McLaren-Honda will Lehren aus Suzuka-Desaster ziehen

Der Große Preis von Japan geriet für McLaren-Honda im Vorjahr zur Katastrophe, doch 2016 soll alles anders werden: "Wir können ein gutes Niveau erwarten"

(Motorsport-Total.com) - In Malaysia gelang es McLaren zum dritten Mal in der Formel-1-Saison 2016, beide Autos in die Punkte zu bringen. Mit Fernando Alonsos sechstem und Jenson Buttons neuntem Platz besserte das Traditionsteam nicht nur sein Punktekonto auf, sondern schöpfte auch neues Selbstbewusstsein für den Großen Preis von Japan an diesem Wochenende. Beim Heimspiel von Motorenausstatter Honda soll schließlich ein ähnliches gutes Resultat gelingen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Viel Lob statt Wutausbrüche: Alonso ist mit der Arbeit von Honda zufrieden Zoom

Im Vorjahr war McLaren mit diesem Vorhaben noch gescheitert: Platz elf und 14, keine Punkte und einige riesige Enttäuschung machten das Suzuka-Rennen damals zu einem Wochenende zum Vergessen. "Von außen betrachtet war das natürlich ein sehr bitterer Moment", sagt Hondas Formel-1-Chef Yusuke Hasegawa im Interview mit 'Reuters'. Er war erst später als Ersatz für Yasuhisa Arai zum Team gestoßen.

"Aber ich denke, es war ein Moment, den wir erfahren mussten. Im Zuge von Fernandos Kommentar und dem schlechten Ergebnis haben wir im vergangenen Jahr noch härter an uns gearbeitet", erklärt Hasegawa weiter. Alonso hatte seinem Ärger damals am Funk Luft gemacht und gewütet: "Ich werde auf der Geraden wie ein GP2-Auto überholt! Das ist peinlich, sehr peinlich." Damit war das PR-Desaster für Honda perfekt.

Bessere Zuverlässigkeit und Performance

Doch mittlerweile findet der Spanier vor allem lobende Worte für die im Jahr 2015 wiederbelebte Zusammenarbeit mit dem japanischen Motorfabrikant. "Ihre Philosophie und Herangehensweise, nicht nur was den Rennsport, sondern auch das Leben im Allgemeinen angeht, ist sehr interessant. Es hat auch viel mit japanischer Kultur und Mentalität zu tun. Das überträgt sich auf deren Arbeitsweise", so Alonso am Donnerstag.

"Sie folgen ihrem Programm. Für uns ist das natürlich manchmal frustrierend, weil wir oft alles jetzt und sofort wollen. Aber in der Formel 1 braucht alles etwas Zeit. Sie machen ihren Job und geben ihr Bestes", lobt der McLaren-Pilot weiter. In der aktuellen Formel-1-Saison hat sich das bereits ausgezahlt: Mit 62 WM-Punkten liegt das Team schon längst deutlich über der mageren Ausbeute des Vorjahres.


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Damals beendete man die Saison mit 27 Punkten auf dem vorletzten Platz, nachdem man nur in fünf von 19 Rennen gepunktet hatte und zwölf Ausfälle hinnehmen musste. Doch mittlerweile hat die Mannschaft aus Woking nicht nur die Zuverlässigkeit des MP4-31 im Griff, sondern konnte dank einiger Upgrades auch bei der Performance zulegen. In Japan wird Alonso mit der in Malaysia getesteten neuen Antriebseinheit fahren.

Alonso: "Alle sind motivierter und kreativer"

"Wir sind mit den Fortschritten, die wir dieses Jahr gemacht haben, glücklich und können mit einigen konkurrenzfähigen Teams wie Force India und Williams kämpfen. In den letzten sechs Rennen sind wir viermal Siebter geworden- und das direkt hinter den drei Topteams", analysiert er. Das schlägt sich auch auf die Arbeit im Team nieder: "Die Motivation ist umso höher. Alle sind etwas kreativer."

Entsprechend groß sind die Hoffnungen, vor japanischer Kulisse abzuliefern. "Wir können ein gutes Niveau erwarten", versichert Hasegawa. "Für dieses Jahr ist es sehr wichtig, unseren Fortschritt zu untermauern." In der kommenden Saison wolle man dann endlich wieder um Podestplätze kämpfen, wobei sich Hondas Formel-1-Chef aus der Erfahrung der Vergangenheit mit genauen Prognosen zurückhält.

"Wir legen uns nicht fest, aber natürlich würden wir gerne einige Podien einfahren", sagt er. "Die Frage ist, ob wir das dafür nötige Leistungslevel erreichen können oder nicht." Mit den tiefgreifenden Veränderungen, die die Königsklasse in der Saison 2017 durchlaufen wird, ist das nur schwer vorherzusehen. Das weiß auch Alonso: "Über nächstes Jahr kann noch nicht wirklich viel sagen, weder positiv noch negativ."

Formel-1-Saison 2017 als große Unbekannte

Zwar werde bereits akribisch auf nächstes Jahr hingearbeitet, doch im Moment sei alles noch sehr theoretisch, finde im Simulator, im Windkanal und auf dem Prüfstand statt. "Aber natürlich wollen wir nächstes Jahr konkurrenzfähig sein. Vom vergangenen Jahr bis jetzt ist uns ein großer Sprung gelungen. Davon brauchen wir noch einen für nächstes Jahr", urteilt der McLaren-Pilot.

Er kennt die Schwachstellen, an denen man ansetzen muss: "Das fängt beim Einzug in Q3 an, geht über WM-Punkte und schließlich Podiumsplätze und Siege. Wir haben das Potenzial, die richtigen Anlagen und talentierte Leute. Es ist nur eine Frage der Zeit." Der letzte Sieg gelang McLaren in Brasilien 2012 (damals noch Mercedes-Kundenteam). Das letzte Top-3-Ergebnis beim Saisonauftakt 2014 liegt zwei Jahre zurück.