• 26.11.2016 21:25

  • von Dieter Rencken, Maria Reyer & Daniel Halder

Williams in Abu Dhabi: Massa freut sich, Bottas rätselt

Felipe Massa (10.) konnte in seinem letzten Formel-1-Qualifying solide abschneiden, während Valtteri Bottas (11.) mit dem Ultrasoft hadert & keinen Reifenvorteil sieht

(Motorsport-Total.com) - Passend zum durchwachsenen Saisonverlauf hat das Williams-Team das letzte Qualifying des Jahres auf dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi auf den Rängen zehn und elf abgeschlossen. Felipe Massa konnte sich dabei etwas überraschend gegen Valtteri Bottas durchsetzen und im einseitigsten Teamduell des Starterfelds auf 4:17 verkürzen. Weil die Force-India-Piloten Nico Hülkenberg und Sergio Perez auf den Plätzen sieben und acht einmal mehr vor Williams stehen, scheint der vierte Platz in der Konstrukteurs-WM bei 27 Punkten Rückstand auf das Team von Vijay Mallya ein Ding der Unmöglichkeit.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa konnte in seinem letzten Qualifying noch einmal ins Q3 fahren Zoom

Interessant gestaltete sich die Williams-Strategie am Qualifying-Samstag vor allem gleich zu Beginn der Session. Beide Fahrer waren die einzigen, die in Q1 am Anfang mit Supersoft-Reifen auf die Strecke gingen. Bottas schaffte es auf der härteren Pirelli-Mischung als Elfter sogar als einziger aller Piloten ins Q2. Das war es dann aber auch schon mit dem Grund zur Freude für den Finnen. Im zweiten Abschnitt des Qualifyings konnte er nicht die gewünschte Zeit aus dem Ultrasoft herausquetschen und verfehlte mit einer Runde von 1:41.084 schließlich den Sprung in den letzten Quali-Abschnitt um 0,040 Sekunden.

"Ich hätte das gerne geschafft, aber aus irgendeinem Grund habe ich mit dem Ultrasoft nicht mehr Grip als mit dem Supersoft bekommen. Auf dem hat sich das Auto richtig gut angefühlt - im Gegensatz zum Qualifying-Reifen, aus dem wir nicht alles herausholen konnten", rätselt der 27-Jährige. "Als wir vom Supersoft auf den Ultrasoft umgesteckt haben, konnte ich keinen Grip gewinnen. Das ist nicht normal. Es sollte eigentlich zumindest eine halbe Sekunde Unterschied sein, aber das habe ich einfach nicht zusammenbekommen."

Bottas hätte es in Q2 wie Red Bull gemacht

Auch bei der Ursachenforschung kam man zu keinem Ergebnis: "Wir haben uns alles angeschaut, die Temperaturen und Drücke, aber wir verstehen es nicht komplett. Ich hatte keine Fehler auf der Runde." Könnte er das Qualifying noch einmal fahren, würde er in Q2 wie Red Bull den Supersoft aufziehen. Immerhin: Platz elf in der Startaufstellung erlaubt dem Finnen am Rennsonntag freie Reifenwahl beim Start.

Doch selbst diesen vermeintlichen Vorteil will er nicht gelten lassen: "Der Vorteil wird leider nicht so groß sein, weil mein Supersoft bereits gebraucht ist. Der Ultrasoft ist ein besserer Startreifen als der härtere. Ich bin mir also nicht sicher, ob wir diesmal dadurch einen großen Vorteil haben werden. Es stimmt nicht, dass wir jetzt einen Stopp weniger fahren könnten", bleibt Bottas realistisch.

Teamkollege Massa hatte ein besseres Gefühl für den Ultrasoft-Pirelli und war nach dem Qualifying wesentlich zufriedener - vor allem mit seiner Performance im zweiten Abschnitt: "Dort ist mir eine richtig gute Runde gelungen, mit der ich es ins Q3 geschafft habe. Da bin ich dann nur einmal rausgefahren", berichtet er. Seine Zeit konnte er im letzten Abschnitt nicht mehr steigern, am Teamfunk nach dem Quali erklärte er, dass er aus dem letzten Reifensatz nicht das Optimum herausholen konnte.


Fotos: Williams, Großer Preis von Abu Dhabi


Massa: In Q3 nicht mehr das Maximum herausgeholt

"Ich hatte gehofft, dass ich hier ein noch besseres Gefühl für die Reifen bekommen würde, aber das Gegenteil war der Fall. So konnte ich meine Rundenzeit aus Q2 leider nicht mehr verbessern", erklärt der Brasilianer über das letzte Qualifying seiner Karriere. Seine Rundenzeit von 1:41.213 Minuten beschert ihm Startplatz zehn. Mit einem Strahlen im Gesicht meint er dennoch: "Es war eine gute Leistung und ich bin glücklich, so aufhören zu können". Nachsatz: "Ich höre nicht aufgrund des Speeds auf, sondern aus anderen Gründen." Gleichwohl weiß der 35-Jährige, dass am Sonntag noch eine große Aufgabe auf ihn wartet.

"Die Strategie und der Rennverlauf hängen von den Reifen ab. Ich war mit meinem Abschneiden auf den Longruns am Freitag und am Samstagmittag sehr zufrieden. Vielleicht ist das Auto im Rennen ja ganz gut in Form", hofft er. Tatsächlich: Während man in den Freien Trainings schon erkennen konnte, dass Williams auf einer schnellen Runde Probleme mit den Reifen hat, könnte der britische Traditionsrennstall im Renntrimm etwas besser aussehen.

Beim Versuch, eine schnelle Runde zu fahren, ereilte Massa im dritten Freien Training sogar ein Dreher. Nun konzentriert er sich darauf, in seinem 250. Rennen ein weiteres Topergebnis einzufahren. "Wir können am Sonntag ein paar Punkte holen. Wir werden aufs Gas drücken und alles geben", weiß auch sein langjähriger Begleiter, Williams-Cheftechniker, Rob Smedley.


Großer Preis von Abu Dhabi

Symonds über WM-Kampf: "Niemals aufgeben!"

Auch Technikchef Pat Symonds ist erfreut über Massas Leistung: "Felipe hat die Situation gut im Griff, wenn man bedenkt, dass er erst heute Vormittag mit dem Ultrasoft gefahren ist. Die generelle Performance war aber nicht so gut, wie wir eigentlich gedacht hätten", gibt er zu. "Valtteris Runden auf dem Supersoft waren gut, auf dem Ultrasoft konnte er einfach keine Zeit finden. Die Strecke scheint den Unterschied zwischen den Mischungen außerdem weiter zu minimieren", erklärt der Brite.

Trotzdem sieht er Williams im Rennen stärker. Sein Credo: "Niemals aufgeben." Am Freitag war man mit vollem Tank besser als Force India, betont er. "Vorausgesetzt wir fallen in den ersten Runden nicht zu weit zurück, können wir sie herausfordern."