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  • 27.03.2017 21:10

  • von Roman Wittemeier & Dominik Sharaf

Die großen Sauber-Baustellen: Flügel und Flattern

Wehrlein-Ersatzmann Antonio Giovinazzi rückt Sauber beim Formel-1-Auftakt 2017 in Melbourne in den positiven Fokus: Baustellen am Auto bleiben aber groß

(Motorsport-Total.com) - Mit einem starken zwölften Platz hat sich Formel-1-Rookie Antonio Giovinazzi beim Saisonauftakt 2017 in Melbourne äußerst positive Schlagzeilen gesichert. Der Italiener, der kurzfristig als Ersatzmann für den nach seinem Race-of-Champions-Crash immer noch angeschlagenen Pascal Wehrlein in den Sauber-Ferrari C36 rückte, stellte mit einer blitzsauberen Vorstellung in Australien die anhaltenden Schwächen des Schweizer Formel-1-Autos etwas in den Schatten.

Titel-Bild zur News: Antonio Giovinazzi

Antonio Giovinazzi hinterließ beim Formel-1-Debüt eine starke Duftmarke Zoom

Der zwölfte Rang des Neulings darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Hinwil noch zahlreiche Baustellen gibt. Nicht nur die Tatsache, dass man einen Vorjahres-Antrieb von Ferrari verwendet, lässt Sauber im Wettbewerb gegen die Mittelfeldteams noch recht alt aussehen. Die soliden Ergebnisse vom Trainingsauftakt am Freitag konnten die Schweizer am Samstag und Sonntag nicht bestätigen. Für Technikchef Jörg Zander steht fest, dass man einigen Rückstand aufholen muss.

Eine der Sauber-Baustellen wurde am ersten Tag des Melbourne-Wochenendes für alle Fans sichtbar: Obwohl das Team den neuen C36 für den Einsatz eines T-Flügels konzipiert hat, ließ man das Teil in der Garage. "Unsere Heckfinne hat noch eine recht große Aussparung. Das war mir alles viel zu weich", erklärt Zander. "Dann fährt man hinter einem Auto her, hat entsprechend starke Turbulenzen, das Teil schwingt dadurch extrem und es treten Beschädigungen auf."

S-Schacht bisher nur auf dem Papier vorhanden

Die Heckfinne muss also überarbeitet werden. Dies soll möglichst gelingen, ohne zusätzliches Gewicht ans Auto zu bringen. Eine harte Aufgabe, zumal die Strukturen und Möglichkeiten in Hinwil trotz neuer Teilhaber noch nicht optimal sind. "Wir greifen noch nicht nach den Sternen, haben aber eine gute Ausgangslage", sagt Zander, der von Audi zu Sauber zurückkehrte. "Meine Aufgabe ist es allen voran, die Strukturen und die Kommunikation zu verbessern."

"Es sind viele gute Leute im Team. Ich bin sehr glücklich, weil es eine sehr freundliche Umgebung ist", so der gebürtige Rheinländer, der seit Jahren in der Schweiz lebt. "In der Formel 1 herrscht eine immens hohe Dynamik. Da fühle ich mich gleich zu Hause. Man kann hier richtig Schlagzeilen machen. Die Burschen ziehen mit." Für Zander steht fest, dass Sauber die notwendigen Fortschritte machen wird. Man sei derzeit auf einer Aufholjagd, nachdem die Zukunft des Teams 2016 über einige Phasen ungewiss war.

Jörg Zander

Jörg Zander kehrte nach dem Audi-WEC-Ausstieg zu Sauber zurück Zoom

"Uns hat der eine oder andere Monat gefehlt. Wenn man gut aufgestellt ist, kann man pro Woche eine gewisse Menge Rundenzeitgewinn entwickeln. Wenn man später anfängt, tut man es mit einem Manko", erklärt Zander die aktuelle Situation im Team. Auf Grundlage dieser Voraussetzungen könne man mit der Basis des Sauber-Ferrari C36 zufrieden sein. "Ich bin sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Probleme aussortieren."

Sauber hat zum Start in die Formel-1-Saison 2017 ein konventionelles Auto, dem die Feinheiten und interessanten Details der Konkurrenz teils noch fehlen. Der T-Flügel wird bald optimiert im Einsatz sein, an anderer Stelle wird ebenso gearbeitet. "Den S-Schacht gibt es auf dem Papier", nennt Zander ein Beispiel. "Wir sind einfach ein Stück weit limitiert mit unseren Ressourcen. Das muss man akzeptieren. Wir haben recht spät angefangen. Dafür habe ich Verständnis. Wir mussten uns zuerst um das globale Konzept kümmern."


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