproblemen kommt jetzt auch noch Untersteuern

(Motorsport-Total.com) - Die bislang gute Zuverlässigkeitsstatistik des Haas-Teams bekam am Schlusstag der Formel-1-Testfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya noch einmal ein paar Kratzer. Zunächst kreiselte Romain Grosjean am Vormittag von der Strecke, zwei Stunden später streikte der Haas VF-17. (Der Abschlusstag der Formel-1-Testfahrten im Live-Ticker) Wieder legte ein Problem mit einem Sensor die Elektronik lahm. Anders als am Dienstag, als der Unterboden ausgebaut werden musste, behob ein Reset am Lenkrad das Problem schnell. " Die Testfahrten wurden letztlich von einem Wasserleck beendet.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Der Haas VF-17 bereitet noch Probleme in langsamen Kurven Zoom

Es ist noch nicht alles in Lot bei den US-Amerikanern: Beide Haas-Piloten hatten große Probleme in der langsamen Kurve zehn nach der Gegengeraden. "Langsame Kurven sind ganz klar ein Bereich, in dem wir uns verbessern können", findet Grosjean und spricht sogar davon, dass dies der "Schlüssel" bis zum Großen Preis von Australien sei. Das Untersteuern versuchte der Franzose am Vormittag damit zu bekämpfen, dass er die Bremsbalance nach hinten stellte, um sich in die Kurve mit leicht losem Heck hinein zu bremsen. Doch dabei schnippte das Auto weg - die Balance war zu weit nach hinten verschoben worden.

Steiner sieht die Problematik mit den langsamen Ecken entspannt: "Ich glaube, viele Teams haben dieses Problem. Alle suchen derzeit nach mehr Grip. Jetzt geht es für eine Woche nach Hause zur Datenauswertung, um eine Lösung für Melbourne zu finden." Der Slow-Corner-Malus sollte besser schnell behoben werden. Der Albert Park Street Circuit hat mehrere langsame Ecken, der Schanghai International Circuit und der Bahrain International Circuit, die danach auf dem Programm stehen, weisen noch mehr davon auf.

Mehr Vorbereitungszeit gewünscht

Es ist nicht nur das Handlingsproblem - die Bremsprobleme aus dem Vorjahr ziehen sich bei Grosjean auch dieses Jahr wie ein roter Faden durch die Testfahrten. "Wir arbeiten hart an dem, was wir hinsichtlich des Mappings und Setups tun können und Brembo arbeitet ebenso hart am eigenen Produkt", so der 30-jährige Familienvater. Ihm fehlt es an Rückmeldung und Beständigkeit bei der Modulation des Bremspedals. Ein Wechsel von Brembo zu Carbon Industrie steht weiter im Raum, aber höchstens später in der Saison. Teamkollege Kevin Magnussen hatte keine Probleme.

Grosjean jammert außerdem, dass nicht ausreichend Testfahrten zur Verfügung stünden: "Es ist wie jedes Jahr. Ich fühle mich nicht gut vorbereitet mit nur vier Tagen im Auto. Die großen Teams scheinen gut gerüstet, bei uns gibt es viele Unbekannte. Aber das gehört halt zur Formel 1 dazu." Auch Steiner gibt zu, dass sein Team nur zu 80 Prozent bereit sei - trotz der guten ersten Testwoche, als man auf Rang vier in der Dauerläufer-Statistik auftauchte (in der zweiten Woche nur auf Rang acht).

Fest steht nach den Testfahrten, dass Haas wohl keine Rolle bei der Vergabe der Podiumsplätze spielen wird. Steiner beziffert den Rückstand auf 1,5 Sekunden, sieht sein Team aber auf einem Niveau mit Toro Rosso, Force India und Renault. "Es ist aber schwer zu sagen, wo wir stehen. An manchen Tagen haben wir gut ausgesehen, an anderen sah es so aus, als würden wir am Ende dieser vier Teams liegen." Am Abschlusstag kam Romain Grosjean auf Rang zehn in 1:21.110 Minuten.


Fotos: Testfahrten in Barcelona, Freitag


"Ich bin ziemlich zufrieden", konkludiert der Österreicher. " Viele Leute haben uns gewarnt, dass das zweite Jahr schwieriger sei als das erste. Es war nicht einfacher, aber wir haben geleistet, was wir wollten. Ich hoffe, dass unser zweites Jahr besser wird als das Erste. Wir müssen bei der Performance noch etwas finden, aber damit haben wir gerechnet." Ob Haas bis Melbourne noch die restlichen 20 Prozent findet? Steiner winkt ab: "Das ist ein bewegliches Ziel. Selbst wenn wir die Fortschritte erzielen, tun die anderen das ja auch."