• 28.11.2016 17:50

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Toto Wolff beeindruckt: "Nico ist ein zäher Hund"

Toto Wolff und Niki Lauda stellen Weltmeister Nico Rosberg ein herausragendes Zeugnis aus und sind beeindruckt, dass er Lewis Hamilton besiegen konnte

(Motorsport-Total.com) - Als die Weltmeisterschaft 2014 im letzten Rennen verloren ging und spätestens als er 2015 überhaupt keine Chance gegen Lewis Hamilton hatte, haben nicht wenige geglaubt, dass Nico Rosberg in diesem Leben nicht mehr Formel-1-Weltmeister wird. Doch der Deutsche hat seine Zweifler mundtot gemacht und sich gestern den ersten Titel in der Königsklasse geholt.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Niki Lauda, Toto Wolff

Wie eine große Familie: Nico Rosberg, Niki Lauda und Toto Wolff Zoom

Dabei ließ er sich auch von den taktischen Spielchen seines Teamkollegen nicht aus der Ruhe bringen und fuhr seinen zweiten Platz nach Hause. Für seine Vorgesetzten bei Mercedes hat Rosberg damit in der Saison 2016 alles richtig gemacht und bewiesen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. "Ich ziehe meinen Hut vor Nico", lobt Aufsichtsratsvorsitz Niki Lauda. "Die erste Weltmeisterschaft ist die schwierigste überhaupt. Das hat er heute geschafft."

Doch nicht nur der WM-Titel an sich hat den Österreicher beeindruckt. Viel herausragender findet er, dass er sich dabei gegen Lewis Hamilton im gleichen Auto durchsetzen konnte. "Das ist für mich eine noch größere Leistung als nur der WM-Titel", findet Lauda. "Er hat den talentiertesten Fahrer als Teamkollege. Dabei die Weltmeisterschaft zu gewinnen und es in den vergangenen Jahren so spannend zu machen, ist ein echter Erfolg", stimmt auch Toto Wolff zu.

Für den Motorsportchef ist Rosberg der verdiente Weltmeister der Formel-1-Saison 2016. Er sei zäh und habe sich an den stärksten und talentiertesten Fahrern immer weiter hochgearbeitet - immerhin hatte er neben Hamilton auch Michael Schumacher drei Jahre lang als Teamkollege. "Und er hat die wichtigen Punkte geholt", betont Wolff und nennt als Beispiel Baku, als beide ein Elektronikproblem hatten. "Er hat das Problem in einer Runde gefixt, Lewis hat das ganze Rennen mit diesem Problem fahren müssen."


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Wolff: Hamilton hat nicht verloren, Rosberg hat gewonnen

Für den Österreicher ist vor allem ein Punkt wichtig: "Er hat das schon für sich entschieden", sagt er. Das heißt, dass Rosberg den Titel aus eigener Kraft geholt habe, und nicht nur, weil etwa Hamilton in Malaysia mit seinem Motorschaden in Führung liegend ausgefallen war. "Es ist ein mechanischer Sport und dazu gehört auch, dass man mal ausfällt. In den vergangenen Jahren war es vielleicht mehr der Nico, jetzt war es der Lewis. So ist das nun mal", sagt Wolff.

Daher habe sich der Wiesbadener den Titel 2016 absolut verdient. Dass man häufig nur die andere Seite betrachtet und darüber spricht, wie Hamilton den Titel verloren hat, findet er seinem Schützling gegenüber unfair: "Wir dürfen Nicos Erfolge nicht vernachlässigen. Das sollten wir ehren", sagt er. Denn Rosberg hat sich durch Hamiltons Stärke und die Niederlagen nicht runterziehen lassen, sondern sich zurückgekämpft: "Er ist ein richtig zäher Hund. Er lässt nicht locker."


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Das lässt sich auch in den Ergebnislisten ablesen. Obwohl Hamilton den WM-Titel 2015 vorzeitig klar machte, ließ sich Rosberg nicht hängen. Obwohl es eigentlich um nichts mehr ging, gewann er die abschließenden drei Saisonrennen und die ersten vier Rennen in diesem Jahr - also sieben Grand Prix in Folge. Auch das Hamilton den Rückstand aufholen konnte und sich vor der Sommerpause die Führung in der WM schnappte, brachte Rosberg nicht aus der Ruhe.

Der "würdigste Weltmeister aller Zeiten"?

Entspannt kam er aus dem Sommerurlaub zurück und sicherte sich vier der fünf nächsten Rennen. Weil er danach alles in der eigenen Hand hatte, konnte er Hamilton die restlichen vier Rennen unbesorgt überlassen und sich mit vier zweiten Rängen zum Titel retten. "Nico hat es sich verdient und hat mit einer Superleistung die Meisterschaft herausgefahren", lobt Lauda. "Er war eine Zeit lang besser als Hamilton und hat immer wieder zurückgeschlagen. Nico hat es verdient wie kein anderer."

Bei Mercedes ist man froh, dass man neben dem extrovertierten Briten noch einen Fahrer hat, der das Team zusammenhält. Wolff bezeichnet ihn als wichtigen Bestandteil des Rennstalls und weiß, was er an seinem Piloten hat. Er bringt ein Beispiel: "Als am Donnerstag die ersten Giftpfeile geschossen wurden, hat er beruhigt. Er ist auch ein Stimmungsbringer im Team. Das ist wichtig, weil wir zu 21 Rennen im Jahr reisen. Da muss die Stimmung gut sein."

Niki Lauda bringt Rosberg Vorzüge auf den Punkt: "Nicos Stärken sind relativ einfach zu definieren: Lewis kam ins Team und hat mit seinem Supertalent zwei Weltmeisterschaften vor ihm gewonnen. Nico hat die Strategie umgedreht: Er hat das gleiche Talent und die gleiche Aggressivität, die Lewis früher hatte, aus sich herausgeholt. Er war ebenbürtig mit Lewis. Er hat sich mit Kopf und Körper hochgefahren. Er ist intelligent und schafft es. Deshalb ist er für mich der würdigste Weltmeister aller Zeiten."