Wettrüsten der Großen: Sind kleine Teams 2017 chancenlos?

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul fürchtet, dass die kleinen Teams 2017 keine Rolle spielen könnten, weil die Großen mit ihren Budgets schnell davonziehen werden

(Motorsport-Total.com) - Ein neues Reglement, wie es 2017 in der Formel 1 Einzug findet, wird meistens als gute Chance für kleine Teams empfunden, die Großen vom Thron zu stoßen, weil die alten festgezurrten Kräfteverhältnisse nicht mehr existieren. Doch Renault-Teamchef Cyril Abiteboul befürchtet das genaue Gegenteil davon: Kleine Teams werden laut ihm schon bald keine Chance haben!

Titel-Bild zur News: Sergio Perez, Jolyon Palmer, Kimi Räikkönen

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Für den Franzosen wird die Formel-1-Saison 2017 ein einziges Wettrüsten der großen Teams sein, bei dem die Kleinen nicht mithalten können: "Es tut mir wirklich leid für alle Teams mit geringen Ressourcen", kündigt er beim Launch des französischen Herstellers schwierige Zeiten für Privatiers an. "Ich glaube, dass das meiste Budget für das Auto von etwa Force India schon weg ist - einfach um auf die neuen Regeln zu reagieren."

Bei Renault sehe die Sache hingegen anders aus. Das Auto, das gestern in London vorgestellt wurde, werde nicht das Gleiche sein wie bei den anstehenden Testfahrten in Barcelona. Und dieses werde wiederum nicht das Gleiche sein, das beim Saisonauftakt in Melbourne am Start stehen wird. "Rennen für Rennen werden wir neue Teile einführen", so Abiteboul.

Aus diesem Grund habe man sich trotz des schwierigen Jahres 2016 WM-Rang fünf zum Ziel gesetzt, wie man gestern verkündete. Mercedes, Ferrari oder Red Bull sollten noch eine Nummer zu groß sein, doch alles dahinter erscheint für die Franzosen schlagbar. "Wenn ich unsere Ressourcen anschaue, dann sollten wir spielend in der Lage sein, Teams wie Haas, Force India und so weiter zu schlagen", so Abiteboul.


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Der Renault-Teamchef weiß, wie sich die Arbeit bei einem unterfinanzierten Team anfühlt. Bei Caterham hatte er durch die Lage keine Chance auf Erfolg und fühlt daher mit den Teams mit, die auf ihre Ausgaben strikt achten müssen. In Enstone will man hingegen in den kommenden Monaten noch weiter aufrüsten, nachdem man während der Lotus-Misere personell nicht sonderlich gut aufgestellt war. Doch seit der Übernahme durch Renault geht es bergauf.

Derzeit arbeiten laut Abiteboul 1.050 Menschen in Enstone sowie dem Motorenstandort Viry. Während man in Viry diese Stärke behalten möchte, sollen es in Enstone mehr Leute werden. Von 475 zu Lotus-Zeiten steht man mittlerweile bei 580 Angestellten. 650 ist das angelegte Ziel, womit man aber noch weit unterhalb der Zahlen von Mercedes oder Red Bull wäre.


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Diese operieren mit zwischen 750 und 800 Angestellten, was Abiteboul allerdings nicht nachhaltig für zwei Rennautos findet. "Vielleicht können wir etwas an den Regeln machen, um das zu beschneiden", sagt der Franzose, der aber überzeugt ist, dass sein Team auch mit den geplanten 650 Mitarbeitern mithalten kann. "Mit dem was wir derzeit haben, könnten wir das aber niemals", sagt er. Doch der WM-Plan Renaults ist ohnehin langfristiger Natur...