Red Bull: Mercedes hat keine Erfahrung mit echtem Titelkampf

Red-Bull-Teamchef Christian Horner glaubt 2017 mit seinem Team näher an Mercedes herankommen zu können und will dann auf Erfahrung setzen

(Motorsport-Total.com) - Nach der Saison ist vor der Regeländerung. Die Formel-1-Saison 2016 geht an diesem Wochenende in ihre letzten Züge - und der hoffnungsvolle Blick geht schon auf das kommende Jahr. Selbst eingefleischte Mercedes-Fans dürften darauf hoffen, dass ihre Silberpfeile bei der Titelverteidigung 2017 ein wenig mehr herausgefordert werden. Neue aerodynamische Voraussetzungen und breitere Reifen sollen die Karten neu mischen. Aber kann es wirklich zu einer Revolution kommen? "Wir müssen die Tests abwarten um zu sehen, wie die Autos werden", sagt Bernie Ecclestone gegenüber Brasiliens 'Globo'. "Aber eines ist sicher: Mercedes wird die Dominanz in der Formel 1 behalten."

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Bei Red Bull wittert man für die Saison 2017 Morgenluft Zoom

Für die restlichen zehn Teams klingt das wenig ermutigend. Aber die Hoffnung bleibt. Red-Bull-Teamchef Christian Horner geht zum Beispiel davon aus, dass man Mercedes mit Erfahrung schlagen könnte, würde man nur ein bisschen näher rankommen. "Mercedes war bisher in der glücklichen Position, nie wirklich herausgefordert worden zu sein", sagt er. "Wenn das Feld näher zusammenrückt, erzeugt das auch mehr Druck. Wir selbst haben 2010 und 2012 enge WM-Kämpfe gehabt, die bis zum Saisonfinale gingen. Da haben wir schon Erfahrung, wie man mit wo etwas umgeht. Für Mercedes wäre es eine neue Erfahrung, wenn sie unter Druck gerieten - wozu es irgendwann kommen wird."

Seit die Königsklasse 2014 in ihre Hybrid-Ära gestartet ist, konnte Mercedes nicht das Wasser gereicht werden. Ferrari versuchte es im vergangen Jahr mit drei Siegen, die Sebastian Vettel einfahren konnte. Im Laufe dieser Saison konnte sich Red Bull als erster Verfolger auszeichnen, allerdings auch nur zwei Rennen für sich entscheiden. Sie Situation blieb in den drei Jahren gleich: Haben die Silberpfeile keine Probleme, belegen sie die ersten beiden Plätze.

"Ich denke, dass es schwierig werden wird, Mercedes zu knacken", muss auch Horner einräumen. "Sie werden auch in das kommende Jahr als klare Favoriten gehen. Wir haben aber die Hoffnung, dass sich mit den neuen Regeln der Schwerpunkt zwischen Motor uns Chassis ausbalancieren wird. Wir sind auch zuversichtlich, dass wir über den Winter einen Fortschritt mit dem Motor machen werden. Die neuen Regeln sind für jeden wie ein leeres Blatt Papier. Man weiß daher nicht, wo man momentan im Vergleich zur Konkurrenz steht. Es ist eine Chance, aber auch eine Herausforderung, auf die wir uns freuen."

Regeländerungen können eben Fluch und Segen zugleich sein. "Man hofft, dass man nichts übersehen hat", beschreibt es Horner, "wie den doppelten Diffusor zum Beispiel, der eine Interpretation der Regeln war, die jemand entdeckt hat und einen Vorteil daraus ziehen konnte. Die Regeln sind nicht so dramatisch anders wie von 2008 auf 2009. Dennoch bieten sie große Möglichkeiten, die Autos signifikant schneller zu machen. Es wird im kommenden Jahr sicherlich zu einem Entwicklungsrennen kommen."

Red Bull kommt besonders ermutigt aus der laufenden Saison. Anfang 2016 haben sie noch gehofft, überhaupt unter die Top-5 zu kommen. Die Voraussetzungen für 2017 sind nach der starken Aufholjagd aber ganz andere. "Eine Regeländerung kann das Feld ein wenig aufmischen", so Horner. "Ich bin mir sicher, Toto (Wolff, Mercedes-Motorsportchef; Anm. d. Red.) würde die Autos gerne für die kommenden fünf Jahre einfrieren. Für uns bietet die Regeländerung aber eine Chance. Wir haben ein starkes Team, eine starke Fahrerpaarung und alle Zutaten, um im kommenden Jahr stark aufzutreten. Wir können hoffentlich die Lücke schließen und die Dominanz von Mercedes brechen."

Das viermalige Weltmeisterteam schöpft seine Hoffnung aus seiner aerodynamischen Stärke, aber auch aus der immer stärker werdenden Renault-Antriebseinheit. "Die Schwierigkeiten, die wir im vergangenen Jahr hatten, waren ein Katalysator für positive Veränderungen", erklärt Horner. "Das hat sich schon im Laufe diesen Jahres gezeigt. Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden wir in den kommenden zwölf Monaten hoffentlich in einen Bereich kommen, in dem wir mit den V8s waren. Wir sind auch ein guter Maßstab für ihr eigenes Team. Sie garantieren uns absolute Gleichheit, denn für ihre Entwicklung ist es gut, uns als Maßstab zu haben. Sie befinden sich in einem Entwicklungsprozess, für den es gut ist, mit uns zu sehen, wozu der Motor im Stande ist."