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  • 29.10.2016 09:59

  • von Dominik Sharaf

Toro-Rosso-Teamchef: Piloten sollen sich in die Kiste fahren

Franz Tost wünscht sich weniger Strafen und mehr Action, damit seine Freunde "nicht vor dem Fernseher schlafen" müssen - Manor kritisiert PR-dressierte Piloten

(Motorsport-Total.com) - Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hat sich heftig über die Strafenpolitik der Formel-1-Rennleitung beklagt. Für den Österreicher zerstören die Offiziellen mit ihrem harten Durchgreifen insbesondere bei Zweikämpfen das letzte bisschen Spannung auf der Strecke. "Wir brauchen aufregende Rennen. Wenn sie sich gegenseitig in die Kiste fahren, fahren sich eben gegenseitig in die Kiste. Das wollen die Leute doch sehen", wünscht sich Tost mehr Feindkontakt. "Die Formel 1 ist auch Unterhaltung."

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Franz Tost wünscht sich Motorsport der alten Schule zurück Zoom

Zuletzt rückten jedoch andere Themen in den Vordergrund: Das Kopfschutzsystem Halo oder die asphaltierten Auslaufzonen (Stichwort Track-Limits) bestimmten die Debatten im Paddock. "Wir reden derzeit zu viel über die Sicherheit. Die Formel 1 ist gefährlich, aber aktuell passiert auf der Rennstrecke ja kaum noch etwas", fordert Tost, sich anderen Problemen zu widmen und sieht, wie Bekannte sich von der Königsklasse abwenden, weil Mercedes dominiert die Rennen langweilig sind: "Einige Freunde sagen mir: 'Ich kann auch woanders schlafen als vor dem Fernseher.'"

Von Bernie Ecclestones Vorschlag, statt der Kiesbetten oder der Auslaufzonen lieber Mauern am Streckenrand aufzustellen, hält der Toro-Rosso-Teamchef aber nichts: "Da sollten keine stehen, weil es teuer ist, wenn die Autos reinfahren." Denn steigen die Kosten durch Crashes, haben die großen Teams wieder einen Vorteil mehr und die Abwechslung im sportlichen Geschehen leidet.

McLaren-Rennleiter Eric Boullier vermutet, dass die häufigen Regelnovellen schuld wären an der Dominanz eines einzelnen Teams. Er erinnert an die Saison 2012, als es sieben verschiedene Sieger in den ersten sieben Rennen gab, die technischen Bestimmungen aber am Ende ihres Lebenszyklus waren. "Da hat sich jeder beschwert, dass es nicht gut genug sei", wundert sich der Franzose. "Wir können die Regeln wieder so hinbekommen, dass jeder die Chance hat, konkurrenzfähig zu sein."

Den Finger in die Wunde der Geldverteilung legt Manors Sportdirektor Dave Ryan. Der Brite sieht in diesem Punkt das Hauptproblem, stimmt aber Tost in Sachen Überregulierung zu. "Es geht zu weit", schimpft auch er über die Politik der Rennleitung. "Die Fahrer werden davon abgehalten, aktiv Rennen zu fahren. Es ist doch nur Motorsport und sie dürfen es nicht mehr tun."


Fotostrecke: Die zehn denkwürdigsten F1-Regeländerungen

Ryan moniert außerdem Zwänge der PR, in denen sich die Piloten befänden: "Es gibt nicht viele Fahrer, die mehr sind als ein Aushängeschild ihres Unternehmens. Sie dürfen ihre Meinung nicht sagen", findet er und denkt dabei an seinen früheren McLaren-Schützling Hamilton: "Lewis wird dafür kritisiert, was er tut. Aber warum? Er zieht einfach sein Ding durch. Würden das mehr Fahrer tun, dann täte das dem Sport gut."

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